Beim Teufel!
Söller.
O verflucht, es heißt ein Rendezvous.
Alcest erschrocken.
Er lügt!
Söller vor sich.
Nun bricht es los.
Alcest vor sich.
O weh, wir sind verraten.
Er steckt den Degen ein.
Söller vor sich.
Er ist erschreckt. Nun Herz! Er kann dir doch nicht schaden.
Alcest erholt.
Was meinen Sie damit?
Söller trotzig.
O wir verstehn uns schon.
Das Lustspiel heute nacht! Ich stand nicht weit davon.
Alcest erstaunt.
Und wo?
Söller.
Im Kabinett!
Alcest.
So war Er auf dem Balle.
Söller.
Wer war denn auf dem Schmaus? Nur still und ohne Galle
Zwei Wörtchen: Was man noch so heimlich treiben mag,
Ihr Herren, merkt's euch wohl, es kommt zuletzt an Tag.
Alcest.
Es kommt wohl noch heraus, daß Er der Dieb ist. Raben
Und Dohlen wollt ich eh in meinem Hause haben
Als Ihn. Pfui! schlechter Mensch!
Söller.
Ja, ja, ich bin wohl schlecht;
Allein, ihr großen Herrn, ihr habt wohl immer recht?
Ihr wollt mit unserm Gut nur nach Belieben schalten;
Ihr haltet kein Gesetz, und andre sollen's halten?
Das ist sehr einerlei, Gelüst nach Fleisch, nach Gold!
Seid erst nicht hängenswert, wenn ihr uns hängen wollt.
Alcest.
Er untersteht sich noch —
Söller.
Ich darf mich unterstehen.
Gewiß, es ist kein Spaß, gehörnt herumzugehen.
In summa, nehmen Sie's nur nicht so gar genau:
Ich stahl dem Herrn sein Geld, und er mir meine Frau.
Alcest drohend.
Was stahl ich?
Söller.
Nichts, mein Herr! Es war schon längst Ihr eigen,
Noch eh es meine war.
Alcest.
Soll —
Söller.
Da muß ich wohl schweigen.
Alcest.
An Galgen mit dem Dieb!
Söller.
Erinnern Sie sich nicht,
Daß ein gewiß Gesetz von andern Leuten spricht?
Alcest.
Herr Söller!
Söller macht das Zeichen des Köpfens.
Ja, man hilft euch Näschern auch vom Brode.
Alcest.
Ist Er ein Praktikus, und hält das Zeug für Mode:
Gehangen wird Er noch, zum wenigsten gestäupt.
Söller zeigt auf die Stirne.
Gebrandmarkt bin ich schon.
Vorige. Der Wirt. Sophie.
Sophie im Fond.
Mein harter Vater bleibt
Auf dem verhaßten Ton.
Wirt im Fond.
Das Mädchen will nicht weichen.
Sophie.
Da ist Alcest.
Wirt erblickt Alcesten.
Aha!
Sophie.
Es muß, es muß sich zeigen!
Wirt zu Alcesten.
Mein Herr, sie ist der Dieb!
Sophie auf der andern Seite.
Er ist der Dieb, mein Herr!
Alcest sieht sie beide lachend an, dann sagt er in einem Tone wie sie, auf Söllern deutend.
Er ist der Dieb!
Söller vor sich.
Nun, Haut, nun halt dich fest!
Sophie.
Er!
Wirt.
Er?
Alcest.
Sie haben's beide nicht; er hat's!
Wirt.
Schlagt einen Nagel
Ihm durch den Kopf, aufs Rad!
Sophie.
Du?
Söller vor sich.
Wolkenbruch und Hagel!
Wirt.
Ich möchte dich —
Alcest.
Mein Herr! ich bitte nur Geduld!
Sophie war im Verdacht, doch nicht mit ihrer Schuld.
Sie kam, besuchte mich. Der Schritt war wohl verwegen;
Doch ihre Tugend darf's —
Zu Söller.
Sie waren ja zugegen!
Sophie erstaunt.
Wir wußten nichts davon, vertraulich schwieg die Nacht,
Die Tugend —!
Söller.
Ja, sie hat mir ziemlich warm gemacht.
Alcest zum Wirt.
Doch Sie?
Wirt.
Aus Neugier war ich auch hinaufgekommen.
Von dem verwünschten Brief war ich so eingenommen,
Ich dacht, es schrieb ein Prinz, ein polnischer Magnat,
Und aus dem Prinzen ward ein Pachter Kandidat.
Alcest.
Verzeihn Sie diesen Scherz! Und Sie, Sophie, vergeben
Mir auch gewiß?
Sophie.
Alcest!
Alcest.
Ich zweifl' in meinem Leben
An Ihrer Tugend nie. Verzeihn Sie jenen Schritt!
So groß wie tugendhaft —
Söller.
Fast glaub ich's selbsten mit.
Alcest.
Und Sie verzeihen doch auch unserm Söller?
Sophie.
Gerne!
Sie gibt ihm die Hand.
Da!
Alcest zum Wirt.
Allons!
Wirt gibt Söllern die Hand.
Stiehl nicht mehr!
Söller.
Die Länge bringt die Ferne!
Alcest.
Allein was macht mein Geld?
Söller.
O Herr, es war aus Not.
Der Spieler peinigte mich Armen fast zu Tod.
Ich wußte keinen Rat, ich stahl und zahlte Schulden.
Da ist das übrige, ich weiß nicht wieviel Gulden.
Alcest.
Was fort ist, schenk ich Ihm.
Söller zum Parterre.
Für diesmal wär's vorbei!
Alcest.
Allein ich hoff, Er wird fein höflich, still und treu!
Und untersteht Er sich, noch einmal anzufangen —
Dann —
Er macht ihm das Zeichen des Hängens.
Söller.
Nein, das wär zu viel — ein Hahnrei und gehangen!