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Sofort setzten dem glücklosen Langfinger mehrere Wachen nach. Nico lief über Tische, unter Tische und zwischen den Gästen hindurch… Riesige Wachen stürmten den Saal und versuchten ihn zu fangen, aber durch ihre Größe waren sie nicht so behände wie der kleine und flinke Nico. Sie stolperten ständig über die Schwänze und Röcke der Gäste und einige der Geladenen fielen zu Boden. Kurz sah es so aus, als würde Nico verhaftet, aber das junge Mädchen, das ihn angelächelt hatte, streckte im richtigen Zeitpunkt, wie durch Zufall ihren Fuß nach vorne und der erste hinter Nico laufende Wächter stürzte und damit alle hinter ihm, einer auf den anderen zu einem großen Haufen. Das gab dem unglücklichen Kerl die Möglichkeit, der Jagd zu entkommen. Nico sprang aus dem Saal direkt unter die Füße eines Kellners, der das Gleichgewicht verlor und mitsamt seines Tabletts zu Boden plumpste. Auf der Flucht vor seinen Verfolgern lief der Arme durch das gesamte Schloss: er versteckte sich, wurde gefunden, lief weiter, bis er sich plötzlich in der Küche befand. Dort machte er alles dem Erdboden gleich. Es flogen verschiedenste Dinge durch die Luft, die die Wachen nach Nico warfen. Der Koch beteiligte sich am Wettrennen mit einer Pfanne in der Hand, denn der Langfinger hatte das Allerheiligste angegriffen – die Küche. Nico lief im Kreis über den Boden, die Tische, hing vom Kronleuchter und Fensterrahmen. Infolgedessen flog eine Schüssel mit Mehl durch die Luft und färbte ihn und die ganze Küche weiß. Der Pechvogel tat so, als ob er ein Sack in einer Ecke wäre, aber seine großen Augen verrieten ihn. Letzten Endes wurde über Nico ein Netz geworfen und der Langfinger war gefangen. Der kleine Drache wurde vor König Nait geführt, der befahl Nico bis zum Ende der Feier in Haft zu nehmen.

Das Urteil

Nico verbrachte die ganze Nacht eingesperrt und malte sich mit großer Angst aus, welche Bestrafung König Nait wohl erlassen werde. Nur das Bild des jungen Mädchens machte seine düsteren Gedanken erträglicher. Schade, dass er gefangen wurde, dachte der kleine Drache, vielleicht hätten sie Freundschaft schließen können. Er lächelte, es war wirklich eine sehr mutige Tat gewesen, der königlichen Wache so das Bein zu stellen!

Am nächsten Tag erschien Nico vor dem König. Alle Gäste hatten bereits das Schloss verlassen. Der unglücklich in alles glänzende Verliebte, stand mit hängendem Kopf vor dem Thron des Königs und riesige Tränen liefen über seine Wangen.

Nico Unglaubliche Abenteuer des Kleinen Drachen - _6.jpg

„Wie heißt du?“, fragte König Nait streng.

„Nico“, sagte der Arme schluchzend.

„Wie kamst du ins Schloss?“

„Ich… ich … unter dem Rock einer Dame…“, antwortete der kleine Drache fast flüsternd, denn er zeichnete sich immer durch Ehrlichkeit aus.

„Unter dem Rock?!“, schmunzelte König Nait.

„Ja, Eure Majestät.“

„Und warum hast du von den Tischen gestohlen?“

„Ich… ich… weiß es nicht.“, antwortete ein unglücklicher Nico.

Er wusste tatsächlich nicht, wie er diese Frage beantworten soll.

„Wie, du weißt es nicht?“, der König runzelte die Stirn „Und wie lange klaust du schon?“

„Mein ganzes Leben.“, antwortete der kleine Drache kaum hörbar.

„Verkaufst du die Sachen an jemanden?“, Nait lehnte sich nach vorne und schaute den Langfinger scharf an.

„Nein, Eure Majestät, ich sammle sie an.“

„Wofür?“, staunte der König.

„Ich weiß es nicht…“

Die Worte waren kaum hörbar.

„Es scheint mir, dass du ein Kleptomane bist.“, schloß König Nait.

„Klepto… was?!“

Der Arme hörte auf zu weinen und schaute den König mit seinen großen Augen an.

„Kleptomane. Jemand der alles klaut was ihm in die Hände kommt, ohne bestimmtes Ziel. In deinem Fall ist es alles was glänzt, wie ich verstanden habe.“

„Bin ich krank?!“, schrie Nico verzweifelt auf.

Es schien, als würde er gleich ohnmächtig zu Boden fallen.

