In der Nacht nämlich geschah eine kleine Katastrophe, welche, mit gebührender Verzögerung, den Anlass dazu gab, dass nach und nach sämtliche Häuser auf sämtlichen Brücken der Stadt Paris auf königlichen Befehl hin abgerissen werden mussten: Ohne erkennbare Ursache brach der Pont au Change auf seiner westlichen Seite zwischen dem dritten und vierten Pfeiler in sich zusammen. Zwei Häuser stürzten in den Fluss, so vollständig und so plötzlich, dass keiner der Insassen gerettet werden konnte. Glücklicherweise handelte es sich nur um zwei Personen, nämlich um Giuseppe Baldini und seine Frau Teresa. Die Bediensteten hatten sich, erlaubt oder unerlaubt, Ausgang genommen. Chenier, der erst in den frühen Morgenstunden leicht angetrunken nach Hause kam – vielmehr nach Hause kommen wollte, denn das Haus war ja nicht mehr da – , erlitt einen nervösen Zusammenbruch. Er hatte sich dreißig Jahre lang der Hoffnung hingegeben, von Baldini, der keine Kinder und Verwandte hatte, im Testament als Erbe eingesetzt zu sein. Und nun, mit einem Schlag, war das gesamte Erbe weg, alles, Haus, Geschäft, Rohstoffe, Werkstatt, Baldini selbst – ja sogar das Testament, das vielleicht noch Aussicht auf das Eigentum an der Manufaktur gegeben hätte!
Nichts wurde gefunden, die Leichen nicht, der Geldschrank nicht, die Büchlein mit den sechshundert Formeln nicht. Das einzige, was von Giuseppe Baldini, Europas größtem Parfumeur, zurückblieb, war ein sehr gemischter Duft von Moschus, Zimt, Essig, Lavendel und tausend anderen Stoffen, der noch mehrere Wochen lang den Lauf der Seine von Paris bis nach Le Havre überschwebte.