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Vorsichtig hob Rod das Gehirn ins Innere der Pfer-dehülle, befestigte Klammer und Verbindung, dann drehte er den Sattelknauf zurück, und die Flanke schloß sich wieder. Langsam hob der Hengst den Kopf, wackelte mit den Ohren, blinzelte zweimal und wieherte versuchsweise.

„Alles, wie es sein soll“, erklärte die Stimme hinter Rodneys rechtem Ohr. Das Pferd kaute geräuschvoll an der Trense.

„Wenn Sie mich aus dieser Affenschaukel befreien, werde ich den Motor überprüfen.“

Rod grinste und löste das Schutznetz. Das Pferd bäumte sich auf, schlug mit den Hufen durch die Luft und galoppierte davon. Rod blickte dem Roboter nach und schaute sich gleichzeitig um.

Das Asteroidenschiff war mitten auf einer sommerlichen Wiese gelandet. Eichen, Hickory, Ahorn und Eschen umsäumten sie.

Es war Nacht, aber das Licht der drei Monde erhellte die Wiese.

Der Roboter kanterte donnernden Hufes zu Rod und bremste hart vor ihm. Die großen, indigoblauen Augen richteten sich auf ihn, die Ohren legten sich ein wenig nach vorn.

„Ich bin ganz gut in Form“, meldete der Roboter.

Wieder grinste Rod. „Nichts Schöneres als ein galoppierendes Pferd.“

„Was? Nichts Schöneres?“

„Nun, fast nichts. Komm hilf mir, das Schiff zu vergraben.“

Rod drückte Knöpfe an der Schiffsseite. Die Tür zum Frachtraum glitt zu, die Luftschleuse versiegelte sich. Das Schiff begann sich zu drehen, langsam anfangs, bis es sich immer schneller in den Boden bohrte. Bald war nur noch ein Krater mit einem Ringwall aus Erde und das Dach des Asteroiden etwa einen Meter tiefer zu sehen.

Rod zog eine Klappschaufel aus Gekabs Satteltasche, öffnete sie und machte sich an die Arbeit. Das Pferd half ihm, indem es den Ringwall mit den Hufen bearbeitete. In wenigen Minuten war er nur noch fünfzehn Zentimeter hoch und dazwischen befand sich ein etwa fünfundsechzig Zentimeter hoher und im Durchmesser etwa sechs Meter breiter Hügel.

„Zurück!“ warnte Rod. Er zog seinen Dolch, drehte die Scheide um hundertachtzig Grad und deutete mit dem Heft auf den Erdhügel. Ein roter Strahl schoß heraus, der Lehm glühte rot auf, schmolz und zerfloß.

Rod ließ den Strahl nun langsamer über den aufgefüllten Krater kreisen, bis die geschmolzene Erde sich ungefähr dreißig Zentimeter unterhalb der Wiesenoberfläche gesenkt hatte.

Dann schaufelte er den Rest des Ringwalls in das Loch. Es entstand eine unbedeutende Erhöhung, derer der nächste Regen sich gewiß annehmen würde.

„Das ist's.“ Rod fuhr sich über die Stirn.

„Noch nicht ganz. Sie brauchen noch die richtige Kleidung, um hier nicht unliebsam aufzufallen.“

Rod kniff die Lider zusammen.

„Ich erlaubte mir, die Vorsichtsmaßnahme zu treffen, ein Wams in meine linke Satteltasche zu packen, während Sie das Gras untersuchten.“

„Aber hör mal“, protestierte Rod, „ist meine Uniform vielleicht nicht gut genug?“

„Die hautenge Hose und die Militärstiefel gehen gerade noch. Aber eine Pilotenjacke hat wohl wenig Ähnlichkeit mit einem Wams. Muß ich mehr sagen?“

„Nein, ich glaube nicht.“ Rod seufzte. Er ging zur Satteltasche. „Der Erfolg einer Mission geht vor alle persönliche Bequemlichkeit, Würde und — he!“ Mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf etwas Langes, Schmales, das vom Sattel hing.

„He was, Rod?“

Rod nahm das merkwürdige Ding vom Sattel. Es hatte an einem Ende einen Griff, wie er bemerkte, und es rasselte. Er hielt es so hoch, daß Gekab es sehen konnte. „Was ist denn das?“

„Ein elisabethanisches Rapier. Eine antike Seitenwaffe, eine Art langes Messer für Hieb und Stich.“

„Eine Seitenwaffe!“ Rod beäugte den Roboter, als zweifle er an seinem Verstand. „Ich soll das wohl tragen?“ „Natürlich, Rod. Zumindest, wenn Sie beabsichtigen, Ihre Mission wie üblich unter falscher Identität durchzuführen.“ Rod machte ein Märtyrergesicht und zog das Wams aus der Satteltasche. Er zwängte sich hinein und gürtete das Rapier an seine rechte Seite.