„In gewisser Weise ja… und ich denke, die einzige Heilung in Deinem Fall wird sein – dich auf den Planeten Kitur zu schicken.“

„Ich werde nie mehr!“, schrie der kleine Drache auf.

„Was wirst du nie mehr? … Du weißt, dass laut unseren Gesetzen, Diebstahl eine schwere Straftat ist…“

Nico erstarrte, ohne zu wissen was er antworten solle.

„Nun, so ist es!“, antwortete der König, „Du bleibst dort, auf diesem blauen Planeten – dann wirst Du merken wieviel besser es auf Atalanta ist“.

Obwohl der blaue Planet für Drachen sehr attraktiv war, hatte keiner von Ihnen den Wunsch dort zu leben. Das Leben auf der Erde war auf jeden Fall härter, als auf Atalanta.

Nico sah den König an und aus seinen Augen rollten Tränen.

„Kann ich irgendwann zurückkehren… ?“, fragte er stotternd und sich an seinen Tränen verschluckend.

Wäre dies vor der Feier im Schloss des Königs passiert, wäre die Tatsache, dass er nicht mehr in seine Heimat zurückkehren konnte, vielleicht nicht so bitter gewesen, denn ihn hatte nichts auf Atalanta gehalten. Jetzt jedoch fühlte der kleine Drache zum ersten Mal, dass es jemanden gab, für den es sich lohnte sich zu verbessern. Zum ersten Mal im Leben gab es jemanden, der über sein Aussehen nicht lachte, zum ersten Mal schaute ein Mädchen auf ihn ohne ihn zu verhöhnen und half ihm sogar in einer Notsituation.

„Vielleicht…“. König Nait schüttelte den Kopf und sprach dann mit lauter und fester Stimme aus: „Ich befehle dem Drachen Nico den Stein abzunehmen und den Schuldigen unverzüglich auf den Planeten Kitur zu schicken.“

Die Worte klangen für Nico wie einen Todesurteil – er senkte seinen Kopf.

Zwei Wachen, die hinter dem kleinen Drache standen, machten einen Schritt nach vorne und stellten sich auf eine Linie mit Nico. Sie nahmen Nico seinen Partikel des Steins des Lichts von der Stirn und führten ihn in das Gebäude, in dem sich das Portal zur Versetzung auf den Planeten Kitur befand.

Dieses Gebäude ähnelte einem Tempel, mit Kuppel und Säulen. Es erstreckte sich ein, mit weißen Steinen belegter Weg dorthin und zum Eingang führten mehrere Stufen. Auf steinernen Böschungen befanden sich Säulen, auf denen eigenartige Muster – Schriftzeichen – angebracht waren. Die Kuppel, die mit gemustertem Mauerwerk und Kunststuck dekoriert war, wurde von weißen Säulen gehalten. Unterhalb des Gewölbes schwebte ein riesiger Kristall von unglaublicher Schönheit. Dies war der Stein des Lichts. Strahlend schimmerte er in allen Farben des Regenbogens.

Nico konnte die Schönheit dieses Schatzes nicht lange bewundern – ihm wurde schnell eine Augenbinde aufgesetzt, die ihn vor den hellen Lichtblitzen schützte.

Auf dem Boden des Tempels, in der Mitte eines Kreises der den Himmel darstellte, befand sich ein Quadrat das Kitur abbildete. Dies sah wie ein auf dem Boden liegender Spiegel aus. Wenn sich jemand über das Portal nach Kitur versetzte, blinkte und funkelte das Quadrat.

Im ganzen Gebäude gab es noch mehrere solcher „Spiegel“ aber sie waren kleiner und in filigranen Rahmen. Mit ihrer Hilfe war es möglich, andere Planeten im Universum zu sehen.

Der irdische Ausgang des Portals, das Atalanta und den blauen Planeten verband, stand seit alten Zeiten im Schloss des Ordens der Drachen, das sich in den öden Bergen im Norden des Königreichs Skeldarck befand, welches in Skandinavien lag.

…Nico wurde unter die Kuppel gestellt und nach ein paar Sekunden spürte er wie sein Körper schwerelos wurde. So blieb es eine Weile, bis er wieder festen Boden unter den Füßen spürte. Der kleine Drache schob seine Pfoten nach vorne und versuchte etwas zu ertasten. In diesem Moment wurde die Binde von seinen Augen genommen. Nico blinzelte, schaute sich um und erkannte, dass er nicht mehr in Laimader war. Um ihn herum standen Wächterdrachen, deren Rüstungen mit anderen Abzeichnen versehen waren, als die der Wache König Naits. Auch der Saal, in dem sich das Portal zur Versetzung befand, war ihm völlig unbekannt.

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