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Wir beschließen, zum Büro des Inders zu fahren.

Der freundliche Inder ist sehr betrübt über meine Schwierigkeiten. Er schaut sich den ausgeleierten Kugelkopf der Schaltung an und fragt den Mechaniker, ob man ihn nicht reparieren könne. Dieser verneint, wohl auch, weil er Feierabend haben wil.

Wieder telefoniert der Inder. Ein anderer Mann mit Schürze und Schutzbril e erscheint im Türrahmen. Der Inder gibt Anweisung, die ausgeleierten Stellen zu schleifen und zu schweißen. Energisch teilt er dem verblüfften Mann mit, daß er al es in einer halben Stunde fertig zurückhaben wolle, da er verreisen muß und auch ich nicht länger warten kann. Mir gibt er lächelnd zu verstehen, in einer halben Stunde könne ich nach Hause reisen.

Ich bedanke mich sehr und frage nach den Unkosten. Höflich winkt er ab. Ich könne ihn immer anrufen, wenn ich Probleme habe. Es sei ihm eine Freude, mir behilflich zu sein. Wenn ich wieder in Barsaloi bin, soll ich zum Bauführer gehen. Er wird sich darum kümmern, daß alles eingebaut wird, er ist informiert. Ich kann kaum glauben, daß mir auf einmal kostenlos geholfen wird, und das in solch einem Ausmaß! Kurze Zeit später verlasse ich sein Büro. Die Teile sind sehr schwer, doch ich bin stolz auf den Erfolg. Noch am Abend reise ich bis Nyahururu, damit ich am nächsten Morgen den Bus nach Maralal erreiche. Das Schleppen der zwei Taschen mit Napirai auf dem Rücken fäl t mir schwer.

In Maralal weiß ich nicht, wie ich nach Barsaloi komme. Erschöpft gehe ich ins Lodging, um nach der anstrengenden, staubigen Reise etwas zu trinken und zu essen. Dann muß ich wieder einige Dutzend Windeln sowie Napirai und mich selbst waschen. Todmüde falle ich ins Bett. Morgens frage ich überall nach, ob jemand nach Barsaloi fährt.

Bei meinem Großhändler erfahre ich, daß ein Lastwagen zu den Somalis fährt.

Doch einen Laster will ich Napirai und mir nach diesen Strapazen nicht zumuten. Ich warte, da ich einen Boy treffe, der gerade zu Fuß von Barsaloi gekommen ist und mir mitteilt, daß Pater Roberto morgen in Maralal die Post abholt. Erwartungsvoll packe ich am nächsten Tag im Lodging meine Sachen zusammen, um neben der Post Stel ung zu beziehen. Geschlagene vier Stunden harre ich am Straßenrand aus, bis ich endlich den weißen Missionswagen erblicke. Freudig gehe ich auf Roberto zu, um mit ihm nach Hause zu fahren. Dies sei kein Problem, meint er, er fahre in etwa zwei Stunden zurück.

Zuspitzung

In Barsaloi klettere ich aus dem Wagen und sehe meinen Mann mit Riesenschritten auf mich zukommen. Er begrüßt mich kühl und fragt, warum ich erst jetzt zurückkomme. Was heißt erst jetzt? Ich bin auf dem schnel sten Weg hierher gekommen, gebe ich ihm gereizt und enttäuscht zurück. Kein Wort, ob alles geklappt hat. Warum ich nochmals in Maralal übernachten mußte? Wen ich wieder getroffen habe? Fragen über Fragen, nur kein Lob ernte ich. Mir ist es peinlich, in Gegenwart von Pater Roberto so mißtrauische Fragen zu beantworten. Ich laufe mit Napirai nach Hause. Zumindest schleppt er die Tasche, die selbst ihn fast zu Boden drückt.

Sein Blick ist lauernd, als er mit Fragen weiterbohrt. Kurz bevor ich vor Wut und Enttäuschung explodiere, tritt James mit seinem Freund fröhlich ins Haus.

Wenigstens er will wissen, wie al es gelaufen ist. Er fand es mutig, daß ich so spontan mit dem Flugzeug weggeflogen bin. Leider war er am Fluß, um seine Kleider zu waschen, als er von der Safari hörte. Er wäre so gerne mitgeflogen, sein größter Wunsch sei, einmal zu fliegen.

Seine Worte tun mir gut, und ich beruhige mich. Die Burschen kochen Chai für mich. Sie erzählen und erzählen, während Lketinga das Haus verläßt, obwohl es dunkel ist. Ich frage James, was denn mein Mann gesagt hat, als er wiederkam und feststellte, daß ich weg war. Lächelnd versucht er mir zu erklären, ich müsse verstehen, daß diese Generation kein Verständnis für selbständige Frauen habe und kein Vertrauen kenne. Lketinga dachte, ich sei mit Napirai abgehauen und komme nicht wieder. Ich verstehe es nicht, obwohl ich langsam Grund hätte davonzulaufen.

Doch wohin? Napirai braucht doch auch ihren Vater!

