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Wir stapfen den Weg entlang. Es ist unangenehm sich hier umzusehen. Als ob ich das nicht schon gesehen hätte? Vielleicht entdeckte ich gerade deshalb den hellen Fleck auf dem Weg bzw. am Straßenrand. Ich habe ein gutes visuelles Gedächtnis. Das war bei meinem Job sehr nützlich. Ich sah auf dem Bildschirm schnell die kleinsten Details. Beispielsweise entdeckte ich den Längenunterschied der Zeilen immer als erster, selbst wenn er nur eine oder zwei Ziffern betrug Der Fleck befand sich nicht genau am Straßenrand, sondern im Graben am Straßenrand. Ich lief langsamer und plötzlich war meine Kehle wie ausgetrocknet.

Der Bär! Der Bär auf der Jacke unseres Glückskinds! Aha, und rote Flecken im Sand. Wetten, die waren hier gestern noch nicht zu sehen. Ich musste eine schwere Tasche mit Plunder schleppen und hatte den Blick gesenkt. Genau an dieser Stelle. Der Weg führt hier außerdem direkt zu einer Schlucht.

Auf diesem Weg begleiteten ihn somit Makars Schergen gestern. Was jetzt? Soll ich es den anderen sagen und sie um ihre letzte Hoffnung bringen? Dafür ersticken sie mich nachts mit der Matratze. Der Brigadier ist möglicherweise im Bilde oder ahnt es wenigstens. Er schwärzt mich als Aufrührer bei der Wache an, und ich werde die Baracke nicht mehr erreichen.

„Ich bin bereit, die Ramme zu tragen!“

„Halt die Klappe, du Kadaver…“, winkt der Hauptmann gleichgültig ab: „Trainiere erstmal mit den Konserven!“

Hinter meinem Rücken schnieft der Brigadier. Am Abend erwartet mich eine weitere Erziehungsprozedur. Wer weiß, ob ich danach wieder aufstehe. Schon gut, ich habe verstanden.

Und wieder geht es hoch und runter. Im Hof hallt das Krachen der Ramme wider. Wo sind sie jetzt? Im vierten Stockwerk. Zu früh… ich habe es nicht eilig. Mein Partner stößt mich in den Rücken. Los, steh nicht herum! Ich lauf ja schon.

Jetzt kommt das Krachen schon aus dem dritten Stockwerk. Ich laufe die Treppe hinunter. In der Staubwolke sehe ich, wie sich die Brigade ins Zeug legt, vom Türrahmen fliegen die Splitter. Wenn die Tür massiv ist, schlägt die Ramme nicht gleich die ganze Tür ein. Dann zerstören die Jungs den Türpfeiler oder tragen die Teile der Wand ab, an der die Schlossriegel angebracht sind. In den meisten Fällen sind die Türen gleicher Bauart, eben Standardtüren.

Zweites Stockwerk. Ich habe furchtbaren Durst. Die Kehle ist trocken. Ich warte den passenden Moment ab und trinke eilig einen Schluck aus der Flasche. Normales Trinkwasser. Ich schleppe einen ganzen Kasten. Da es kein Wodka ist, interessiert sich die Wache nicht dafür und es wird auch nicht riechen.

„Weiter!“

Die Rammer gehen in das erste Stockwerk. Jetzt! Ich laufe an ihnen vorbei und trete einem der Rammer gegen das Schienbein. Er schreit und verliert das Gleichgewicht. Die schwere Eisenbohle neigt sich gefährlich.

Ah! Jetzt stürzt auch der zweite, dem ich ein Bein gestellt habe. Er fällt vornüber.

„Scheiße!“

Die Trägheit der Ramme ist unerbittlich. Sie trifft die Vordermänner mit voller Wucht (plus meinem Fußtritt). Die Glasscheiben fliegen geräuschvoll aus dem Fensterrahmen. Kurz darauf folgt ihnen die Ramme und nimmt die Vordermänner mit.

Ich hocke in Startposition am Rand des Treppenabsatzes. Etwas mehr links… und Absprung! Ich lande weich abgefedert auf einem Körper. Danke, mit einer weichen Landung hatte ich nicht gerechnet.

Auf dieser Seite des Gebäudes sind keine Wachen aufgestellt. Der Hauseingang ist auf der anderen Seite. Deshalb kann mich niemand aufhalten, höchstens eine Kugel. Ich biege um die Ecke und lege einen kurzen Zwischenstopp ein. Keine Schüsse, keine Hetzjagd. Sie haben mich noch nicht bemerkt! Umso besser, löffelt eure Suppe selbst aus!

Jeder normale Mensch wäre an meiner Stelle und unter diesen Umständen schnell nach Hause gelaufen, und wäre dabei sicher nicht weit gekommen. Wer weiß, wie viele Makare hier im Umkreis mit ihren Gehilfen unterwegs sind? Ich habe keine Lust, das selbst zu überprüfen. Und eine Baracke gegen die nächste eintauschen möchte ich auch nicht. Deshalb laufe ich nirgendwo hin.

