Die Kehlen sind gestimmt. Singt. Das liebe, heil’ge Röm’sche Reich, Wie hält’s nur noch zusammen? Brander Ein garstig Lied! Pfuy! ein politisch Lied! Ein leidig Lied! Dankt Gott mit jedem Morgen Daß ihr nicht braucht für’s Röm’sche Reich zu sorgen! Ich halt’ es wenigstens für reichlichen Gewinn, Daß ich nicht Kaiser oder Kanzler bin. Doch muß auch uns ein Oberhaupt nicht fehlen; Wir wollen einen Papst erwählen. Ihr wißt, welch eine Qualität Den Ausschlag giebt, den Mann erhöht. Frosch singt Schwing’ dich auf, Frau Nachtigall, Grüß’ mir mein Liebchen zehentausendmal. Siebel Dem Liebchen keinen Gruß! ich will davon nichts hören! Frosch Dem Liebchen Gruß und Kuß! du wirst mir’s nicht verwehren! Singt. Riegel auf! in stiller Nacht. Riegel auf! der Liebste wacht. Riegel zu! des Morgens früh. Siebel Ja, singe, singe nur, und lob’ und rühme sie! Ich will zu meiner Zeit schon lachen. Sie hat mich angeführt, dir wird sie’s auch so machen. Zum Liebsten sey ein Kobold ihr bescheert! Der mag mit ihr auf einem Kreuzweg schäkern; Ein alter Bock, wenn er vom Blocksberg kehrt, Mag im Galopp noch gute Nacht ihr meckern! Ein braver Kerl von echtem Fleisch und Blut Ist für die Dirne viel zu gut. Ich will von keinem Gruße wissen, Als ihr die Fenster eingeschmissen! Brander auf den Tisch schlagend. Paßt auf! paßt auf! Gehorchet mir! Ihr Herrn gesteht, ich weiß zu leben, Verliebte Leute sitzen hier, Und diesen muß, nach Standsgebühr, Zur guten Nacht ich was zum Besten geben. Gebt Acht! Ein Lied vom neusten Schnitt! Und singt den Rundreim kräftig mit! Er singt. Es war eine Ratt’ im Kellernest, Lebte nur von Fett und Butter, Hatte sich ein Ränzlein angemäst’t, Als wie der Doctor Luther. Die Köchinn hatt’ ihr Gift gestellt; Da ward’s so eng’ ihr in der Welt, Als hätte sie Lieb’ im Leibe. Chorus jauchzend Als hätte sie Lieb’ im Leibe. Brander Sie fuhr herum, sie fuhr heraus, Und soff aus allen Pfützen, Zernagt’, zerkratzt’ das ganze Haus, Wollte nichts ihr Wüthen nützen; Sie thät gar manchen Aengstesprung, Bald hatte das arme Thier genung, Als hätt’ es Lieb’ im Leibe. Chorus Als hätt’ es Lieb’ im Leibe. Siebel Wie sich die platten Bursche freuen! Es ist mir eine rechte Kunst, Den armen Ratten Gift zu streuen! Brander Sie stehn wohl sehr in deiner Gunst? Altmayer Der Schmerbauch mit der kahlen Platte! Das Unglück macht ihn zahm und mild; Er sieht in der geschwollnen Ratte Sein ganz natürlich Ebenbild. Faust und Mephistopheles.
Mephistopheles Ich muß dich nun vor allen Dingen In lustige Gesellschaft bringen, Damit du siehst, wie leicht sich’s leben läßt. Dem Volke hier wird jeder Tag ein Fest. Mit wenig Witz und viel Behagen Dreht jeder sich im engen Zirkeltanz, Wie junge Katzen mit dem Schwanz. Wenn sie nicht über Kopfweh klagen, So lang’ der Wirth nur weiter borgt, Sind sie vergnügt und unbesorgt. Brander Die kommen eben von der Reise, Man sieht’s an ihrer wunderlichen Weise; Sie sind nicht eine Stunde hier. Frosch Wahrhaftig du hast Recht! Mein Leipzig lob’ ich mir! Es ist ein klein Paris, und bildet seine Leute. Siebel Für was siehst du die Fremden an? Frosch Laßt mich nur gehn! bey einem vollen Glase, Zieh’ ich, wie einen Kinderzahn, Den Burschen leicht die Würmer aus der Nase. Sie scheinen mir aus einem edlen Haus, Sie sehen stolz und unzufrieden aus. Brander Marktschreyer sind’s gewiß, ich wette! Altmayer Frosch Gib Acht, ich schraube sie! Mephistopheles zu Faust Den Teufel spürt das Völkchen nie, Und wenn er sie beym Kragen hätte. Faust Seyd uns gegrüßt, ihr Herrn! |