Moscau will daruber fast kleinlaut werden.
Dannenhero geben andere Schreiben au? Moscau vom 4 Septembr. diese Nachricht: Dieses Landes Zustands mit wenigem zu gedencken, so sey derselbe auff dieses mal so schlecht, als er jemahlen kan oder gewesen seyn mag, dann alle Handlungen ligen darnider, und konne noch niemand dieses Elend ubersehen. Sie hatt en zwar Vertrostung gehabt,dab von der Cron Franckreich einiger Beystand geschehen solte, weil es aber damit sehr langsam her-gehet, als fange diese Hoffnung an zu verschwinden (S. 69).
Relationis historicae semestralis autumnalis continuatio… Historische Beschreibung der denckгvгirdigsten Geschichten so sich… vor und swischen jungst verflosscnen Franckfurter Fasten bifi an und in die Her-bst-Me? dieses lauffenden 1671 Jahrs… zugetragen. Franckfurt-am-Mayn, 1671
Schlechte Zeitungen aus Moscau.
So wurde auch der Zustand in der Moscau, absonderlich aber in der Haupt-Start Moscau sehr schlecht aubgegeben, als von dannen man Brieff erhalten, welche berichten, dap zwischen dem Rebellen Radzin und de? Czaaren Armee abermahlen ein hartes Treffen vorgangen, wodurch diese gantz ruinirt, au? dem Feldegeschlagen, und der Feld-Herr Dolorucko gefangen genom-men und auff ein festes Schlob gefuhret worden.
Hierauff habe man viel furnehme Cavalliere, so mit im Treffen gewesen, nach bemeldten Statt Moscau gebracht, welche zum theil verwundet gewesen.
Wie im gleichen vub der Wilda.
Uber das wird au? der Wilda vom 30 Jan. dieses gemeldet: Dieses Landes Zustand werde von Tag zu Tag schlechtcr, und greiffe der Rebell Radzin noch immer weiter umb sich, was sich nicht gutwillig ergeben will, bezwinge er mit Feuer und Schwerd, verstarcke sich auch dermassen, da? vor menschlichen Augen ohnmuglich scheine, demselbigen zu begegnen. Ihre beste Mannschafft sehe meistentheils ruinirt, erschlagen und von denselben gefanglich weggefiihrt: So seye auch der Zufall zu demselben fast unbeschreiblich; Seine Macht bestehe anjetzo uber 30 000. Mann, fast lautere exercirte Soldaten, welche richtig bezahlt und wolgehalten werden: Aller Handel und Wandel sey ins stecken gerathen: Man habe sie lang auff auxiliar Volcker vertrostet, es scheme aber, da? es hiemit nichts seyn werde: Es habe zwar der Czaar versucht gedachten Rebellen mit der Giite zu gewinnen, welcher aber bey demselben nichts verfangen wollen (S. 45) (Ср.: Diarium Europaeum, T. 23, S. 358.).
Moscowitiseher Rebellion blutiger Effect.
Von unterschiedlichen Orten an den Mobkawitischen Grantzen wurde fur gewi? berichtet, da? vor mehr gemeldter Rhazin viel grosse Moskowitische Haupter geschlagen, mit welchen auch einige tapffere Teutsche, als Obrister Monchhausen, Obrister Quehl und Obrister Strapburg gefallen, andere auch wol bekandte Leut wei? man noch nicht, wo sie alle hinkommen (S. 46).
6 Runkten dem Moskowitchen Czaar von seinem Rebellen zum Vergleich vorgeschlagen.
Hiebey continuirete noch immer fort, da? Gro?Fursten in dor Moskau Armee nem Rebellen zum Vergantz geschlagen, und habe der Rebell gleich vorgeschlagen nachfolgende 6 Puncten demselben vortragen lassen: 1. Wofern er, der GropFurst, fur ferner Verfolgung verschonet bleiben wolte, da? er ihn fur einen Konig uber Casan und Astracan erkennen. 2. Den Patriarchen wieder einsetzen. 3. Zwantzig Millionen an Geld erlegen. 4. Zehen von seinen Knesen aupliefern. 5. Sein Bildmiss auffrichten. 6. Jahrlich einen gewissen Tribut geben solte: Was nun hieran, oder nicht, davon hat man de? Au?gangs zu erwarten. Unterdessen wird aupgegeben, der Czaar habe zween Currierer, als einen nach Schweden, den andern nach Pohlen abgefertiget vermuthlich da-seibsten umb einige Hiilffe anzulangen (S. 46 – 47).
Erzehlung wie der Ertzrebell Stephan Ratzin, beneben seinem Bruder, Stephan Rain, fest gemacht, nach der Moscau gebracht, und daselbest durch eine grausame Art des Tods hingerichtet worden.
