Литмир - Электронная Библиотека
Содержание  
A
A

СООБЩЕНИЯ ГАЗЕТ И ХРОНИК

«Europaeiscfye Sambstägige Zeitung», 27 VIII 1670, № 35

In Moscovien war, dem Verlaut nach, eine grosse revolte entstanden, und ob gleich der Czar an die Rebellen einen Brieff, worinnen Er sie zum Gehorsam ermahnet, geschicket, so hätten sie doch denselben zurissen und verbrennet, auch die Uberbringer selbigen Schreibens auffhencken lassen, wesswegen Seine Czarische Mayest. in der Stadt Moscaw die Ganonen auff die Wälle bringen lassen.

«Nordischer Mercurius», 6 IX 1670

Riga, vom 20 Augusti

Auβ Mo βkau verlautet vom 2 Augusti nochmals was jüngst wegen der Tartarischen Rebellion ist übergeschrieben worden, daβ, nähmlich, die Tartarn über 100000 Mann starck ganz Astracan und selbige Haupt-Stadt mit Gewalt eingenommen, auch vor 50000 Mann Munition und Gewehr darin gefunden hätten. Und ob schon der Groβ-Furst 16000 Mann dargegen geschickt hatte, so wären doch solche biβ auf einen Mann umgekommen; Ob nun schon hierbey verlautet: Daβ der Groβ-Fiirst solche Rebellen mit etlichen Tonnen Goldes befridiget hatte, so melden doch junge Briefe von Moβkau ein anders. Heutige Briefe aus Narva von 5 Tage,alt melden eben daβelbige von der Rebellion.

«Europaeische Sambstdgige Zeitung», 1670, № 38

Moscow, 14 Augusti.

Es ist grosse Nachricht einkommen, dass der bekandte Rebelle, Stephan Teimoficz Raisin nicht allein an Volck und Mannschafft täglich zunehme, sondern auch im Astracanischen grosse progressen thäte, gestalt er denn auch, nachdem von ihm die wider ihn aussgesandte Strelitzen in die Flucht geschlagen, und etliche Tausend derselben erleget, hierauff die Stadt Astracan selbst berennet, und weil die darin sich befindliche Guarnison wider des Commendanten Willen ihm die Thore geöffnet, selbige eingenommen, und den Gommendanten, nebst denen Kniassen und Bojaren, so dem Gzar trew verblieben, auffhencken lassen. Die Plunderung der Kirchen war durch den Metropoliten daselbst noch verhindert worden. Gemelter Rebell hatte eine Missive an den Archimandriten nach Casan abgehen lassen, mit dem Begehren, dass derselbe ihm bey seiner Ankunfft mit gebuhrender Ehrerbietung entgegen kommen solte. Man besorget, dass er sich gleichfalls der vesten Stadt Terki, so die eusserste ist, womit des Czaren Gebiet gegen dem Caspischen Meere sich endiget, sich zu bemachtigen suchen werde, und weil dieser Ort feme von hier gelegen, auch der Secours bey so unbestellten Sachen schwerlich erfolgen dorffte, als stehet zubefahren, dass sie auch in des Rebellen Bottmässigkeit gerahten werde, und dorfften also die Gommercien mit Preussen und Reussland auff einmahl weggehen, auch wurde Moscow dergestalt in grosse disordre gerahten, weilln bisshero von der Seiten her alle die gesaltzene Fische, der diese Nation, wegen so vieler Fasttage, sehr benohtiget, nie auch das Saltz anhero gebracht worden. Ingleichen sind Jährlich 40000 Pferde auss denen Quartieren dem Czaren zukommen.

Der wider die Rebellen aussgecommendirte Moscowitische General Dolhoruki begehret eine Armee von 100000 Mann, sons-ten er dem Feinde unter Augen zu gehen sich nicht getrawe: Der Hoff aber befindet solche Macht fur unmuglich auffzubringen, weiln die Gemeine den fimfften Pfenning hiezu, auss Furwendung der wahren Unmöglichkeit, nicht contribuiren wollen.

«Nordischer Mercurius», 1670

Riga, vom 1 Sept.

Es continuirt, daβ Astrakan durch die Rebellen, als Cosacken und vermengte Tartarn von der Mosskau sey abgerissen worden. Von Casan verlautet dergleichen. Ist solches auch weg, so ist auch ganz Siberien verlohren. Auf solchen Fall ist der Moskowiter in sei-nem alten Stande, wie er Anno 1554, gewesen ist, und muss er den Astracanern Contribution geben, um einen freyen Handel zu haben. Diese Rebellen sollen in 150000 Mann starck und derer Haubt ein alter heimlicher Feind von Mosscau, Nahmens Stepan Timothemus Raisin seyn. Was wir aus der Mosscau selbst hiervon haben ist folgendes vom 14 Augusti. Es hat der Rebell Stepan erstlich Saringa und andere Pl äze, an dem Wasser Wolga, darnach auch auf der Höhe von Astrakan einige Oerter überw ältiget, und darauf mit seinem groben Geschütze die Passage von selbiger Revire verhindert. Wie nun der Gouverneur von Astrakan 6000 Mann unter dem Vice Gouverneur ihm entgegen geschickt und der Rebelle solche mit einem sonderlichen Stratagemate ganz geschlagen, so hat er sich darauff erkiihnet die Vestung Astrakan selbst anzugreiffen.[184]

Alss nun solche Besatzung durch die 6000 geschlagene sehr ge-schwachet, und auch wegen schlechter Bezahlung unwillig gewesen, so hat solche sich wenig zur Gegenwehre gestellet, ist also der Rebell fast ohne einige Resistentz am 5 Jul. dieses considerablen Platzes Meister geworden. Der Gouverneur mit den Seinigen und einige frembde Officirer haben sich etwas gewehret, man hat sie aber bald iiberwunden, und ihnen Handen und Füsse abgehauen, hernach auffgehangen. Einer auss Niederland, Nahmens Botteler lag mit seinem Schiffe daselbst, und wehrte sich lange, endlich wurde er doch auch ubermannet und mit den Seinigen getodtet.

