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ER. Na, los!

SIE. Umarme mich.

ER. Zieh erst diesen verfluchten Mantel aus.

SIE. Ich bin doch nur für eine Minute da.

ER. Ich möchte dich nicht nur eine Minute umarmen. Nicht dafür habe ich mich für einen halben Tag von der Arbeit fortgestohlen.

SIE. (von einer Idee erleuchtet.) Hör mal, hast du Kohl?

ER. (verwundert.) Ich weiß nicht, ich glaube irgendwo ist ein Kohlkopf.

SIE. Wenn du ihn mir gibst, sage ich, dass ich noch auf dem Markt war, um Kohl zu kaufen. Da haben wir zusätzlich noch mindestens fünfzehn Minuten. Hab ich das gut ausgetüftelt?

ER. Einfach Super! (Bringt aus der Küche den Kohl, gibt ihn ihr in die Hände, aber dann überlegt er plötzlich.) Nein, ich kann ihn dir nicht geben.

SIE. Warum?

ER. Was sage ich meiner Frau? Ich war nicht zu Hause, aber der Kohlkopf ist weg (Nimmt den Kohlkopf zurück.)

SIE. berlegt ein Weilchen.) Dann machen wir es eben so. Ich binde der Schwiegermutter auf, dass ich noch in der Buchhandlung war und dort den Gedichtband gekauft habe. Dann kriege ich die gleichen fünfzehn Minuten raus.

ER. (seine Züge hellen sich auf, er umarmt sie.). Das ist etwas ganz anderes.

SIE. (flüstert, indem sie ihn ebenfalls umarmt.) Borja, mein Liebster.

ER. Ich bin doch nicht Borja, ich bin Leva.

SIE. Ich weiß. Mir ist es lieber, dich Borja zu nennen.

ER. Warum?

SIE. Verstehst du, ich habe schreckliche Angst, dass ich mich verplappern könnte und ihn Leva nennen würde. Das wäre das Ende.

ER. Na, das muss ja nicht gleich das Ende sein.

SIE. Aber wenn du auch Borja bist, dann kann ich es niemals verwechseln. Einverstanden?

ER. (unwillig.) Naja, wenn du es so willst…

SIE. Danke, Leva.

ER. (mit Nachdruck.) Borja.

SIE. Ach ja, Borja. Bist du beleidigt?

ER. (trocken.) Nein.

SIE. Dann umarme mich fester. (flüstert mit geschlossenen Augen.) Borja, Borenka, Borboska, Barbariska, Barbarossa…

ER. (nimmt Abstand.) An wen denkst du jetzt – an ihn oder an mich?

SIE. ffnet die Augen.) Natürlich an dich. Ich gewöhne mich an deinen neuen Namen.

ER. So sieht es nicht gerade aus.

SIE. Sei nicht eifersüchtig. Die Hauptsache ist – mir geht es jetzt gut.

ER. Dafür mir – schlecht.

SIE. Warum?

ER. Weil ich dich umarmen will und nicht deinen Mantel.

SIE. Warum hast du mir das nicht schon früher gesagt? Ich habe ihn ganz vergessen. (wirft den Mantel ab.)

ER. (umarmt sie.) Darauf hab ich gewartet.

SIE. (voller Leidenschaft.) Borja, mein Geliebter! Mein Zärtlicher!

ER. Sprich leiser, die Unter-Mieter können alles hören.

SIE. Gut, ich flüstere (kaum hörbar.) Liebst du mich?

ER. Was?

SIE. Ich frage – Liebst du mich?

ER. Ich liebe dich.

die gerade beginnenden Umarmungen unterbricht ein durchdringendes Telefonklingeln.

SIE. Ach du mein Gott!

Klingeln.

ER. Hol`s doch der Teufel!

Das Telefon klingelt immer weiter.

Was meinst du, soll ich abnehmen?

SIE, Lass es, vielleicht ist es deine Frau?

ER. Andererseits, ich habe meine Kumpels gebeten, dass sie mir Bescheid sagen, wenn mich die Chefs vermissen. (Er greift zögernd in Richtung Hörer.)

SIE. Und wenn sie es ist?

beide, schauen wie verhext auf das Telefon. Das Klingeln hört auf.

ER. Das war´s wohl.

SIE. Gott sei Dank (drückt sich an ihn.)

ER. (beachtet sie nicht.) Das war nicht meine Frau.

SIE. Bist du sicher?

ER. Sie weiß doch nicht, dass ich zu Hause bin.

SIE. Vielleicht hat sie dich zuerst auf der Arbeit angerufen?

ER. Sie hätten gesagt, dass ich für einen Augenblick rausgegangen bin.

