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Belsey führte seine würgenden, keuchenden Leute zum Heck und brüllte:»Höchste Zeit, abzuziehen, Sir. «Er grinste, obwohl ihm vor Qualm die Augen tränten.

Bolitho deutete hinab.»Das Boot ist an der Gilling vertäut. Schnell hinunter, Jungs. Das Magazin wird gleich in die Luft fliegen.»

Ein Matrose nach dem anderen glitt in das kleine Boot hinunter. Bolitho, der vor Hitze kaum atmen konnte und den die vorrückenden Flammen fast blendeten, verließ die Korvette als letzter.

«Riemen bei!«bellte Stockdale.»Ruder an!»

Das Boot kam klar. Die grausame Glut ließ das Weiße in den

Augen der Männer aufglimmen, als die brennende Korvette vorbeitrieb. In der Nähe schwammen mehrere Franzosen. Einer versuchte, sich in das bereits überfüllte Boot zu ziehen, doch Stockdale stieß ihn zurück, und seine jammervollen Schreie verklangen achtern.

«Bei Gott, jetzt sind sie zusammengestoßen«, rief ein Matrose.

Die Korvette hatte den Transporter erreicht, und die Flammen züngelten bereits seine hohen Masten hinauf. Die halb herabgelassenen Segel fingen Feuer und verwehten wie Asche im Wind.

«Pullt, Jungs, pullt!«Bolitho drehte sich um, um den Erfolg seiner Attacke zu beobachten, der ihn halb mit Befriedigung, halb mit Abscheu erfüllte.

Das Magazin der Korvette explodierte. Das Schiff, vor einer halben Stunde noch still vor Anker, brach mittschiffs auseinander und versank sprühend und zischend. Die Arbeit war getan. Der Transporter stand vom Steven bis zum Heck in Flammen, Fock- und Großmast waren vor Rauch schon nicht mehr zu sehen. Der Qualm verbarg den anderen Transporter, doch Bolitho wußte, daß es nur zwei Möglichkeiten für das Schiff gab. Entweder versuchte es auszubrechen, wobei es riskierte, das Schicksal seines Schwesternschiffs zu erleiden, oder es ließ sich auf den Strand treiben, wo es nach Einsetzen der Ebbe als nutzloses Wrack liegen bleiben würde.

«Lichter am Ende der Bucht, Sir«, meldete Belsey.»Dort liegen wahrscheinlich die Truppen.»

Bolitho fuhr sich über das rauchgeschwärzte Gesicht und nickte.»Wir haben in ein Hornissennest gestochen. Gleich werden sie über uns herfallen. «Daß ihre Schiffe zerstört und ihre Batterien kampfunfähig gemacht waren, mußte die französischen Soldaten nach Rache dürsten lassen. Immerhin, es war vollbracht. Und viel besser, als er gehofft hatte. Daran würden die Leute künftig denken, wenn sie den Namen Phalarope aussprachen.

Leutnant Matthew Okes starrte von der Batterie hinunter, erschreckt und benommen durch die rasende Feuersglut und die hallenden Explosionen. Auf seinem schweißnassen Gesicht spürte er den glühenden Hauch des brennenden Schiffs, und sein ganzes Wesen wehrte sich gegen die Schrecken, die er sah, und gegen die, die er nur ahnen konnte.

«Höchste Zeit, die Kanonen hinunterzustoßen«, sagte Farquhar scharf.

Okes nickte stumm, seine Augen hafteten noch immer auf dem flammenden Transporterschiff, das sich langsam auf die Seite legte. Männer schwammen oder trieben zwischen den Trümmern und dem verkohlten Treibgut. Unaufhörlich regneten Wrackstücke, von gedämpften Explosionen innerhalb des geborstenen Rumpfes hochgeschleudert, in das glitzernde Wasser. Obwohl der Rauch die Sicht behinderte, sah er, daß der zweite Transporter gleich auflaufen würde. Seine Masten neigten sich schon gefährlich.

Hinter ihm rumpelte es, und ein abgerissenes Hurra erklang, als die Matrosen die erste Kanone über den Klippenrand stießen. Eine zweite, eine dritte Kanone folgte und stürzte krachend auf die Felsen. Er hörte, wie McIntosh seine Leute anfeuerte, ihnen die anderen nachzuschicken.

Okes spürte, daß ihm die Knie weich wurden. Am liebsten hätte er sich davongemacht und der höllischen Szene mit ihrem von Funken gesprenkelten Rauch und den Flammen, die die ganze Reede erhellten, den Rücken gekehrt. Es war die reine Verrücktheit, etwas, das niemand von ihnen unter Kontrolle halten konnte.

Von Bolitho war nichts zu sehen. Selbst wenn es ihm gelungen sein sollte, den Brander zu verlassen, würde es sehr lange dauern, wieder zum Vorgebirge zurückzukommen.

