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Tuan grinste, er senkte die Lider. Etwas klirrte in Rods Gehirn.

„Wenn ich mich hier genauer umsähe“, sagte er bedächtig, „würde ich dann die drei Männer finden, die Euch heute abend überfielen?“

Tuan nickte, er grinste noch stärker.

„Also alles geplant, lediglich, um mich hierherzulocken! Ihr wißt wirklich mit Menschen umzugehen, TuanMcReady!“

Tuan errötete und blickte zu Boden.

„Aber was ist, wenn ich mich euch nicht anschließen will?

Läßt man mich dann das Haus Clovis lebend verlassen?“

„Nur, wenn Ihr ein guter Fechter und ein nicht weniger guter Zauberer seid.“

Rod nickte und ließ sich die Ereignisse der vergangenen beiden Tage durch den Kopf gehen. Einen Moment kam er in Versuchung mitzumachen, denn er zweifelte nicht daran, daß er sich nach der Revolution auf den Thron manövrieren könnte.

Aber nein, was Tuan gesagt hatte, stimmte. Es gehörte ein Mann mit einem angeborenen Talent der Massenbeeinflussung dazu, die Bettler zu beherrschen. Selbst wenn er auf den Thron kam, würde der Spötter, und wer immer auch hinter ihm stand, nicht tatenlos zusehen. Nein, die Machtstruktur mußte bleiben, wie sie war. Eine konstitutionelle Monarchie war die einzige Hoffnung auf Demokratie für diesen Planeten.

Und da war natürlich auch noch Catherine… Vielleicht war er wirklich in sie verschossen? Sie war das Traumbild seiner Jugend!

Aber ihm war Tuan vom ersten Augenblick an sympathisch gewesen. Wie konnte er sie beide mögen, wenn sie Gegner waren? Gewiß, es war möglich, daß Tuans Charme nur Tünche war, doch irgendwie bezweifelte es Rod. Nein, wenn Tuan wirklich am Thron interessiert gewesen wäre, hätte er Catherine den Hof machen und um sie freien können, und ganz sicher hätte er ihre Gunst gewonnen.

Also unterstützte Tuan die Königin. Wie er glaubte, ihr mit seiner Demagogie helfen zu können, war Rod zwar nicht klar, aber zweifellos war Tuan überzeugt, daß er es konnte.

Warum dann dieser ausgefallene Plan, Rod in das Haus Clovis zu locken? Natürlich, um ihn auf die Probe zu stellen, ob er als Leibwächter der Königin vertrauenswürdig war! Das ergab auch Sinn, wenn Tuan mit Brom O'Berin zusammenarbeitete, denn es war genau Broms

Art, auf diese ungewöhnliche Weise für eine Volksunterstützung der Königin zu sorgen. Doch warum dann diese Propagierung eines Marsches zur Burg? Vermutlich hatte Tuan eine Antwort darauf, und wenn er schon gerade bei Antwort war, mußte er nun auch endlich seine geben.

Er grinste Tuan an und erhob sich, mit der Hand um den Degengriff. „Ich werde mich euch nicht anschließen. Lieber versuche ich mein Glück mit Rapier und Magie.“

Tuans Augen leuchteten auf. Er griff nach Rods Arm. „Ich hatte gehofft, daß Ihr so reden würdet, Freund Gallowglass.

Bleibt sitzen und hört die Wahrheit meines Komplotts.“

Rod schüttelte seine Hand ab. „Zieht Euer Schwert!“

„Nein, das würde ich nie gegen einen Freund. Ich habe Euch einen Streich gespielt, aber es war zu einem guten Zweck. Ihr sollt alles erfahren!“

„Ich hörte, was ich wollte.“ Rod machte sich daran, den Degen zu ziehen. Wieder griff Tuan nach Rods Unterarm, und diesmal ließ er sich nicht abschütteln. Langsam, aber unaufhaltsam, wurde sein Rapier in die Scheide zurückgezwungen.

„Setzt Euch!“ sagte Tuan und drückte Rod so leicht, daß man meinen konnte, er sei ein Kind, auf den Stuhl zurück. Dann ließ er seinen Arm los und lächelte ihn herzlich an, als wäre nichts geschehen. „Die Königin gibt uns Geld, und die Bettler wissen es, aber immer Almosen annehmen zu müssen, erweckt brennenden Grimm in den Beschenkten. Wenn wir Freunde für Catherine gewinnen wollen, müssen wir einen Weg finden, diesen Ärger in Dankbarkeit zu verwandeln. Also müssen wir die Unterstützung der Königin als etwas anderes denn ein Geschenk erscheinen lassen.“

„Und Ihr habt diesen Weg gefunden?“

„Nicht ich“, gestand Tuan, „sondern der Spötter. Er stellte mir das Rätsel:,Wann ist ein Geschenk kein Geschenk? Und als ich die Antwort nicht wußte, löste er es selbst:,Wenn es dem, der es bekommt, rechtmäßig zusteht! „