Ich suche mir ein Haus mit fünf Stockwerken und steige über den Balkon des Erdgeschosses. Glücklicherweise haben die Bewohner des Erdgeschosses ein Gitter aufgestellt, dessen Enden mir jetzt als Leiter dienen. Es klappt nicht gleich beim ersten Versuch, aber schließlich klettere ich auf den Balkon. Noch reichen meine Kräfte. Ich lege mich auf den Boden und sehe mich um. In der Kommode liegen Klamotten. Ein Handbeil! Keine große Axt, die könnte ich auch gar nicht gebrauchen. Eine Kanne Schmieröl für das Auto und Hausrat. Gut, das sehe ich mir später an. Ich gieße das Öl großzügig auf die Klamotten und sehe mich vorsichtig um, ob jemand in der Nähe ist. Keine Spur. Dann drücke ich den Lappen mit dem Öl gegen das Fensterglas. Ein Schlag und das eingeschlagene Fenster zersplittert. Das habe ich in einem Buch gelesen, noch in meiner Schulzeit. „Die junge Garde“ hieß es. Auf diese Weise kann man das Glas geräuschlos einschlagen. Der Autor des Buches hat nicht gelogen. Ich steige vorsichtig über die Fensterbank. Geschafft, ich bin in der Wohnung. Hoffentlich hat niemand auf der Straße das Manöver beobachtet. Jetzt kann ich mich endlich umsehen, ohne mich direkt vor dem Fenster zu zeigen. In der Küche entdecke ich einen vertrockneten Laib Brot, verschimmelte Nudeln und ein paar Gläser eingelegte Tomaten. Genau das Richtige! Da kann ich auch gleich das Brot in der Salzlauge aufweichen. Es fand sich auch ein wenig Wasser, um auf den Sauerteig zu trinken. Der Wasserhahn dagegen knirscht nur traurig, als ich ihn aufdrehe. Die Rohre sind leer. Jetzt kann ich erstmal durchatmen.

Die Flucht ist gelungen. Improvisation, aber mir blieb kein anderer Ausweg. Einen der Rammer habe ich verletzt und den zweiten möglicherweise sogar umgebracht, als ich zwischen dem zweiten und dem dritten Stockwerk aus dem Fenster sprang und auf ihm landete. Die Moralapostel können sich ruhig aufspielen, ich habe kein schlechtes Gewissen. Heute Nacht hielten mich meine sogenannten Zellenkameraden an Händen und Füßen fest. Einer von ihnen schlug auf mich ein. Offenbar quälten sie dabei keinerlei Gewissensbisse. Auf Befehl des Brigadiers hätte einer der Rammer gewissenlos den schweren Stahlbalken fallen gelassen und wäre darüber nicht traurig gewesen. „Stirb du heute, ich bin morgen dran!“. Mit dem Sterben warten wir noch. Ich habe keine Lust, dem bärtigen Brigadier diese Freude zu bereiten. Der wird jetzt Prügel beziehen, das volle Programm.

Die Banditen kennen meine Adresse und werden sie höchstwahrscheinlich nicht vergessen haben. Dort werden sie auf mich warten. Viel Spaß! Sie dürfen sogar in meine Wohnung, ich habe nichts dagegen. Sie finden dort ohnehin nichts Wertvolles. Was ich brauche, kann ich mir auch andernorts besorgen zum Beispiel in verlassenen Wohnungen. Sie dürfen nicht ausschließlich den Banditen vorbehalten sein.

Makar und seine Kumpane bereinigen die Häuser planmäßig und mit Methode. Sie übersehen nichts. In diesem Tempo laufen sie noch lange hin und her, ehe sie hier ankommen. Ich habe genug Zeit, um mich zu besinnen. Direkt in der Nähe ihrer Besitzungen werden sie kaum nach mir suchen. Sie sind aber dazu fähig, ein paar Halsabschneider zu meinem Haus zu schicken. Ein unvermeidlicher Reinfall. Noch habe ich alle Tassen im Schrank.

Nachts gab es Schießereien und ich schlief unruhig. Zum Glück hat sich das nicht direkt vor dem Haus abgespielt. Aber es ist ein weiterer Grund, sich aus dem Staub zu machen.

Die Resultate der Hausdurchsuchung gemäß Banditenmethode waren bescheiden. Die Bewohner waren offenbar nicht eben reich. Außer den sauren Gurken, fanden sich drei Gläser eingelegte Äpfel, Makrelen, Buckellachs und Tee. Übrigens gar nicht so schlecht! Zucker und allerlei Kleinigkeiten. Den Mantel konnte ich bei dieser Jahreszeit nicht gebrauchen, aber die Lederjacke nahm ich mit (auch gebraucht). Leider fanden sich in meiner Größe keine Schuhe.

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