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Friederike aber verwandelte sich schon wieder, und zwar in einen quirligen Fluss. Diesmal wusste Donatus sofort, was er tun musste. Ohne zu zögern zog er die Stiefel aus, legte sein Obergewand ab, sprang in den klaren Fluss und ließ sich von seinen Wellen wiegen. Dabei wurde ihm ganz leicht ums Herz. Er schwamm, sang und lachte, seine Angst hatte er vollkommen vergessen. Dann stand er plötzlich wieder in der Stube vor dem Tisch, an dem Friederike und ihre Mutter saßen. Die junge Frau stand auf und trat zu ihm.

„Mutter“, sagte sie, „das ist der Mann, der mir vorherbestimmt ist, den möchte ich heiraten. Er hat verstanden, dass ich nicht kalt bin wie Eis und auch nicht heiß wie Dampf, sondern fröhlich, schnell und frei wie ein Fluss. Und er hat nicht versucht, mich festzuhalten oder einzusperren, sondern er ist in meine Wellen eingetaucht und zusammen mit mir geschwommen. So möchte ich mit ihm leben – zusammen dahinfließen, die Sonne genießen, die gleichen Sterne anschauen. Gib uns deinen Segen, Mutter!“

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Nachdem Antonia das junge Paar gesegnet hatte, machten sich die beiden auf den Weg in Donatus‘ Heimat, wo der König und die Königin auf sie warteten. Die Eltern waren überglücklich, als sie ihren Sohn endlich wieder in die Arme schließen konnten und er sogar eine Braut mitgebracht hatte, und sie veranstalteten ein prächtiges Hochzeitsfest. Friederike beglückte ihren geliebten Mann jedes Jahr mit einem Kind, bis es zwölf waren. Als der alte König starb, wurde Donatus König. Kein Feind wagte es, sein Königreich anzugreifen, denn seine Grenzen waren gut gesichert.

Herzogin Antonia aber lebte einsam in ihrem großen Haus und starb schließlich, ohne Hartlieb je gesagt zu haben, dass sie ihn fast ihr ganzes Leben lang geliebt hatte. Ihre Angst vor bösartigem Geschwätz war stärker gewesen als ihre Liebe.

Das Märchen von Gier und Lüge

Es war einmal ein blühendes Königreich, das zwischen zwei Bergketten lag und für seine vielen fischreichen Seen bekannt war. Das Land war auch reich an Menschen, die geschickt und klug waren und ihr Handwerk verstanden. Doch dann wurde ein Mann König, der war ein fröhlicher und freundlicher Mensch, aber er war auch ein Faulpelz und Taugenichts. Die fähigen Menschen im Land wollten nicht von einem solchen Nichtsnutz regiert werden und zogen fort. Mit der Zeit verschlammten die Seen, die großen leckeren Fische starben aus, nur winzige Karauschen gerieten den Fischern manchmal noch in die Netze, aber auch das kam immer seltener vor. Die wunderschönen Rosen, die früher weit über die Berge hinaus bekannt gewesen waren, gingen ohne Gärtnerkunst und Pflege ein oder verwilderten. Selbst der Park um das Schloss herum wurde vernachlässigt. Anstelle schöner Blumen wucherten dort nur Unkraut, Brennnesseln und Löwenzahn. Mit der Zeit verfiel das Königreich immer mehr.

Der König und die Königin dieses heruntergekommenen Landes, das einst so schön gewesen war, hießen Felix und Beatrice. Die beiden zankten sich nie und waren mit allem zufrieden. Sie standen spät auf und gingen früh ins Bett, tagsüber tranken sie Tee, aßen Brezeln und spielten Kricket. Der Unordnung, die sich in ihrem Königreich immer mehr ausbreitete, schenkten sie keine Beachtung.

Das königliche Paar hatte eine Tochter, Prinzessin Selina, die sie über alles liebten. Sie war bildschön, ein echtes Juwel in der königlichen Krone. Ihre Augen waren so strahlend blau wie das reine Wasser der Seen, die Lippen hatten die Farbe reifer, süßer Himbeeren, das zu einem langen Zopf geflochtene Haar war dunkelblond und seidig. Schlank und schön war die Prinzessin, klug, gepflegt und höflich, doch sie war auch selbstbewusst und hatte ein kämpferisches Wesen, und selten konnte es ihr jemand recht tun. Ihre Eltern aber liebte und verehrte Selina.

Als die schöne Prinzessin alt genug war, dass man ans Heiraten denken konnte, warben viele Prinzen um sie, obwohl die königliche Familie sehr arm war. Doch Selina war sehr wählerisch.

