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Max sah zu Merlins Falkengesicht und seinen leuchtenden Augen auf. Plötzlich kam er sich ziemlich groß vor. Er wusste: Wenn er könnte, würde er Merlin bis ans Ende der Welt folgen. Er grinste und Merlin klopfte ihm noch einmal auf die Schulter.

»Trotzdem«, seufzte er, »seid gewiss, dass Mylady nicht lange weg sein wird. Und ganz bestimmt wird sie ein sehr gutes Alibi für das hier haben. Eines, mit dem sie aller Wahrscheinlichkeit nach auch davonkommt. Leider. Der König hat, wenn es um diese Lady geht, ein weiches Herz. Zu weich, fürchte ich«, setzte er grimmig hinzu. Doch dann lächelte er wieder. »Gut«, sagte er. »Genug herumgestanden. Ich denke, es ist Zeit, dass wir zur Burg zurückkehren. Wir müssen den Prinzen zu seiner Mutter bringen. Und wenn wir schon dabei sind, sollten wir diesen gut verschnürten jungen Mann und seinen quakenden Vater auch gleich zum König schaffen!«

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Der Zauberer-Nachwuchs-Wettbewerb

Sir Bertram Pendragon war lange nicht mehr so glücklich gewesen. So glücklich wie jetzt war er nicht mal gewesen, als er seinen ärgsten Feind Sir Richard Hogsbottom nach einer hitzigen Partie Wer spuckt am weitesten?in den Ententeich der Burg geschubst hatte. Er konnte die Geschichte, wie Max und Olivia ganz allein die Entführung des Kornischen Prinzen vereitelt hatten, gar nicht oft genug hören. Ganz besonders den Teil, wie Max Sir Richards grässlichen Sohn Adrian mit einem einzigen Hieb niedergestreckt hatte. Doch in der Version, die Sir Bertram erzählt wurde, wurden Zauberei, Frösche, Lady Morgana oder der gefährlich weit entfernte Wald vorsichtshalber weggelassen. Und so glaubte Sir Bertram, Max und Olivia seien Adrian mit dem entführten Prinzen in irgendeinem alten Kellergewölbe über den Weg gelaufen. König Artus wollte es so.

»Ich bin Max und Olivia zu großem Dank verpflichtet«, hatte er würdevoll gesagt, als Sir Bertram am gestrigen Nachmittag erschienen war, um seine Kinder abzuholen. »Sie haben uns vor einer großen unangenehmen Situation bewahrt. Doch ich fürchte, dass ihre Heldentaten geheim bleiben müssen. Allzu viele Feinde würden aus dem Geschehenen sonst Kapital schlagen. Wenn bekannt würde, dass es mir beinahe misslungen wäre, für die Sicherheit des Prinzen zu sorgen …« Artus seufzte und für eine Sekunde trübten sich seine blauen Augen. »Aber versuchen wir, nicht daran zu denken. Der Prinz ist glücklich zu seiner Mutter zurückgekehrt. Schlimmeres ist nicht geschehen. Merlin hat dafür gesorgt, dass er glaubt, er wäre mit Max und Olivia spielen gegangen. Und was Sir Richard angeht …« Artus zog eine Grimasse. »Ihn habe ich auf einen Posten in den nördlichen Grenzgebieten des Königreichs verbannt. Er ist außer Reichweite. Und von der unbekannten Hexe, die hinter allem stecken soll, gibt es weit und breit keine Spur.«

»Also, so weit ist sie nicht –«, fing Olivia an. Doch Artus unterbrach sie mit einem bloßen Blick und legte den Finger an die Lippen. Er sah so sorgenvoll und traurig aus, dass Olivia ihn am liebsten in den Arm genommen hätte. Aber das traute sie sich dann doch nicht.

»Carl wurde gefunden, und das ist alles, was zählt«, sagte Artus. »Wir müssen das Geschehene jetzt hinter uns lassen und in Zukunft besser aufpassen.« Er wandte sich Max und Olivia zu. »Mein tief empfundener Dank an die beiden jüngsten Mitglieder meines Hofstaats«, sagte er. Als er sie ansah, wären sie vor Stolz beinahe geplatzt.

Max konnte verstehen, warum König Artus von seinen Rittern so verehrt wurde. Doch zugleich bemerkte er Merlins grimmigen Blick und erinnerte sich an dessen Worte. Der König habe ein zu weiches Herz. Artus hatte Lady Morganas Alibi Glauben geschenkt. Sir Richard und Adrian hatten es bestätigt. Artus hatte entschieden, dass sich Max und Olivia geirrt haben mussten und irgendeine andere, mysteriöse Hexe, die Sir Richard und dessen Sohn verzaubert hatte, hinter der Verschwörung steckte. Lady Morgana war also nach wie vor bei Hofe. Der König vertraute blind denjenigen, die er liebte, und Max fragte sich, für wie viel mehr Ärger das wohl noch sorgen würde …

Sir Bertram war trotz allem so glücklich wie ein Drache auf einem Berg aus Gold.