James reißt mich aus meinen düsteren Gedanken, indem er fragt, wann wir endlich mit dem Shop starten. Er würde so gerne arbeiten und auch etwas Geld verdienen.

Ja, wir müssen nun wirklich zu Geld kommen, sonst frißt uns der Wagen auf. Sobald der Datsun repariert ist, starten wir nochmals mit dem Shop, diesmal sehr feudal mit Kleidern und Schuhen sowie Soda und Bier. Jetzt ist sicher gut Geld zu machen, solange die Arbeiter von Nairobi hier sind. Später werden es fremde Lehrer mit ihren Familien sein. Mit James als Verkäufer sehe ich eine gute Chance. Allerdings erkläre ich ihm deutlich, daß es mein letzter Versuch und mein letztes Geld ist, das ich investieren werde. Die Euphorie der Boys steckt mich an, und ich vergesse den Kummer, den ich in letzter Zeit wegen Lketinga einstecken mußte. Als er heimkommt, ziehen die Boys ab.

Freiwillig geht Lketinga am nächsten Morgen zu den Arbeitern hinüber und berichtet, daß die Ersatzteile zum Einbauen bereit sind. Nach der Arbeit erscheint ein Mechaniker und hantiert an unserem Wagen. Allerdings gelingt es ihm nicht, am selben Tag alles einzubauen. Erst nach drei Tagen fährt unser Luxuswagen wieder.

Nun können wir mit dem Laden erneut starten. Wir brechen zu viert auf. Voller Freude hält James Napirai. Er wird einfach niemals müde, mit ihr zu spielen.

In Maralal schaue ich zuerst bei der Bank nach, ob meine letzten 4000 Franken auf dem Konto eingetroffen sind. Der Banker bedauert, das Geld sei noch nicht da, doch am nächsten Tag trifft es ein, und wir beginnen mit dem Einkauf: Natürlich zuerst wieder eine Tonne Mais und Zucker, dann Gemüse und Früchte, soviel ich auftreiben kann. Den Rest investiere ich in Kleider, Schuhe, Tabak, Plastikbecken, Wasserkanister, einfach alles, was sich mit gutem Profit verkaufen läßt. Ja, sogar zwanzig Laib Brot nehme ich mit. Den letzten Schil ing gebe ich aus, um ihn eventuel zu verdoppeln.

Die Eröffnung wird zum Ereignis. Von nah und fern kommen die Leute. Die Kangas und Kleider sowie die Wasserkanister sind nach zwei Tagen ausverkauft. Gemüse, Reis und Kartoffeln kaufen die Arbeiter von der Schule zehn- oder zwanzigkiloweise.

Es geht fast wie in einem kleinen Busch-Supermarkt zu. In diesen ersten Tagen sind wir glücklich, stolz und zufrieden, wenn auch immer sehr müde. James ist so eifrig, daß er mich bittet, in den Shop einziehen zu dürfen, damit er morgens früher anfangen kann.

Bier bieten wir nicht öffentlich an, sondern nur versteckt, ich will keinen Ärger haben. Die paar Kästen sind meistens nach zwei Tagen ausverkauft. Da ich nicht möchte, daß wir länger als ein oder zwei Tage ohne Waren sind, fühle ich mich für den Nachschub verantwortlich. Mit den Einnahmen besorge ich gleich die nächsten Kleider, da die Leute von der Schule viele Hemden und Hosen benötigen. Alle drei Wochen fahre ich speziel für diesen Zweck bis nach Nanyuki, wo ein großer Kleidermarkt stattfindet. Die Frauen- und Kinderkleider lassen sich wie warme Semmeln verkaufen. Ich nehme diesbezüglich auch Bestellungen entgegen. Es ist verwunderlich, wie die Leute plötzlich zu Geld gekommen sind. Zum Teil sicher durch die Schule, wo viele einen Job gefunden haben.

Das Geschäft blüht, und für viele Arbeiter ist der Laden zum Treffpunkt geworden.

Am Anfang läuft es gut, bis Lketinga wieder seine Eifersuchtsanfälle bekommt.

Morgens bin ich nie im Laden, weil ich zuerst den Haushalt erledigen muß. Erst nachmittags spaziere ich mit Napirai zum Shop. Mit den Boys ist es meistens lustig.

Auch Napirai genießt es, im Mittelpunkt zu stehen, denn es sind immer Kinder hier, die sie umhertragen oder mit ihr spielen. Nur mein Mann sieht es nicht gerne, wenn ich fröhlich bin, da er meint, mit ihm lache ich nie. Das liegt an seinem Mißtrauen, das er jedem entgegenbringt, der sich nur fünf Minuten mit mir unterhält. Zuerst richtet er es gegen die Arbeiter, die sich täglich bei uns treffen. Es kommt vor, daß er den einen oder anderen nicht mehr in den Shop läßt oder vor mir behauptet, dieser komme nur wegen mir, seiner Frau. Das bringt mich in Verlegenheit, und ich verlasse jedesmal den Shop. Auch James ist machtlos gegenüber seinem älteren Bruder und den unbegründeten Szenen.

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