„Prinz A ist zu jung“, sagte sie, „und B hat eine viel zu lange Nase. Einen Alten will ich nicht heiraten, wo ich doch selbst noch so jung bin. Einen Schönen will ich nicht haben, denn dann würden alle nur ihn anstarren. Einen Armen werde ich abweisen, weil ich selbst keine Mitgift habe. Einen Lahmen brauche ich auch nicht, weil er nicht tanzen kann. Ein Schielender kommt nicht in Frage, da er meine Schönheit nicht richtig sehen kann. Einem Dummen gebe ich sofort einen Korb, denn worüber sollte ich mich mit ihm unterhalten? Vor einem allzu Klugen habe ich selbst Angst: Der würde mich ausspielen und mich meiner Freiheit berauben. Einen reichen würde ich vielleicht heiraten, falls er genauso jung ist wie ich, ein gewöhnliches Gesicht hat – weder zu schön noch zu hässlich – und einen nachgiebigen Charakter, damit er mich lieben und verwöhnen kann, so wie Papa Mama liebt und verwöhnt und ihr jeden Wunsch von den Augen abliest. Auf so einen warte ich, einen anderen möchte ich nicht heiraten!“

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So sprach sie mit Nachdruck und ließ sich davon nicht abbringen. Ihre Eltern konnten so viele heiratswillige Prinzen empfangen, wie sie wollten, die Prinzessin blieb stur und schickte sie alle wieder nach Hause, da sie ihren Traumprinzen unter ihnen nicht fand. So verging ein Jahr, dann ein zweites und ein drittes, aber Selina wollte immer noch keinen Mann zum Bräutigam nehmen. Mit der Zeit kamen immer seltener Heiratskandidaten ins Schloss, denn die Männer wurden es müde, um die zwar schöne, aber über alle Maße wählerische Prinzessin zu werben. Die Eltern überlegten hin und her: Einerseits wollten sie die Prinzessin natürlich gern bei sich behalten, doch andererseits durften sie sie in ihrem Starrsinn nicht noch ermutigen, schließlich mussten sie auch an Selinas Zukunft denken, da sie selbst arm waren. Ein letztes Mal versuchten sie Selina umzustimmen.

„Liebe Tochter“, sprach die Königin, „wir hatten mittlerweile so ziemlich alle Männer zu Gast, die du heiraten könntest und die dich, obwohl du keine Mitgift hast, mit Freuden heiraten würden. Gab es denn darunter nicht einen Würdigen?“

„Es gab wohl keinen, und so muss ich weiter warten“, antwortete die Schöne.

„Wir aber können nicht länger warten“, sagte der König traurig zu seiner Tochter. „Die Staatskasse ist leer, es ist kein Geld mehr da, um Bälle zu geben und teure Kleider zu bezahlen. Also wirst du den nächsten Mann heiraten, der um deine Hand anhält. Das ist unser letztes königliches Wort.“

Lange Zeit sprach keiner der drei ein Wort. Schließlich antwortete die Prinzessin:

„Wenn das Euer Wunsch ist, so muss ich gehorchen. Aber ich bitte Euch, einer einzigen Bedingung zuzustimmen.“

„Was für eine Bedingung?“, fragte der König. „Ich gestatte, sie auszusprechen, verspreche aber nicht, ihr zu entsprechen.“

„Wenn ich schon einen Mann heiraten soll, den ich nicht liebe, dann soll er zumindest reich sein. Ich bin sogar einverstanden, einen Alten zu heiraten, wenn er einen guten Charakter hat. Sonst würden wir nicht gut miteinander auskommen. Aber einen Schielenden oder einen Lahmen möchte ich nicht heiraten! Lieber ertränkt mich gleich. Habt Mitleid mit eurer einzigen Tochter! Nehmt meine Bedingung an!“

Der König und die Königin berieten sich flüsternd und willigten schließlich ein.

Nicht lange danach geschah es, dass ein verwitweter König aus einem fernen Land ins Schloss kam und um die Hand der Prinzessin anhielt. Er war älter als sie und nicht übermäßig attraktiv. Der Tod seiner Frau machte ihn immer noch traurig, aber er bemühte sich, den Kopf nicht hängen zu lassen, plauderte und scherzte mit der Prinzessin, um sich fröhlich zu zeigen.

„Bei mir wirst du wie eine echte Königin leben“, sprach König Detlef, denn so hieß er, zu der Prinzessin. „Mein Schloss ist riesig, ich weiß nicht einmal, wie viele Zimmer ich überhaupt habe. Ringsum sind wunderschöne Gärten und Parks angelegt, dort kann man stundenlang spazieren gehen. Es gibt Singvögel in Hülle und Fülle und auch verschiedene andere Tiere in reichem Maße. Alles wird gut gepflegt und ist wirklich eine Augenweide. Neben all diesen Naturschätzen habe ich noch einen Schatz von einer Mutter. Sie ist schon sehr betagt, aber eine echte Königin. Ich werde dich ihr vorstellen. Wenn du ihr gefällst, wird sie dich mit Gold überschütten. Wenn nicht, ist es auch nicht schlimm: Nach ihrem Tod werde ich sowieso alles erben, und sie hat immense Reichtümer. Willst du mich heiraten, Selina?“

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