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Seine Worte lösten bei der Besatzung der Gig wütendes Knurren aus.

Bolitho stand langsam auf, mit einer Hand auf Alldays Schulter gestützt.

Dann rief er:»Unter welcher Flagge? Zieht ihr euren eigenen feigen Fetzen auf, oder versteckt ihr euch hinter den französischen Farben?»

Trotz der dröhnenden Brecher hörte er das Durcheinander der Stimmen in dem anderen Boot.

Dann rief der Mann zurück:»Wir haben die Narval, und Ihre verdammte Arroganz werden Sie noch bereuen, Cap'n. «Er schüttelte die Faust, und eine andere Gestalt wurde vom Boden des Bootes hochgezerrt.

Einen Augenblick glaubte Bolitho, es sei de Barras. Doch dann erkannte er, daß es ein junger Leutnant war. Sein Gesicht war fast schwarz von Prellungen, die Arme waren ihm auf dem Rücken gefesselt.

Ein weiterer sichtbarer Beweis für ihren Sieg. Bolitho warf einen kurzen Blick auf seine Besatzung. Ihre Gesichter zeigten eine Mischung von Unglauben und Entsetzen. Bolitho schrie:»Gebt ihn frei! Er ist nicht verantwortlich, das wißt ihr genau.»

Der Mann lachte nur, der Laut kam vom Wind verzerrt herüber.»Wissen Sie nichts von der Revolution, Cap'n?«Er deutete auf die Leute in seinem Boot.»Die Jungs hier haben allen Grund, darüber froh zu sein.»

Tuke hatte also auf jedes seiner Schiffe einen Teil der Franzosen verteilt. Das war sicherer. Wenn die französischen Offiziere tot waren oder in Eisen lagen, mußte Tuke das Kommando über die Narval selbst übernommen haben. Dazu hatte es bestimmt keiner besonderen Ermunterung bedurft, und seine Erfahrungen als Kaperkapitän hatten ihn zweifellos ebensoviel gelehrt wie jeden Seeoffizier im Dienst des Königs. Allday sagte heiser:»Die bringen ihn um, Captain. «Noch während er sprach, packte einer der Männer im anderen Boot den Leutnant bei den Haaren und riß ihm den Kopf zurück, so daß das Weiße seiner Augen und sein vor Schmerz und Angst verzerrtes Gesicht sichtbar wurden. Ein Messer wurde erhoben und fuhr mit solcher Schnelligkeit durch die Kehle des Franzosen, daß er weder einen Schrei ausstoßen noch sich wehren konnte. Dann wurde die Leiche über Bord gestürzt. An der Bordwand blieb nur eine grellrote Spur zurück.

Bolitho schrie:»Eine Pistole! Das ist keine Parlamentärsflagge!»

Aber der Schuß ging weit daneben, und bis sie nachgeladen war, fuhr das Boot des Schoners schon schnell auf die Passage zwischen den Riffen zu.

Von See her ertönte plötzlich ein lauter Knall, und Sekunden später stieg zwischen den Riffen und der Halbinsel von einem schweren Geschoß eine hohe Fontäne auf, die in weitgezogenem Kreis als Sprühregen ins Wasser zurückfiel.»Zum Schiff!»

Bolitho packte das Dollbord und versuchte, seinen aufwallenden Haß zu beherrschen. Das mußte ihre Absicht gewesen sein: Ihn aus der Bucht zu locken, ehe er die genaue Stärke des Feindes kannte.

Während die Gig schnell zur Tempest zurückruderte, sah Bolitho zur Siedlung hinüber und hielt sich ihre Verteidigungsanlagen vor Augen, die ihm jetzt dürftig erschienen, wenn er daran dachte, was er gerade erlebt hatte. In der Siedlung waren Feuer angezündet worden, um den

Eindruck zu erwecken, daß sich dort sehr viel mehr Männer befanden als die schwache Streitmacht, die tatsächlich vorhanden war. Über der Palisade waren rote Waffenröcke verteilt, um aus der Ferne den Eindruck zu erwecken, daß dort aufmerksame Posten auf Wache standen. Eine Täuschung, mehr war es wirklich nicht. Er duckte sich, als ein weiteres Geschoß über sie hinwegflog und auf dem Felsbrocken unterhalb der Halbinsel einschlug. Als er das Achterdeck der Tempest erreichte, traf er Herrick mit einem Teleskop bewaffnet an, der das andere Schiff beobachtete. Es war außer Reichweite der Zwölfpfünder der Tempest, traf aber mit seinen Geschützen mühelos das Land. Wenn die Schatten endgültig vom Strand und der Siedlung gewichen waren, würde die Beschießung ernstlich beginnen. Herrick bemerkte:»Vierundzwanzigpfünder, Sir, mindestens. Die müssen sie von der Eurotas haben. «Er sah Bolitho besorgt an.»Ich war in Unruhe wegen der Teufel in diesem Boot. Sie hätten das Feuer auf Sie eröffnen können. «Wrrumm! Bolitho hörte das Geschoß durch die Bäume auf der anderen Seite der Bucht pflügen und sah aufgescheuchte Vögel wie Splitter über ihren Wipfeln aufschwirren. Herrick fuhr eindringlich fort:»Wir werden Anker lichten müssen. Wenn sie uns aufs Korn nehmen, können sie das Schiff entmasten und uns bewegungsunfähig machen. Dann sind wir nicht mehr als eine schwimmende Batterie. «Bolitho nahm den Hut ab und wischte sich über die Stirn. Das war die Absicht des Feindes. Ihn herauszulocken, die Bucht schutzlos zurückzulassen.