Von dem Welt-Beschrienen Ertz- und Haupt-Rebellen wirder Mo?kau, Namenes Stephan Razin, wird unterm Dato 1 Juln, vermittelst eines Extract-Schreibens aus Riga in Lieffland dieses vermeldet: Da? derselbe in Hafften gebracht, davon werde dis Orts fast nicht mehr gezweiffelt, in dem alle Briefe solches bestattigen, und habe man bey letzter Post hievon folgendes: Die Art, wodurch offtbemeldter Rebell in Hafften gebracht, seye diese gewesen: Da? wie er in seinen Progressen die Donische Gosacken auff seine Seite zu bringen, und also mit machtiger Hand wider den Gzaar zu agiren, sich eusserst bemuhet, bemeldte Donische Cosacken sich angestellet, als wann sie seinem Begehren willfahren und beyfallen wolten, gleichwol mit der Intention, durch diese List einen Fuchs mit dem andern zu fangen. Wie sie nun gewust, da? er sich mit seinem Bruder, in einem schlechten Ort, da er sich nichts befurchtet, auffhalte, haben ihn dieselbe uberfallen, und sampt dem Bruder gefangen genommen, allermassen sie denn auch beyde Freytags denn 9.19 Junii, under einer Wache von tausend Musquetirern, in der Hauptstatt Moscau gefanglich eirigebracht worden.
Dem Bericht nach au? bemeldter Stadt Moscau, underm Dato 16. Junii ist selbigen Tags die Execution an dem Haupt-Rebellen Stephan Razin vollzogen worden. Damit nun dieselbe von manniglichen (weilen uber hundert tausend Menschen zugegen waren) desto besser mochte gesehen, und der Ubelthater umb so viel grossere Schmach au?zustehen hatte, hat man ihn auff einen Wagen, sieben Schuh hoch, und uberaus breit, gestellet. Au? dem Wagen war ein Galgen gebaut, darunter stunde der Razin mit Ketten wol verwahret, deren er eine umb den Наl? die zweyte umb die Lenden; die dritte umb die Fup hatte, womit er an den Galgen geschlossen. Beyde Hande waren mit Nageln an beiden Seiten des Wagens angenagelt, aus welchen viel Bluts geflossen. In Mitte des Galgens war ein Holtz gemacht, da er das Haupt anlegte. So war auch sein Bruder mit Ketten an Handen und Fiissen verwahret, und an den Wagen genagelt, wobey er also hergehen muste, und sich sehr ubel gehube, in dem er in solcher Schande, vor so viel tausend Menschen sich sehen mussen: Wie Ihn dann der Bruder selbst immer ansahe, und weil er mehr und mehr zaghafft wurde, auP Grimm gantz ver-bittert ihm also zu sprach: Bruder, was entsetzest du dich viel? Das hatten wir zuvor, ehe wir dieses Spiel angefangen, bedencken sollen; Nun ist es viel zu spat: Darumb werffe diese Furcht von dir: Was wir einmal hertzhafft unternommen und angefangen, dabey miissen wir bleiben. Furchtest du den Tod? Wir hatten doch einmal sterben mussen: Oder besorgest du, es mochte den ubrigen unsern Mit-Rebellen und Anhangern auch schlimm ergehen? Sie werden sich schon besser vorsehen und nichts destoweniger in ihrem Vorhaben vom Himmel gestarcket werden, dap sie sich vor solcher Straffe nichts zu befurchten haben. Uber welche grimmig aupgestossene Reden der Bruder noch mehrers verblasste: Razin aber Hesse sich noch darzu vieler Betrohungen gegen die Moscowiter vornehmen, bis er endlich an den bestimten Ort seines Todes gebracht worden.
Daselbsten begehrten einige furnehme Teutsche, depgleichen unterschiedlicher Provintzen Legaten, und der Persianische Abge-sandter, ihnon die Ehre zu thun, und sie mit einer starcken Conwoy von Soldaten, durch das antrungende Volck an den Wagen begleit-ten zu lassen; so ihnen auch verwilliget worden, damit sie alles wol aupsehen und horen und demnach von der vollstreckten Execution desto grundlicher referiren konten, gestalt sie denn auch so nahe gewesen, da? einige von ihnen gar mit des executirten Blut besudelt zurucke kommen. Mit solcher execution nun ist es folgender gestalt hergangen: Anfangs hat man ihm beyde Arme, darnach beyde Fusse und letztlich den Kopff angehauen, und diese fiinff Stiicke auff funff unterschiedliche Pfahle au?gesteckt, alien frembden daselbst voriiber reysenden zum abscheulichen Exempel: Der also zerstummelte Leib aber ist des Abends denen hierzu au Pgehungerten Hunden zu fressen vorgeworffen worden: Welches also der Aupgang dieser Execution gewesen (S. 85-87).