Tuan breitete die Hände aus. „Ihr seht also, wie einfach es ist. Die Bettler marschieren zur Burg und verlangen von der Königin Brot und Fleisch, weil es ihnen rechtmäßig zusteht. Sie wird es ihnen geben, und sie werden dafür dankbar sein.“ Rod lächelte. „Sehr schlau ausgedacht.“ Er nickte, aber insgeheim dachte er: Wenn es funktionierte! Aber es wird nicht! Menschen mit Geld spenden gern für wohltätige Zwecke, aber sie geben keinen Cent, wenn man ihnen sagt, sie müßten es. Und wie dankbar werden die Bettler sein, wenn sie ihre Forderung zurückweist und ihre Armee ruft, um sie zu vertreiben? Doch selbst wenn sie auf ihr Verlangen einginge, was dann? Was war dann mit dem Machtgefühl, das sie ihnen damit gäbe? Bettler, die eine Königin zu etwas zwingen! Sie würden nicht bei Brot und Fleisch haltmachen. Schon in einer Woche kämen sie mit weiteren Forderungen an — mit oder ohne Tuan! O ja, es war ein schlauer Plan, und man hatte Tuan damit ganz schön eingeseift. Der Spötter konnte nur gewinnen — und mit ihm die außerplanetaren Totalitärsten, die dahintersteckten.

Aber Tuan meinte es gut. Er strahlte geradezu von innen heraus. Zwar war er ein wenig naiv, was Politik betraf, aber wie gesagt, seine Absicht war wohlgemeint. Rod hob seinen Krug zu einem tiefen Schluck. „Und doch behaupten einige, daß das Haus Clovis Catherine stürzen will.“ „Nein! Nein!“ rief Tuan erschrocken. „Ich liebe die Königin!“ Rod studierte das ehrliche, offene Gesicht des Jungen. „Ich auch“, sagte er, leider wahrheitsgetreuer, als ihm lieb war. „Trotzdem erkenne selbst ich, daß sie nicht sehr klug handelt.“ Tuan seufzte tief und murmelte: „Das stimmt. Sie meint es so gut, aber sie geht nicht richtig vor. Sie versucht, an einem Tag gutzumachen, was ihre Vorfahren in Jahrhunderten falsch gemacht haben. Es gibt so viel Unrecht in dem Königreich, doch ein Haufen Unrat läßt sich nicht mit einem Schaufelhub beseitigen.“

„Vor allem kann der Salpeter darunter sich als ungemein explosiv erweisen“, brummte Rod.

„Die Hohen Lords begreifen nicht, daß sie den Teufel vertreibt“, fuhr Tuan fort. „Sie sehen nur, daß sie diesem Land nur eine Stimme geben will — ihre!“

„Nun“, Rod hob seinen Krug. Sein Gesicht war düster vor Resignation. „Auf sie! Hoffen wir, daß sie es schafft!“

„Wenn Ihr glaubt, daß das möglich ist, seid Ihr ein größerer Narr als ich — dabei bin ich weit und breit als ausgesprochener Tor verschrien.“

Rod senkte den Krug, ohne getrunken zu haben. „Sprecht Ihr aus allgemeiner Überzeugung, oder denkt Ihr an Einzelheiten?“

Tuan drückte eine Zeigefingerkuppe an die andere. „Ein Thron ruht auf zwei Beinen: erstens auf den Ed-. len, die alles Neue ablehnen und deshalb gegen die Königin sind. In Ruhe gelassen, würden sie sich vielleicht mit ihr abfinden, aus Verehrung für ihren Vater. Aber da sind noch die Ratgeber.“

„Ich nehme an, die Hohen Lords tun, was die ihnen raten?“

„Oder was sie ihnen raten, nicht zu tun. Was in etwa auf das gleiche heraus kommt. Und die Ratgeber sprechen mit nur einer Stimme — Durers!“

„Durer? Wer ist er?“ fragte Rod stirnrunzelnd.

„Der Ratgeber Lord Loguires.“ Tuans Lippen verzogen sich bitter. „Er hat Einfluß auf Loguire, was ein wahres Wunder ist, denn der Herzog ist ein ausgesprochen eigensinniger Mann.

Solange Loguire lebt, hat Catherine eine Chance. Doch wenn er stirbt, fällt sie, denn Loguires Erbe haßt die Königin. Der Lord hat zwei Söhne. Der jüngere ist ein Narr, der seinen schlimmsten Feind für seinen besten Freund hält. Und der ältere ist ein Hitzkopf, der unter Durers Schmeicheleien dahinschmilzt. Und so wird der Titelerbe, Anselm Loguire, tun, was Durer ihm sagt.“

Wieder hob Rod den Krug. „Dann wollen wir Lord Loguire ein langes Leben wünschen.“

„Ja“, erwiderte Tuan inbrünstig. „Denn Anselm hegt einen tiefen Groll gegen die Königin.“

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