„Nein, nein, Rod! Es gehört links! Sie müssen es über Kreuz ziehen!“

„Was ich alles um der Demokratie willen erdulde!“ Rod hing den Degen an seine linke Hüfte. „Gekab, ist dir je der Gedanke gekommen, daß ich ein Fanatiker sein könnte?“ „Aber gewiß doch, Rod. Ein klassischer Fall von Sublimierung.“

„Ich ersuchte um deine Meinung, nicht um eine Psychoanalyse“, knurrte Rod. Er begutachtete seine Kostümierung. „Hm, gar nicht so übel.“ Er straffte die Schultern, schob das

Kinn vor und warf sich in die Brust. Das gold-scharlachrote Wams glomm geradezu im Mondschein.

„Sie geben eine stolze Figur ab, Rod.“ Irgendwie klang Gekabs Stimme jedoch leicht amüsiert.

Rod runzelte die Stirn. „Aber eigentlich gehört noch ein Cape dazu.“

„Steckt ebenfalls in der Satteltasche, Rod.“ „Du denkst doch an alles!“ Rod kramte in der Satteltasche und brachte einen weiten Umhang im gleichen Stahlblau hervor wie seine hautenge Uniformhose.

„Die Kette muß durch die linke Achselhöhle und rechts um den Hals geschlungen werden, Rod.“

Rod befolgte die Anweisung und stellte sich in den Wind, daß der Umhang von seinen breiten Schultern wallte.

„Na, ist das nichts? Ich sehe bestimmt beeindruckend aus, hm?“

„Wie eine Illustration aus einem Shakespeare-Stück.“

„Für die Schmeichelei bekommst du ausnahmsweise eine doppelte Ölration.“ Rod schwang sich in den Sattel. „Auf zur nächsten Stadt, Gekab. Ich möchte mich in meinem neuen Sonntagsstaat sehen lassen.“

„Sie haben vergessen, den Krater zu besäen!“

„Was? Oh! Verdammt!“ Rod zog einen kleinen Beutel aus der rechten Satteltasche und streute den Samen über den Kreis kahler Erde. „Na also! Jetzt braucht es nur noch einen linden Regen, und schon in zwei Tagen wird man ihn nicht mehr vom Rest der Wiese unterscheiden können. Hoffen wir, daß in den zwei Tagen niemand hierherkommt…“

Der Rappe hob den Kopf und spitzte die Ohren.

„Was ist los, Gekab?“

„Hören Sie!“

Rod zog die Brauen zusammen und schloß die Augen.

Der Wind trug aus der Ferne die vergnügten Rufe Jugendlicher und fröhliches Lachen herbei.

„Hört sich an, als feierten ein paar Burschen und Mädchen eine Party.“

„Es kommt näher“, sagte Gekab leise.

Wieder schloß Rod die Augen und lauschte. Die Geräusche kamen tatsächlich näher… Er wandte sich nach Nordosten, der Richtung, aus dem die Laute zu kommen schienen, und betrachtete forschend den Horizont. Nur die drei Monde standen am Himmel.

Ein Schatten zog an einem der Monde vorbei, drei weitere folgten. Das Lachen klang bereits viel näher.

„Etwa hundertzwanzig Stundenkilometer“, murmelte Gekab.

„Hmmm.“ Rod kaute an der Unterlippe. „Gekab, wann sind wir gelandet?“

„Vor ungefähr zwei Stunden.“

Etwas flitzte über ihren Köpfen vorbei.

Rod schaute hoch. „Sie fliegen, Gekab!“

Eine kurze Pause setzte ein. Dann brummte der Roboter. „Rod, ich muß Sie ersuchen, logisch zu denken. Eine Kultur wie diese kann unmöglich Flugmaschinen entwickelt haben.“

„Das haben sie auch nicht. Sie selbst fliegen!“

„Die Menschen, Rod?“

„Es sieht so aus.“ Rods Stimme klang eine Spur verwirrt.

„Allerdings muß ich zugeben, daß das Mädchen, das gerade über uns hinwegflog, auf einem Besenstiel zu reiten schien.

Und sie sah gar nicht schlecht aus. Richtig zum Anbeißen…

Gekab?“

Die Pferdebeine wirkten steif und der Kopf baumelte dazwischen.

„Zum Teufel!“ knurrte Rod. „Nicht schon wieder!“

Er tastete unter den Sattelknauf und drückte die Sicherung wieder ein. Langsam hob der Rappe den Kopf und schüttelte ihn ein paarmal. Rod griff nach den Zügeln und führte das Pferd.

„Waas iis baasiird, Rood?“

„Du hattest wieder einmal einen Anfall, Gekab. Sei so gut und fang jetzt ja nicht zu wiehern an. Diese fliegende Party kommt zurück, und es besteht die Möglichkeit, daß sie überhaupt nur unterwegs sind, um nach dem abgestürzten Kometen zu suchen. Wir sehen deshalb besser zu, unter den hohen Bäumen Deckung zu finden — und bitte, verhalte dich ruhig!“

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