Der Schoner mochte nicht schnell genug sein, um der Tempest davonzusegeln, aber in dem Gewirr der Inselchen und Riffe konnte er sie mühelos abschütteln. Er blickte zum Wimpel auf. Stetig wie bisher wehte der Wind aus Nordwest. Er nahm ein Teleskop und ging zum ausgespannten Netz. In Gedanken setzte er sich mit der Gefahr auseinander, mit dem, was er von seinen Leuten verlangte.

Über die Schulter sagte er:»Benachrichtigen Sie das Land. Wenn wir Signal geben, müssen sie das Feuer in Gang bringen. «Er hörte Herrick seufzen.»Ich weiß, es war als letzter Ausweg gedacht. Wir müssen aber alles umdrehen. «Bolitho stützte sein Glas an dem Netz und richtete es auf den verankerten Schoner, rechtzeitig, um auf dessen Back eine Rauchwolke erscheinen zu sehen, als sie dort einen weiteren Schuß lösten.

Der Schoner lag auf einer Linie mit der Halbinsel. Und dem

Wind.

Er hörte ein Boot zum Ufer ablegen und dann ein heftig splitterndes Geräusch. Ein weiteres Geschoß hatte die kleine Pier getroffen und ihr äußeres Ende zu einem wirren Haufen zerschmetterter Balken und Verstrebungen zertrümmert. Das war Glück, denn kein Geschützführer konnte durch Schatten hindurchsehen. Doch es zeigte sehr deutlich, was bald geschehen würde, wenn sie nichts taten, um die Beschießung zu beenden.

Bolitho sagte:»Ein Enterkommando, Mr. Herrick, für Barkasse und Kutter. Wenn der Wind anhält, zünden wir wie geplant die Feuer an Land an. Der Qualm wird auf den Schoner zutreiben, und wenn er ihn erreicht, muß der Angriff erfolgen.»

Bolitho dachte an die weite Strecke und stellte sich den verwundeten Marinesoldaten auf dem Abhang bei den gesammelten Haufen von trockenem Gras und dürrem Unterholz vor, die mit Kokosnußschalen und Fett angereichert waren. Wenn sie Glück hatten, würden die Kanoniere des Feindes denken, einer ihrer Schüsse hätte das Feuer an Land entfacht. Wenn es fehlschlug, würden die Besatzungen beider Boote abgeschlachtet, noch ehe sie eine Hand an den Rumpf des Schoners legen konnten. Einen Augenblick später meldete Fitzmaurice:»Das Boot hat das Land erreicht, Sir.»

Bolitho nickte.»Bemannen Sie Ihre Boote, Mr. Herrick. Bleiben Sie mit ihnen auf der abgewandten Bordseite, bis das Feuer brennt.»

Er zwang sich, ein paar Schritte auf- und abzugehen. Seine Füße stiegen ohne bewußte Anstrengung über Beschläge und Poller hinweg. Es würde zehn Minuten dauern, bis die Nachricht die behelfsmäßige Signalstation erreichte. Er hörte die Männer lärmend in die Boote steigen, das

Klirren ihrer Waffen.

«Bereiten Sie das Signal vor, Mr. Fitzmaurice.»

Bolitho wischte sich über das Gesicht. Er schwitzte stark,

aber ohne daß ihm warm war.

«Das Boot hat wieder abgelegt, Sir.»

Die Nachricht war weitergegeben.

Bolitho befahl:»Hissen Sie das Signal.»

Die Flagge entfaltete sich unter der Großrah, zufällig im gleichen Augenblick, als das schwere Geschütz des

Schoners den nächsten Schuß abfeuerte.

Bolitho richtete sein Glas auf die Halbinsel und die dahinter aufragenden Hügel. Zunächst dünn begann an einer Stelle,

die noch im Schatten lag, Qualm zum Himmel aufzusteigen,

dann fing eine Rauchwolke an, vor dem Wind bergab zu rollen. Das schmutzige Gemisch aus Fett, altem Werg und

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