»Max, mein Junge! Ich bin so stolz auf dich!«, platzte es immer wieder aus ihm heraus, während er beherzt auf Max’ Schulter klopfte. »Ich wusste ja immer, was in dir steckt! Ein Aufwärtshaken, genau aufs Kinn, ja? War’s so?«

»Äh, nicht ganz«, sagte Max. Er hatte zu erklären versucht, dass es eher ein K.o.-Schubs als ein K.o.-Schlag gewesen war. Aber Sir Bertram schien das nicht zu registrieren.

»Es gehört einiges dazu, es mit einem größeren Jungen aufzunehmen«, stellte er mit Nachdruck fest. »Macht mich wirklich glücklich, dass du für die gute Sache kämpfst. Kann euch gar nicht sagen, wie stolz ich auf dich und Olivia bin. Und, nebenbei«, fügte er, sich schadenfroh die Hände reibend, hinzu, »der alte Hogsbottom hat auch eins aufs Auge gekriegt, nicht wahr? Ha! Ganz blass sah er aus, als er gestern davongezogen ist. ›Na, wie geht’s Adrian?‹, hab ich gefragt. Sah aus, als wollte er mir an die Gurgel springen! Haha! Und jetzt muss er dort oben versauern! Auf einen verdammten Sumpf aufpassen! Außer Matsch und Modder gibt’s da nichts. Hat er nicht anders verdient!«

Den ganzen Vormittag über hatte Max das Lob und die Aufmerksamkeit genossen. Und das umso mehr, seit er bemerkt hatte, dass Olivia scheinbar übel wurde, sobald Sir Bertram den K.o.-Schlag erwähnte – was er ungefähr alle fünf Minuten tat. Doch die Freude wich der Nervosität, je näher der Zauberer-Nachwuchs-Wettbewerb rückte.

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Denn so viele Komplimente Merlin ihm auch machte, wenn es Max nicht gelang, seinen Vater dazu zu bringen, ihn Zauberer werden zu lassen, würde er es mit seiner Magie nicht weit bringen. Unseligerweise hatte Max’ Schlag gegen Adrian Sir Bertram in seiner Ansicht nur zusätzlich bestärkt, dass Max schließlich doch noch eines Tages einen guten Ritter abgeben würde. Auf einmal war es also noch wichtiger zu beweisen, was für ein großartiger Zauberer in ihm steckte. Ein großer und beeindruckender Zauber – der war jetzt nötig. Etwas, das Sir Bertram bewies, dass Magie ebenso gut war wie Faustschläge. Max musste den Zauberer-Nachwuchs-Wettbewerb dringender denn je gewinnen.

In der ganzen Aufregung hatten Max und Olivia keine Zeit mehr gehabt, ihren Auftritt zu proben. Jetzt war es schon fast so weit. Hektisch suchte Max in einem Winkel ihres Zimmers nach seinen Kleidern und den Zaubertränken.

»Olivia?«, rief er, halb begraben unter einem Berg aus Mänteln und Satteltaschen. »Wo ist das Fläschchen mit dem Umkehrzauber?«

»Woher soll ich das wissen?«, sagte Olivia. »Du hattest es zuletzt. Wahrscheinlich steckt es in deinem Gürtel.«

»Tut es nicht«, rief Max frustriert. »Das Fläschchen mit dem Froschzauber ist da. Aber das andere ist verschwunden …«

»Prima«, sagte Grimm. »Erst verwandelst du sie in einen Frosch, dann kannst du sie nicht zurückverwandeln. Große Klasse. So gewinnst du bestimmt.«

»Kann ich wohl.« Max wandte sich Grimm zu. »Oder besser gesagt: Du kannst es. Ich muss den Umkehrzauber irgendwo vergessen haben, aber – stell dir vor – gerade hatte ich eine tolle Idee. Ich mache auf der Bühne einfach ein bisschen Rauch. Dann sieht dich keiner, wenn du zu Olivia huschst und sie küsst!«

»Auf gar keinen Fall!« und »Nein, nein, nein!«, kreischten Olivia und Grimm in ein und demselben Moment und mit so ziemlich dem gleichen Abscheu in der Stimme. Erst nachdem Max mit Engelszungen auf sie eingeredet hatte, willigten sie schließlich doch ein. Olivia erklärte, dass ein Kuss von Grimm eigentlich nicht schlimmer sein könne als einer von Max. Grimm ließ sich erst erweichen, als Max ihm versprach, ihm ein Jahr lang von jeder Schinkenscheibe, die er aß, den weißen Rand abzugeben.

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