«Dort, Sir«, sagte Farquhar.»Sehen Sie. Truppen schwärmen über den Kamm.»

Gerade als Okes seine Augen von der Schreckensszene losriß, legte sich der Transporter auf die Seite und versank in den Fluten. Damit erlosch das grelle Licht wie eine Kerze, und der Ankergrund sank wieder in tiefen Schatten zurück. Okes blinzelte durch den Rauch. Es wurde bereits heller, über dem Kamm jenseits der Reede lag schon ein schwaches Grau. Die Feuersglut der Schiffe hatte das Nahen der Morgendämmerung verborgen. Er blickte in die von Farquhar gewiesene Richtung und nahm mit steigender Panik das schwache Aufglänzen von Bajonetten wahr. Eine Formation schob sich wie eine riesige Raupe über den Rand des nächstgelegenen Hügels.

Seine Augen glitten von den heranmarschierenden Truppen zur Brücke und von seiner Position auf dem Batteriegelände zum Ende der Küstenstraße. Mit einer Stimme, die er kaum erkannte, befahl er:»Bereiten Sie alles zur Sprengung des Magazins vor, Mr. Farquhar. «Er starrte um sich wie ein in der Falle sitzendes Tier.»Ich muß sofort zu Rennie. Machen Sie hier weiter.»

Er eilte davon und ignorierte die verwunderten Blicke der Matrosen und die in Farquhars Augen aufblitzende Verachtung. Seine Gedanken rasten, und plötzlich raste auch er mit keuchendem Atem. Er stolperte über Stechginster und glitt auf Steinen aus. Dann rannte er blind über die Brücke und an den bewaffneten Matrosen auf der Talseite vorbei. Weiter, nur weiter! Da und dort bemerkte er zwischen dem Farnkraut des Abhangs die roten Röcke der Seesoldaten, und mit Entsetzen wurde ihm klar, daß das Ufer und die zusammengewürfelten Häuser vor dem Pier bereits zu erkennen waren. Das wachsende Tageslicht steigerte sein Gefühl, der Gefahr nackt und bloß ausgesetzt zu sein, und im Geiste hörte er den Tritt französischer Soldaten, die vorrückten, um ihm die Flucht zur See abzuschneiden.

Okes folgte der Wegbiegung und wäre beinahe über Hauptmann Rennie gestürzt. Rennie hatte es sich auf einem niedrigen, grasbewachsenen Wall bequem gemacht. Sein Dreispitz und sein Degen lagen neben ihm. Auf den Knien hielt er eine halb verzehrte Pastete. Als Okes taumelnd vor ihm stehenblieb, blickte er auf und wischte sich gelassen den Mund mit seinem Taschentuch.

«Köstlich«, sagte er und sah forschend an dem Zweiten vorbei.»Hört sich an, als wären sie ziemlich lebhaft dahinten.»

Okes blickte wild umher. Das war fast zuviel. Er hätte am liebsten gebrüllt und Rennie durchgeschüttelt, damit er das Ausmaß der Gefahr begriff. Doch Rennie kniff die Augen zusammen und sagte:»Auch ein Stück Hühnerpastete? Ich hatte schon fast vergessen, wie sowas schmeckt. «Er deutete über die Schulter, ohne Okes' verzerrtes Gesicht aus den Augen zu lassen.»Haben mir während der Nacht irgendwelche Holländer aus dem Dorf gebracht, verdammt nette Leute. Schade, daß wir im Krieg sind, nicht?«Er stand auf und wickelte den Rest der Pastete sorgfältig in sein Taschentuch. Dann sagte er gelassen:

«Nun, erzählen Sie. Wie stehen die Dinge?»

Okes gab sich alle Mühe, ruhig zu sprechen.»Die Franzosen kommen. Von dort, hinter dem Berg.»

«Ich weiß. Meine Leute haben sie bereits entdeckt. «Rennie musterte ihn unbewegt.»Was haben Sie sonst erwartet?»

Rennies offensichtliche Gleichmütigkeit schenkte Okes den kleinen Schuß zusätzlicher Entschlußkraft, den er noch benötigte.»Fangen Sie an, sich zurückzuziehen. Ich habe befohlen, das Magazin zi sprengen. «Er sah zu Boden.»Ich sprenge die Brücke, sobald McIntosh fertig ist.»

Rennie starrte ihn an.»Aber der Kapitän! Wie, in Teufels Namen, soll er ohne Brücke zurückkommen?«Er stülpte den Dreispitz auf und griff nach dem Säbel.»Ich werde mir die Lage lieber mal selber ansehen.»

Okes verstellte ihm den Weg. Seine Augen funkelten.»Sie kennen die Order. Ich habe das Kommando, wenn dem Kapitän etwas zustößt. Ihre Pflicht ist es, den Rückzug zu decken.»

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