SIE. (umarmt ihn.) Denk nicht mehr darüber nach.

ER. (besorgt.) Wer könnte das bloß gewesen sein?

SIE. (Ungeduldig.) Nimm mich doch in die Arme!

ER. Warte mal. (ruft an.) Mischka? Hier bin ich: Hat man sich für mich interessiert? Ach, hast du mich gerade angerufen? Nein? Na gut, Tschüs. (Legt den Hörer auf und sieht, dass sie schon wieder den Mantel an hat. Wo willst du hin?

SIE. Ich muss gehen, Liebster.

ER. Warte wenigstens noch zwei Minuten.

SIE. Kann ich nicht.

ER. Wir haben sogar unser nächstes Treffen nicht festgelegt.

SIE. Morgen kann ich nicht, übermorgen auch nicht.

ER. Vielleicht am Donnerstag nach der Arbeit?

SIE. (holt ihr Notizbuch hervor.) Am Donnerstag haben wir Versammlung. Man kann schwer sagen, wann sie zu Ende ist. Besser wäre Freitag.

ER. Am Freitag kann ich nicht. Meine Frau und ich sind eingeladen, (Holt sein Notizbuch hervor.). Mir würde Sonntag passen.

SIE. An den Wochenenden gehe ich jetzt nicht mehr aus dem Haus.

ER. Damit dein Mann nichts merkt?

SIE. Darüber muss ich überhaupt nicht lachen.

ER. Ich auch nicht.

SIE. Wie ist es mit nächster Woche?

ER. (schaut ins Notizbuch.) Geht nicht. Ich muss abends arbeiten.

SIE. Wie viel Tage?

ER. Bis zum fünften vielleicht.

SIE. Vom fünften bis zum Zehnten habe ich Weiterbildung.

ER. Am zwölften fahre ich mit meiner Frau in den Urlaub.

SIE. Für lange?

ER. Bis Ende des Monats

SIE. Und dann ist wieder Abendschicht?

ER. Wahrscheinlich/ (guckt angestrengt ins Notizbuch.) Könnten wir nicht versuchen, am elften zusammenzukommen?

SIE. So weit im voraus kann ich nichts festlegen.

ER. Einen anderen Tag haben wir einfach nicht. Wenigstens für eine halbe Stunde.

SIE. Wo?

ER. Mir wäre die Apotheke recht.

SIE. Da sind zu viele Leute

ER. Dann eben in der Bibliothek.

SIE. Da ist es zu leer. Da fallen wir auf. Vielleicht in ein Hotel?

ER. Zu teuer. Besser im Park.

SIE. Zu weit, da haben wir keine Zeit. Und außerdem frieren wir da.

ER. Dann setzen wir uns einfach in irgendeinen Bus und fahren zur Endstation und zurück.

SIE. Damit uns die ganze Stadt sieht?

ER. Und was schlägst du vor?

SIE. (denkt ein bisschen nach.) Gut, dann nehmen den Autobus. Aber du darfst nicht mit mir sprechen, dich nicht neben mich setzen und nicht in meine Richtung gucken.

ER. Einverstanden.

SIE. (trägt es in´s Notizbuch ein.) Also: am elften, um zwölf im Bus Nummer Dreizehn.

ER. (Möchte auch etwas in das Notizbuch eintragen, hält aber inne.) Warte! Am elften kann ich nicht!

SIE. Du hast das doch selbst vorgeschlagen!

ER. Ich habe vergessen, dass meine Frau Geburtstag hat.

SIE. Ihr habt doch vorigen Monat den Geburtstag gefeiert.

ER. Das war nicht der Geburtstag meiner Frau, sondern unseres Kindes.

SIE. Du hast jede Woche eine Familienfeierlichkeit.

ER. Was kann ich dagegen machen?

SIE. Kannst du dir nicht etwas ausdenken, damit du für eine halbe Stunde mal weggehen kannst?

ER. (denkt nach.) Kannst du vielleicht Haare schneiden?

SIE. Nein

ER. Schade. Da hätte ich sagen können, dass ich zum Friseur gehe.

SIE. Und wenn ich es auch könnte, wo hätte ich dir dann die Haare geschnitten? Im Park? Im Bus?

ER. Sei nicht böse.

SIE. Ich bin nicht böse.

ER. Ich rufe dich lieber an.

SIE. Mich kannst du nicht anrufen. Das weißt du doch. Auf dem Handy sieht man, wer angerufen hat. Mein Mann könnte dahinter kommen.

ER. Ich rufe dich auf Arbeit an.

SIE. Bist du verrückt geworden? Das ganze Büro weiß dann, dass mich eine männliche Stimme anruft.

ER. Na und?

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