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Wilde und laute Schreie der Milizen ließ Prideaux seine äußerliche Ruhe verlieren. Er sah zu Herrick hinüber.»Finney wird von der anderen Seite angegriffen. «Der Degen sank an seiner Seite herab, und mit enttäuschter Erbitterung fügte er hinzu:»Mein Gott, die Feiglinge reißen aus!»

Herrick riß die Muskete eines gefallenen Seesoldaten an sich, spannte sie und, ohne auf die Schmerzen in seiner Schulter zu achten, überzeugte er sich, daß sie schußbereit war.

Zwischen den Zähnen sagte er:»Schicken Sie noch einmal jemanden auf den Gipfel. Er soll feststellen, ob das Schiff in Sicherheit ist. So schnell es geht.»

Prideaux nickte.»Mr. Pyper, gehen Sie. «Er duckte sich, als ein Speer zwischen ihnen hindurchflog. Von seiner Ordonnanz nahm er eine frischgeladene Pistole entgegen.»Da kommen sie wieder.»

Er lächelte verkrampft.»Geben Sie mir eine Kugel, ehe Sie mich zurücklassen, ja?«Er kehrte zu seinen Leuten zurück.»Ich werde das gleiche für Sie tun. «Herrick sah ihm nach. Ein paar Sekunden lang war der Mann ihm beinahe sympathisch.

Dann schossen sie wieder, luden und hasteten weiter, schossen und drängten sich zusammen wie die letzten Menschen auf der Welt. Herrick hörte regellose Schüsse aus einiger Entfernung und vermutete, daß sie von Finneys Leuten kamen, die sich auf den Schoner zurückzogen und jeden Gedanken an Widerstand aufgegeben hatten. Er drückte ab. Ein Versager. Er stand mit gespreizten Beinen da und benutzte die Muskete als Keule, spürte Schmerzen in den Handgelenken, als er einen kreischenden Wilden niederschlug und nach zwei anderen ausholte. Ringsum tobte lärmend der Kampf. Die Musketen wurden nur noch mit den Bajonetten eingesetzt oder als Krücken von den Verwundeten.

Herrick schleuderte die Muskete einem Mann ins Gesicht,

nahm flüchtig wahr, daß dessen Augen beinahe rot vor Wut und Mordlust waren. Dann zog er wieder seinen Degen,

parierte damit einen Speer und hackte mit der gleichen

Bewegung tief in eine braune Schulter.

Von oben vernahm er über all dem Getöse Pyper, der seinen

Namen rief, und dann:»Das Schiff hat gewendet! Es verläßt jetzt die Einfahrt!«Dann verstummte er entsetzt, vielleicht sogar für immer, Herrick wußte es nicht.

Er rief:»Zurück! Nehmt die Verwundeten mit!»

Mit dem Degen stieß Herrick nach einer Gestalt, die irgendwie zwischen den keuchenden Marinesoldaten hindurchgelangt war. Er glitt aus und fiel beinahe, tastete wild nach seinem Degen, wußte, daß er den Mann damit aufgehalten hatte, der sich jetzt gegen ihn wandte, die Stimme in einem schrecklichen Wutschrei erhoben. Eine andere Gestalt rannte durch den Rauch heran, hielt in beiden Händen eine Pistole hoch erhoben, als ob sie dazu ihre ganze Kraft brauche.

Das schwere Geschoß riß dem Eingeborenen die ganze Stirn fort und schleuderte ihn blutüberströmt und mit zuckenden Gliedern auf Herrick. Er hatte ein langes Messer getragen, das Herrick jetzt auf den Fuß fiel und nur durch sein Gewicht ihm den Schuh aufschlitzte. Herrick hob es auf und fand auch seinen Degen wieder.»Danke, Mr. Pyper.»

Er winkte mit beiden Armen, entdeckte, daß die Angreifer sich in den Rauch zurückzogen und ihre Toten und Verletzten samt ihren Waffen zurückgelassen hatten. Prideaux sagte besorgt:»Verdammt, sie werden versuchen, uns den Rückweg abzuschneiden. «Er überwachte seine Marinesoldaten, die ihre Musketen und die ihrer toten und verletzten Kameraden neu luden. Herrick nickte.»Dadurch gewinnen wir etwas Zeit. «Prideaux musterte ihn kühl.»Für was? Zum Beten?«Er drehte sich ärgerlich um.»Paß auf, du Tölpel. Beinahe hättest du sie fallen lassen!«Seine Ordonnanz hatte ihm seine Pistole neugeladen und zitterte so heftig, daß er kaum aufrecht stehen konnte.»Geh und hilf den Verwundeten, Mann. In deinem Zustand bist du eher eine Gefahr als eine

Hilfe.»

Herrick wischte sich über das Gesicht und blickte zum Himmel auf. So klar über dem ziehenden Rauch, spottete er über ihr Ameisendurcheinander.

