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Die Buden waren verschwunden. Mitten auf der Burgwiese war stattdessen eine große, mit Wimpeln und Bannern geschmückte Bühne errichtet worden. Ein bunt gemischtes Völkchen aus Rittern, Hofdamen, Zauberern und Hexen saß davor. Sie sahen einem kleinen Jungen zu, der einen Pfeil in Kreisen fliegen ließ, und applaudierten höflich. Lady Griselda und Sir Bertram saßen in der ersten Reihe. Sie versuchte, aufmunternd zu gucken, er versuchte, nicht allzu gelangweilt auszusehen. Max und Olivia warteten aufgeregt neben der Bühne. Grimm streckte seinen Kopf aus Max’ Tasche und prüfte die Lage.

»Es wird nicht klappen«, sagte er düster. »Irgendwas geht immer schief. Wahrscheinlich verwandelst du deine Schwester in einen Dachs und dann können wir sie nicht zurückverwandeln. Weiß der Herrgott, was bei Dachsen wirkt.«

»Halt die Klappe, Grimm!«, zischte Olivia. »Tu du deinen Teil und alles geht klar.«

Jetzt tauchte auch noch Adolphus auf.

»Hallo! Hallo! Alles fertig? Jippie, ist das aufregend! Was für ein Spaß!«

Max sparte sich die Worte. Ihm war auf einmal ziemlich übel. Was, wenn es nicht klappte? Was, wenn der Trank seit gestern seine Wirkung verloren hatte? Was, wenn Olivia ein Frosch blieb? Oder, noch schlimmer, einfach ein Mädchen blieb und die anderen Zauberschüler sich totlachten?

Adrian Hogsbottoms plötzliche Abreise in die wilden nördlichen Sumpfgebiete hatte sie alle überrascht. Auf einmal war der Ausgang des Wettstreits völlig offen. Jeder malte sich gute Chancen aus, aber keiner rechnete mit dem Jungen, der jedes Mal Letzter wurde: Max »Pechvogel« Pendragon. Max schluckte. Drücken konnte er sich jetzt nicht mehr. Gleich war er dran. Gleich nach Oswald Tregart, einem von Adrians ganz besonderen Spezis.

Es gab schwachen Applaus für einen Jungen auf der Bühne, der gerade einen blauen Krug in einen violetten mit weißen Punkten verwandelt hatte. Dann rief der Vorsitzende der Zauberergemeinschaft: »Oswald Tregart, von Burg Nigror!«

Oswald bedachte Max und Olivia mit einem finsteren Blick. Dann schob er sich an ihnen vorbei und ging auf die Bühne. Aus der einen Tasche holte er ein Fläschchen, aus der anderen ein Ei. Dann träufelte er einen Tropfen aus dem Fläschchen auf das Ei und trat elegant einen Schritt zurück.

WUUUUSCH!, machte es und eine silbrige Rauchwolke stieg auf. Als sie sich verzogen hatte, war das Ei so groß wie ein Mensch. Die Schale zerbrach und aus dem Ei schlüpfte ein gewaltiger Pfau. Er schlug ein prächtiges blau-grünes Rad, schrie und stolzierte eine Minute lang über die Bühne. Dann begann er langsam zu schrumpfen. Als er kaum größer war als eine Maus, trat Oswald vor und legte ihn zurück auf die zerbrochenen Eierschalen. Und plötzlich hielt er wieder ein heiles, normal großes Ei in der Hand. Lauter Applaus ertönte und Oswald grinste ins Publikum. Er war sich seines Sieges ziemlich sicher.

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»Wow!«, rief Adolphus, während das Publikum klatschte und jubelte. »Das war genial!«

»Auf wessen Seite stehst du eigentlich?«, fuhr Max ihn an. »Das war überhaupt nichts Besonderes! Er hat doch nur einen Wuchs-mit einem Umkehrzauber kombiniert. Und bloß davon, dass er ein hübsches Pfauenei nimmt, wird der Zauber auch nicht neu. Ich hab so was schon vor Ewigkeiten gemacht!«

»Das muss damals gewesen sein, als du aus dem Ei ein – äh – etwas größeresEi gemacht hast, richtig?«, fragte Grimm mit Unschuldsmiene.

Olivia stampfte mit dem Fuß auf.

»Hört sofort auf, ihr beiden! Max hat recht! Der Punkt ist doch: Kein Zauberschüler hat je einen Menschen in einen Frosch verwandelt! Das muss einfach der beste Zauber sein!«

Doch auch Olivia machte sich Sorgen. Oswalds Zauber war wirklich beeindruckend gewesen. Bei ihrem Froschzauber musste einfach alles glattgehen.

