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Gleich darauf saß er im Boot und setzte sich auf eine heiße Ducht. Stockdale stand an der Pinne und dirigierte das Boot auf die Fregatte zu.

Die Bacchante hatte beigedreht, ihre Segel flappten lose, und man sah ihren kupfernen Rumpf, als sie unruhig in der Dünung rollte. Ein feines Schiff, dachte Bolitho. Schön geschnitten und von einem Fachmann entworfen. Mit sechsunddreißig Geschützen und der Möglichkeit, viele Monate mit ihren eigenen Vorräten auszukommen, war sie, oder sollte es jedenfalls sein, ein Traumziel für den Ehrgeiz jedes jungen Kapitäns. Sie schien überhaupt nicht zu Colquhoun zu passen.

Stockdale murmelte vor sich hin, und Bolitho wußte, daß er seinen Gegenspieler von der Fawn verfluchte, der es immer irgendwie schaffte, sein Boot etwas schneller ans Ziel zu bringen.

Die Gig drehte sich etwas, die Riemen schwangen gemeinsam hoch, als der Bootsmann an der Jakobsleiter der Fregatte festmachte. Der über sie fallende Schatten der Bacchante gönnte ihnen eine kurze Pause vor der flirrenden Hitze.

Bolitho kletterte an Bord, schwang grüßend seinen Hut und nahm wieder Haltung an, als die Bootsmannspfeifen zum Salut schrillten und einige Matrosen in roten Röcken ihre Musketen präsentierten. Der Erste Leutnant, ein hagerer, gequält aussehender junger Mann, verneigte sich knapp.

«Der Kapitän ist achtern, Sir. Er arbeitet seine Taktik aus, andernfalls.»

Maulby trat aus dem Schatten des Schanzkleides und ergriff Bolithos Arm.»Andernfalls, mein lieber Freund, hätte er die große Güte gehabt, uns an der Schanzkleidpforte zu empfangen, nicht wahr?«Er lachte über die Bestürzung des Leutnants.»Sie, Sir, verdienen hohe Anerkennung für Ihr Ausharren an Bord dieses Schiffes.»

Gemeinsam schritten sie zur Achterkajüte und zogen automatisch die Köpfe ein, obwohl genügend Raum vorhanden war.

Ein Seesoldat schlug die Hacken zusammen und öffnete die Kajütentüre. Seine Augen bewegten sich nicht, bis beide Offiziere über die Schwelle getreten waren.

Colquhoun stand an den Heckfenstern und sah mit offensichtlicher Ungeduld auf seine Uhr.

«Sie sind also gekommen, meine Herren. «Er setzte sich an seinen Tisch.»Endlich.»

Bolitho entspannte sich etwas. Also würde es in diese Richtung laufen. Er antwortete:»Wir hatten in der Nacht widrige Winde, Sir.»

Maulby fügte ruhig hinzu:»Und ich dachte, Sie könnten näher an Land sein, Sir. Wir scheinen hier etwas — hm — abseits zu liegen. «Er blickte zu seinem eigenen Schiff hinüber, das ungefähr eine Fadenlänge von der Bacchante entfernt unruhig rollte.»Aber ich nehme an, daß Sie einen Grund dafür haben, Sir.»

Colquhoun starrte ihn einen Moment an, als ob er die Aufrichtigkeit seiner Worte prüfen wollte. Aber glücklicherweise schien er Maulbys Sarkasmus nicht zu bemerken. Er bellte:»Sehen Sie sich die Karte an. «Sie umstanden ihn, und er bezeichnete die Punkte mit seinem Messingstechzirkel.

«Hier ist der Franzose. Ich habe vor Beginn der Morgendämmerung einen Kutter zur Erkundung ausgeschickt. «Er schaute triumphierend auf.»Jetzt ist also Schluß mit den Spekulationen.»

Bolitho beugte sich tiefer über die Karte. Was für ein ausgezeichneter Platz! Von der westlichen Spitze der Hauptinsel verlief die Kette der Riffe und Sandbänke ungefähr vierzig Meilen nach Norden und vereinigte sich dort mit der berüchtigten Mantilla-Untiefe. Letztere krümmte sich nach Osten wie eine Riesenschlange und umschloß das offene Wasser der sogenannten Little Bahama Bank. An einigen Stellen war das Wasser nur wenige Fuß tief, und die tieferen Stellen waren selten und weit verstreut.

Nach Colquhouns Angaben war das französische Schiff entweder durch eine dieser Sandbänke gefahren oder hatte sie umrundet, um auf der anderen Seite der Insel abzuwarten. Ausgezeichnet für jemanden, der ein Scharmützel vermeiden wollte. Denn an dieser Seite und auch sonst in der Fahrrinne betrug die Tiefe über zweihundert Faden. Jede Hoffnung auf einen Nahangriff wurde durch die steile Küste der Insel zunichte gemacht. Auf der anderen Seite, innerhalb der Little Bahama Bank, war das Wasser sehr seicht, mit sandigem Strand, ideal für einen Kapitän, der sein Schiff überholen und kleinere Reparaturen ausführen wollte.