Ein Matrose meldete:»Vier Mann von Steinen verwundet oder betäubt, Sir. Fünf getötet. Ich weiß nicht, wie viele von der Miliz noch bei uns sind, aber auf dem Berg kann ich mehrere Tote erkennen.»

Prideaux fuhr wütend auf:»Zum Teufel mit ihnen, sage ich.

Wenn ich diesem Mr. Finney jemals wieder begegne, wird er es bedauern, daß er am Leben geblieben ist. «Herrick fragte:»Sind wir marschbereit?«Er hatte es schon früher erlebt: Die Wildheit des Kampfes verschwand mit der Plötzlichkeit einer Sturmbö, ließ Kämpfer wie gefällte Bäume zurück. Nutzlos. Zerschlagen.»Ja. «Prideaux winkte mit seinem Degen.»Zwei Kundschafter an die Spitze!«Er sah Pyper an.»Sie kümmern sich um die Verwundeten. «Sein Kopf schoß vor.»Ist das klar?«Pyper nickte mit glasigen Augen. Wahrscheinlich dachte er daran, wie er beinahe abgeschnitten worden wäre. Wie er die schwere Pistole hochgehoben hatte, spürte, wie sie mit jeder Sekunde schwerer wurde, während er versuchte, trotz Schweiß und Furcht klar zu sehen, wie der nackte, gellende Wilde auf den Ersten Offizier losgestürmt war.»Ja, Sir.»

«Welch eine Erleichterung.»

Prideaux schritt davon. Seine Hacken wirbelten Staub auf, als er seinen Seesoldaten nacheilte. Herrick sah sich auf der Lichtung um. Es war ungerecht, die toten Seesoldaten zurückzulassen, aber was konnte er tun? Er mußte die Überlebenden zusammenhalten und führen. Auch die Piraten konnten sie noch angreifen, obwohl es unwahrscheinlich schien, daß sie sich mit Eingeborenen in einen Kampf einlassen würden, deren Dorf sie gerade erst niedergebrannt hatten.

Er wartete, bis Pyper und die schwankende Gruppe der Verletzten an ihm vorbeigezogen war, und folgte ihnen dann auf die gleiche runde Anhöhe zu, die er vor Stunden zu Gesicht bekommen hatte. Und er hatte aus eigener Initiative gehandelt. Der Gedanke beunruhigte ihn, und er suchte nach einer Bestätigung und Rechtfertigung für sein Handeln. Die Tempest war entkommen, wenn sie auch durch diese schweren Geschütze starke Beschädigungen erlitten haben mußte. Sein Angriff, um die Geschützbedienungen abzulenken, mochte kaum eine Wirkung gehabt haben, obwohl die Piraten den Lärm ihres Kampfes mit den Insulanern gehört haben mußten.

Aber Bolitho konnte es nicht wissen: daß sie versucht hatten zu helfen, die Zerstörung des Schiffes unter Einsatz des einzigen Mittels zu verhindern, das sie besaßen: ihres Lebens.

Ein Seesoldat drehte sich um und sah zu seinem Kameraden zurück, der von einem Speer ins Bein getroffen worden war. Er stützte sich auf Pypers Schulter, mit fiebrig glänzenden Augen starrte er den anderen Männern nach. Der Marinesoldat rief:»Komm weiter, Billy! Es ist nicht mehr weit. Du bekommst bestimmt eine Doppelration Rum, da bin ich ganz sicher.»

Herrick schluckte hart. Sie waren noch nicht am Ende. Nicht mit diesen Männern.

Als Prideauxs Kundschafter schließlich signalisierten, daß der Landeplatz in Sicht kam, mußte Herrick sich eingestehen, daß auch seine letzte schwache Hoffnung zunichte gemacht worden war.

Als sie sich, so gut es ging Deckung suchend, zusammenkauerten und die Augen mit der Hand gegen den grellen Glanz von der See her schützten, sah Herrick, daß Finneys Leute jetzt sogar von noch mehr Eingeborenen umzingelt waren, als sie ursprünglich bei dem Dorf angegriffen hatten. Die herrschende Stille verschlimmerte alles noch, die hilflose Haltung der Milizmänner, die einem Kranz feindseliger Gesichter entgegenstarrten. Finney hatte seinen Degen fortgeworfen, wahrscheinlich, weil er schon früher hier gewesen oder manchem dieser Eingeborenen während seines Dienstes bei Hardacre begegnet war. Der andere Leutnant stand weit zurück bei seinen Männern; sein Entsetzen war selbst aus dieser weiten Entfernung zu erkennen.

Und hinter diesem Bild unerträglicher Spannung segelte sich der Schoner von den Felsen frei, das Großsegel war schon gesetzt und blähte sich, während das Schiff sich vom Ufer entfernte. Die kleine Besatzung aus Eingeborenen mußte annehmen, daß der Angriff völlig gescheitert war und warum auch nicht? Sie würden versuchen, sich zu retten. Nach Hause segeln.

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