SCHATTEN ROSEN SCHATTEN Unter einem fremden Himmel Schatten Rosen Schatten auf einer fremden Erde zwischen Rosen und Schatten in einem fremden Wasser mein Schatten ТЕНИ РОЗЫ ТЕНИ{19}[38] Под чужим небом тени розы тени на чужой земле между тенью и розой на поверхности чужой воды моя тень LIEDER AUF DER FLUCHT Dura legge d'Amor! та, ben che obliqua, Servar convensi; perb ch 'ella aggiunge Di cielo in terra, universale, antiqua. Petrarca, "I Trionfi" I Der Palmzweig bricht im Schnee, die Stiegen stürzen ein, die Stadt liegt steif und glänzt im fremden Winterschein. Die Kinder schreien und ziehn den Hungerberg hinan, sie essen vom weißen Mehl und beten den Himmel an. Der reiche Winterflitter, das Mandarinengold, treibt in den wilden Böen. Die Blutorange rollt. II Ich aber liege allein im Eisverhau voller Wunden. Es hat mir der Schnee noch nicht die Augen verbunden. Die Toten, an mich gepreßt, schweigen in allen Zungen. Niemand liebt mich und hat für mich eine Lampe geschwungen! III Die Sporaden, die Inseln, das schöne Stückwerk im Meer, umschwommen von kalten Strömen, neigen noch Früchte her. Die weißen Retter, die Schiffe — о einsame Segelhand! — deuten, eh sie versinken, zurück auf das Land. IV Kälte wie noch nie ist eingedrungen. Fliegende Kommandos kamen über das Meer. Mit allen Lichtern hat der Golf sich ergeben. Die Stadt ist gefallen. Ich bin unschuldig und gefangen im unterworfenen Neapel, wo der Winter Posilip und Vomero an den Himmel stellt, wo seine weißen Blitze aufräumen unter den Liedern und er seine heiseren Donner ins Recht setzt. Ich bin unschuldig, und bis Camaldoli rühren die Pinien die Wolken; und ohne Trost, denn die Palmen schuppt sobald nicht der Regen; ohne Hoffnung, denn ich soll nicht entkommen, auch wemm der Fisch die Flossen schützend sträubt und wenn am Winterstrand der Dunst, von immer warmen Wellen aufgeworfen, mir eine Mauer macht, auch wenn die Wogen fliehend den Fliehenden dem nächsten Ziel entheben. V Fort mit dem Schnee von der gewürzten Stadt! Der Früchte Luft muß durch die Straßen gehen. Streut die Korinthen aus, die Feigen bringt, die Kapern! Belebt den Sommer neu, den Kreislauf neu, Geburt, Blut, Kot und Auswurf, Tod — hakt in die Striemen ein, die Linien auferlegt Gesichtern mißtrauisch, faul und alt, von Kalk umrissen und in öl getränkt, von Händeln schlau, mit der Gefahr vertraut, dem Zorn des Lavagotts, dem Engel Rauch und der verdammten Glut! VI Unterrichtet in der Liebe durch zehntausend Bücher, belehrt durch die Weitergabe wenig veränderbarer Gesten und törichter Schwüre — eingeweiht in die Liebe aber erst hier — als die Lava herabfuhr und ihr Hauch uns traf am Fuß des Berges, als zuletzt der erschöpfte Krater den Schlüssel preisgab fiir diese verschlossenen Körper — Wir traten ein in verwunschene Räume und leuchteten das Dunkel aus mit den Fingerspitzen. VII Innen sind deine Augen Fenster auf ein Land, in dem ich in Klarheit stehe. Innen ist deine Brust ein Meer, das mich auf den Grund zieht. Innen ist deine Hüfte ein Landungssteg fiir meine Schiffe, die heimkommen von zu großen Fahrten. Das Glück wirkt ein Silbertau, an dem ich befestigt liege. Innen ist dein Mund ein flaumiges Nest für meine flügge werdende Zunge. Innen ist dein Fleisch melonenlicht, süß und genießbar ohne Ende. Innen sind deine Adern ruhig und ganz mit dem Gold gefüllt, das ich mit meinen Tränen wasche und das mich einmal aufwiegen wird. Du empfängst Titel, deine Arme umfangen Güter, die an dich zuerst vergeben werden. Innen sind deine Füße nie unterwegs, sondern schon angekommen in meinen Samdanden. Innen sind deine Knochen helle Flöten, aus denen ich Töne zaubern kann, die auch den Tod bestricken werden… |