Die menschliche Perspektive auf das Grostadtleben fand besonders in der Epoche des Expressionismus groe Beachtung in der literarischen Verarbeitung. Auch die dieser Analyse zugrunde liegenden Romane Mes amis" und Fabian", beide in den 1920er Jahren entstanden, thematisieren die Situation des Individuums im sich neu gestaltenden Grostadtmilieu. Im Zentrum beider Werke stehen sozial isolierte Individuen, die im menschenuberfullten Grostadtdschungel mit Einsamkeit und Unzugehorigkeitsgefuhlen kampfen. Die beiden Charaktere konnten jedoch nicht unterschiedlicher sein: Der eine wird durch Armut und soziale Unvertraglichkeit an den Rand der Gesellschaft getrieben, der andere ist sowohl beruflich als auch auf zwischenmenschlicher Ebene vermeintlich erfolgreich. So drangt sich die Frage auf, inwiefern der grostadtische Kontext zu ihren jeweiligen Situationen beitragt. Schafft es allein die Situierung in einer anonymisierten Metropole, die beiden Figuren sozial zu isolieren?Als theoretische Grundlage dieser Analyse dient Georg Simmels soziologischer Aufsatz Die Grostadt und das Geistesleben", eine bahnbrechende und noch immer gltige Untersuchung des Innenlebens von Grostdtern. Es erfolgt eine Aufschlsselung der psychologischen Gestaltung beider Hauptfiguren: Inwiefern sind ihre Charaktere verantwortlich fr ihre Position im sozialen Abseits? Auch wird die Interaktion zwischen Stadt und Individuum untersucht. Der abschlieende, fundierte Vergleich der beiden Werke stellt schlielich heraus, ob und in wieweit die Metropole die unterschiedlichsten Charaktere isolieren kann. Sowohl auf inhaltlicher als auch auf sprachlicher Ebene liefert dieses Buch einen neuen Ansatz zur Analyse des Grostadtromans.