Die Kirchen Plünderung ist durch der Geistlichen Bitte noch abgewendet worden. Wie es scheint, so haben diese Rebellen den Vorsatz alle grosse Reusische Herren, und zwar meistens die militarische Haupter hinzurichten. Sie haben in Astrakan einen grossen Krieges Vorrath sonderlich von Geschutzen bekommen. Es gibt dieser Verlust allhier grosse Bestürtzung, weil ein vierdter Theil dieses Reiches damit verlohren, und der Handel von dannen nach Persien, wie auch das abbringen von Saltz, Fischen und andern Wahren gesperret ist. Man sorgt, dass dieser Rebell sich welter hieher begeben werde, weil er an den Metropolit von Casan geschrieben hat, dass er Ihm auff dem Wege begegnen sollte, als Possessor von Astrakan, und man vermarckt es, dass der Zulauff zu ihm selbst von hier gross sey.

Befindet man sich also fast sehr entbloset, ihm mit rechter Macht zubegegnen, ob man schon alle Mittel eyferigst bedencket und hervor suchet, und soil unter einem, Kn äsen Jurian Alexius Dolgarincka genant ein L äger formiret warden.[185] Das Geld aber gebricht und excusirt sich die Gemeine mit ihrer Unvermogenheit.

So viel auss der Mosskau. Wie es ferner ablauffen werde soil nicht unvermeldet bleiben.

Wir Lief lander hoffen hiedurch die von Mosskau uns schwer gemachte Tractaten bald etwas leichter zu befinden (S. 569–571).

«Nordischer Mercurtus», 1670

Riga, vom 5 Sept.

Man hat von Französ. Seiten mit Moskau eine Zeitlang sonder-liche Gorrespondenz gepflogen, vieleicht in Armis eine Diversion zu machen. Es wird aber nun schwerlich geschehen, denn alle Reisende aus Moskau die Rebellion confmniren. Das Haupt hier-von last sich nun tituliren: F ürst Stephan Razin Ottoman. Er hat nun beyde grosse Königreiche Astracan und Casan so gut als in seiner Gewaldt, und nimt eine Stadt nach der andern ein. Er ist ein schlechter Kerl gewesen, und hat vormahls vor einen Hacken-Schutzen bey einem Obristen gedienet, auch mit den Cosacken auf dem Caspischen Meer gestreiffet. Weilen nun dessen Bruder durch Befehl des Dolhoruckii in Moskau ist gehanckt worden, so kommt dieser also hervor seines Brudern Tod zurächen. Er hat erstlich 40 a 5 °Cosacken an sich gezogen, die haben ihm bis an 6. a 700 Mann geholffen, womit er seine Macht erstmahls gebrauchete und die, welche nicht gut Razinisch schienen, oder ihm als einen neuen F ürsten gehorchen wollten, tödten lies. Dieses machte ihm einen grossen Anhang, dass er also hiemit die Stadt Astracan und ein mehrers gewann. Er hat in Astracan des Gross-F ürsten von vielen Jahren her gesammelten Schaz, und sonsten auch einen grossen Reichthum bekommen, alle Deutsche und Schweden daselbsten in die Dienste genommen, und aus denselben, wie auch aus denen vor zeiten ge-fangenen Pohlen die Kliigste an sich gezogen, Reichs-Rähte davon gemacht, und einen volligen Stat fundiret. Seine Macht ist jetzt iiber 100000 Mann starck. Er begehrt den Dolhoruckii als Mosskowi-tischen Generaln, und noch 14 andere Grosse, oder Er will sie selbsten hohlen.

вернуться

184

Ср.: «Hollandtsche Mercurius», Het XXI Deel, 1671, S. 113: «Stefan Razin had. omtrent Astrachan, 't welck ghebeurde door een stratagema die hy ghebruyckte, om dat den Gebieder van Astrachan, sich al te onvoorsichtigh engagerende door desen Rebel wierde bedrogen, die sijn Schuyten in Pramen aen Lant had laten leggen, veynsende te willen vluchten».

вернуться

185

«Hollandsche Mercurius», Het XXI Deel, 1671, S. 113–114; «De Czaerse Majesteyt oock beducht voor desen Rebel, die seer beleeft was, en veel van de beste Mdscovise Officiers in zijn handen en tot zijne devotie hadde ghekregen, oock der Moscouw een groote Stadt dreygde, doch onstercke Plaets was, dede aenstonts met goeden yver onder Knes Juriaen Dolgorincka een vliegent Leger by een mcken. Maer mede hy den ged. Rebels soodanigen oorbant gaf, datter veele van de zijne het weer om komen vergaten».

23
{"b":"108247","o":1}