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Der große Auftritt

»Und jetzt«, kündigte der Vorsitzende der Zauberergemeinschaft an, »Max Pendragon, von Burg Periculum!«

Das Publikum applaudierte höflich. Sir Bertram jubelte. Lady Griselda hielt sich die Augen zu und lugte zwischen den Fingern hindurch. Adolphus hüpfte wie ein Flummi auf und ab und spuckte ein bisschen Feuer in die Luft.

»Ich werde meine Schwester in einen Frosch verwandeln und dann wieder in ein Mädchen«, kündigte Max an. Er war schrecklich nervös. Direkt unter ihm saßen seine Eltern. Ganz hinten lehnte Merlin lässig an einem Baum. Merlin zwinkerte ihm zu.

Max wandte sich zu Olivia und holte das Glasfläschchen aus seinem Gürtel. Vorsichtig träufelte er ein klein wenig des klebrig blauen Glibbers auf seine behandschuhte Hand und schleuderte es auf Olivia.

BÄNG!

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Sie verschwand – und wo sie eben noch gestanden hatte, hockte jetzt ein lila Frosch mit roten Punkten. Durch das Publikum ging ein erstauntes Raunen. Dann trampelte es mit den Füßen und jubelte. Sir Bertram drehte sich zu seiner verblüfften Frau um und grinste breit.

»Na, das hat was, oder? Ich hatte ja

keine Ahnung, dass er so was kann! K.o.-Schlag und den mit Abstand besten Zauber im ganzen Wettbewerb! Sieh mal einer an.«

Max seufzte vor Erleichterung. Es hatte geklappt! Jetzt kam der schwierige Teil. Er streute ein bisschen Rauchpulver auf die Bühne und Olivia wurde von violetten Rauschschwaden umhüllt.

»Jetzt!«, rief Max Grimm zu und dieser machte einen Satz.

Als sich der Rauch aufgelöst hatte, hockten zwei schwarze Ratten da. Mitten auf der Bühne. Heillos überrascht.

Das Publikum schnappte nach Luft. Die Leute wandten sich einander zu. Stimmen wurden laut. Lady Griselda wimmerte leise und Sir Bertram machte ein besorgtes Gesicht. Merlin hingegen wirkte belustigt. Freundlich grinste er Max zu. Max hatte einen Kloß im Hals.

»Augenblick!«, rief er, als er sich halbwegs von dem Schrecken erholt hatte. »Aus einemFrosch – zweiRatten! Und jetzt …« Er verstreute noch einmal Rauchpuder und stürzte sich dann in die Schwaden. Als sich der Rauch diesmal auflöste, hatte er seine Schwester fest im Arm – und eine große Beule in seiner Gürteltasche …

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» … zurück in Menschengestalt!«, rief er triumphierend und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Das Publikum klatschte, schrie und johlte. Max sah, wie Lady Griselda Sir Bertram vor lauter Erleichterung um den Hals fiel.

»Was ist passiert?«, fragte Olivia, sobald sie die Bühne verlassen hatten. »Warum hat es nicht geklappt?«

»Ich schätze, es funktioniert nur, wenn man von einem Menschen geküsst wird «, sagte Max nachdenklich. »Ein Tier verwandelt einen in seine Gestalt.«

»Na, damit wäre immerhin klar, dass Miss Mudfoot wider Erwarten doch ein Mensch ist«, sagte Olivia. »Ich war mir da nie ganz sicher. Egal – das war genial, Max! Echt. Du musst einfach gewinnen, das Publikum war begeistert!«

Eine tiefe, dröhnende Stimme schallte über die Burgwiese und unterbrach sie. »Und jetzt«, sagte die Stimme, »kommen wir zur Preisverleihung …«

Max und Olivia drängten sich wieder nach vorn. Max kreuzte die Finger und hoffte mit aller Macht.

»Unsere Preisrichterin trete vor: die erhabene Zauberin und Schwester des Königs – Lady Morgana le Fay!«

Max und Olivia sahen sich entgeistert an.

»Ich hatte keine Ahnung, dass sie den Sieger bestimmen würde!«, zischte Max.

»Ich auch nicht … Wir sind geliefert, Max. Von der kriegen wir den Preis nie!«

Lady Morgana – heiter, bezaubernd, das lange schwarze Haar wie ein Rahmen um das glatte, ebenmäßige Gesicht – schwebte förmlich in die Bühnenmitte und sah sich im Publikum um.

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