«Ist Ihr Kutter gesehen worden?«Maulby schaute nicht auf.

«Natürlich nicht!«Colquhoun schien schon bei der Vorstellung ärgerlich zu werden.»Mein Erster Leutnant hatte das Kommando. Er weiß, was mit ihm passieren würde, falls er eine solche Nachlässigkeit zuließe. «Mühsam beruhigte er sich wieder.»Er sah viele Lichter auf dem Wasser. Der Kutter pullte durch die Brandung und dann zwischen zwei Sandbänke, um den Feind bei der Arbeit zu beobachten. Es ist ein großes Schiff, wahrscheinlich eine Vierzig-Kanonen-Fregatte, bei der einige Geschütze entfernt wurden. Sie muß auf Grund gelaufen und beschädigt worden sein, nachdem sie zwischen die Inseln einfuhr.»

Bolitho betrachtete sein Profil. Colquhoun war sehr erregt, darüber gab es keinen Zweifel, auch wenn er sich alle Mühe gab, seine wirklichen Gefühle zu verbergen. Starker Brandygeruch hing in der Luft, und er vermutete, daß der andere bereits heimlich den Sieg gefeiert hatte, den er in der Tasche zu haben glaubte.

Er fragte ruhig:»Was haben Sie vor, Sir?»

Colquhoun schaute ihn fragend an.»Ich nehme fest an, daß der Feind seine Reparaturen beinahe beendet hat. Er wird nun entweder die Reise fortsetzen oder nach Martinique segeln, wenn er schwer beschädigt ist und mehr Hilfe benötigt. In jedem Falle müssen wir sofort handeln, um eine weitere Jagd zu vermeiden.»

«Ich würde einen Bootsangriff vorschlagen, Sir. Wir könnten die Sandbank aus zwei Richtungen überqueren und ihnen den Weg abschneiden, ehe sie merken, was passiert. Mit Männern und Booten von allen drei Schiffen können wir in der Dunkelheit ihren Widerstand brechen.»

Colquhoun sagte leise:»Und Sie hätten selbstverständlich das Oberkommando über die Boote?»

Bolitho errötete ärgerlich.»Ihre Fregatte ist um die Hälfte zu groß, um in diesen seichten Gewässern von Nutzen zu sein, Sir! Wenn der Franzose fliehen will oder beschließt zu kämpfen, werden Sie an Bord benötigt, um Ihr Schiff unverzüglich in Aktion zu setzen.»

«Ruhig, Bolitho. «Colquhoun lächelte freundlich.»Sie reagieren zu hitzig auf meine Worte. Solche Hast deutet eher auf Schuld als auf Überzeugung hin.»

Er drehte sich rasch um, ehe Bolitho antworten konnte.»Sie, Maulby, werden die Fawn heute nacht über die Sandbank bringen, wenn nötig mit Hilfe der Riemen; aber ich wünsche, daß Sie morgen bei Anbruch der Dämmerung in Position sind. «Er beugte sich wieder über die Seekarte.»Wenn der Feind sein Schiff so weit repariert hat, daß er wieder segeln kann, wird er ohne Zweifel hoffen, eine der drei Fahrrinnen zu erreichen. Gegen Norden könnte seine Durchfahrt von widrigen Winden und der Flut behindert werden. Süden ist wahrscheinlicher — in diesem Fall liegt die Bacchante gut, um ihn in Empfang zu nehmen, wenn er um die Landzunge biegt. Wenn er aber immer noch festhängt oder überholt, dann können Sie ihn an Ort und Stelle beschießen. Er wird einsehen, daß es nutzlos ist, zurückzuschießen. Ein paar Treffer sollten genügen, um ihn vollends unbeweglich zu machen, oder zumindest so lange, bis wir da sind und drastischere Maßnahmen ergreifen können. «Er hob einen Finger und drohte in die Luft.»Aber ich kenne diese Franzosen. Sie werden nicht schießen, wenn die Umstände so sehr gegen sie sind.»

Über seinen gebeugten Rücken hinweg blickte Maulby Bolitho an und zuckte mit den Schultern.

Bolitho sagte nichts, weil er wußte, daß Colquhoun auf seinen Protest wartete. Die Sparrow eignete sich viel besser für die von Colquhoun gestellte Aufgabe. Ihre Bewaffnung war schwerer, und ihre Zweiunddreißigpfünder feuerten viel genauer und tödlicher als die schwächere Batterie von Neunpfündern der Fawn. Er wußte jedoch, daß jede Bemerkung nur Colquhouns Andeutung von vorher bestätigen würde, nämlich daß er selbst nach mehr Ruhm und Erfolg strebe.

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