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Ratgeber? fragte sich Rod. Merkwürdig, daß sie sich alle so sehr ähneln…

Ein Trommelwirbel erschallte. Alle erhoben sich. Die gewaltigen Flügel der Osttür schwangen weit auf, und Catherine betrat die Ratskammer. Rod an der Westtür konnte sie genau sehen — und sein Herz setzte einen Schlag aus.

Platinblondes, fast silbernes Haar umrahmte ein feingeschnittenes Schmollgesicht mit großen blauen Augen und Lippen wie Rosenknospen. Das hautenge Seidengewand betonte die kleinen, noch nicht vollentwickelten Brüste des kindhaften Körpers.

Sie ließ sich auf dem leeren Stuhl am Kopfende des Tisches nieder, und Brom O'Berin hüpfte an einen Hocker zu ihrer Rechten. Ihr gegenüber am anderen Tischende saß Herzog Loguire, der ungeduldig seinen ihm etwas zuflüsternden Ratgeber abwehrte.

Brom O'Berin winkte dem Herold zu, der laut rief: „Die Hohen und Großen des Landes Gramayre sind hiermit versammelt.

Mögen alle, die Beschwerden vorzubringen haben, sie nun äußern.“

Herzog Bourbon hüstelte verlegen. Brom wandte sich ihm zu.

„Mein Lord Bourbon“, forderte er ihn auf. „Möchtet Ihr das Wort an Ihre Majestät richten?“

Zögernd erhob sich der Herzog. „Eure Majestät, meine Lords!“

Er straffte die Schultern. „Ich muß Protest erheben!“

Catherine legte ihren Kopf so weit zurück, daß der Eindruck entstand, sie schaue auf den hochgewachsenen Edlen herab.

„Wogegen erhebt Ihr Protest, Mylord?“

Herzog Bourbon schaute auf die Nußbaumtischplatte. „Seit unsere Vorfahren von jenseits der Sterne kamen, unterstanden die Bauern ihren Lords, und die Lords den Hohen Lords, diese wiederum dem König — der Königin“, verbesserte er sich mit einer Verbeugung vor der Monarchin.

Catherines Lippen wurden zu dünnen Strichen, aber sie behielt ihre Haltung.

„Das“, fuhr der Herzog fort, „ist die natürliche Ordnung der Dinge. Doch nun wollen Eure Majestät diese Ordnung umstoßen, entgegen der Tradition Eures Vaters, edle Königin, und dessen Vaters und aller Eurer Vorfahren bis zum Anbeginn des Hauses Plantagenet. Ihr setzt Richter ein, die auf unseren Domänen, über unseren Kopf hinweg, sogenannte Gerechtigkeit walten lassen. Ich persönlich kann mich nicht mit diesem, Eurem bürgerlichen Unterling abfinden, der glaubt, in meinem eigenen Palast bestimmen zu können!“ Er schloß fast brüllend und starrte die Königin mit rotem Gesicht an.

„Seid Ihr fertig?“ fragte Catherine mit einem Ton, den sie für solche Gelegenheiten auf Eis gelegt hatte.

Langsam verbeugte sich der Herzog. „Jawohl, Eure Majestät“, murmelte er und setzte sich wieder.

Catherine schloß flüchtig die Lider, dann schaute sie Brom

O'Berin kaum merklich nickend an.

Brom erhob sich. „Schließt einer sich diesem Protest des Hohen Lords, Herzog Bourbon, an?“ Ein junger Mann mit feurig rotem Haar sprang auf. „Ich unterstütze meinen Vorredner in allem, was er hier zur Sprache brachte. Ich möchte auch noch hinzufügen, daß die Königin gut daran täte, die Möglichkeit von Korruption in Betracht zu ziehen, denn ein Mann ohne Ländereien, Mittel und altem Namen mag leicht in Versuchung kommen, seine Gerechtigkeit zu verkaufen.“ „Sollte es dazu kommen, würden diejenigen, die sich schuldig erweisen, von den höchsten Galgen baumeln, und die, denen sie Unrecht zugefügt haben, erhalten das Recht, ihre Henker zu sein.“ Catherines Augen hielten die des jungen Edlen, bis Brom O'Berin brummte: „Vielen Dank, Savoyen.“ Der Rothaarige setzte sich.

„Wer unterstützt die Hohen Lords Bourbon und Savoyen?“ Einer nach dem anderen der zehn übrigen Lords erhob sich. Der Rat der Königin war einstimmig gegen sie. Sie schloß erneut flüchtig die Lider und preßte die Lippen zusammen. Schließlich ließ sie ihren Blick über die Anwesenden wandern. „Meine Lords, eure Opposition gegen meine Gerechtigkeit schmerzt mich.“ Sie lächelte sie bitter an. „Ich danke euch für euren ehrlichen Rat, doch wird sich nichts an meinem Entschluß ändern. Meine Richter bleiben auf euren Ländereien.“

Die Edlen murmelten einander mit leisen, rauhen Stimmen zu. Sie wirkten wie ein großes, ruheloses Raubtier. Der alte Herzog Loguire erhob sich und stützte sich schwer auf die Tischplatte. „Meine Königin“, sagte er. „Bedenkt, selbst Monarchen können Fehlentscheidungen treffen, und Ihr übt die Regierungsgewalt noch nicht sehr lange aus. Bekanntermaßen erlangen viele Köpfe eine größere Einsicht als ein Kopf allein, und hier stehen zwölf Männer aus den ältesten, ehrbaren Familien, die in der Staatskunst erfahren und weise in ihren

Jahren sind, gegen Eure Meinung. Werdet Ihr auch weiterhin auf Eurem Kurs verharren, obgleich so viele keinen Zweifel hegen, daß er falsch ist?“

Catherines Gesicht war fast leichenblaß, und ihre Augen funkelten. „Das werde ich“, erklärte sie ruhig. „Doch rief ich euch heute aus einem anderen Grund zusammen“, fuhr sie mit einem Lächeln fort, das fast eine Spur boshaft wirkte. Erschrocken ruckten die Köpfe rund um den Tisch hoch. Brom O'Berin wirkte noch erstaunter als die anderen. Offensichtlich hatte Catherine sich nicht einmal mit ihrem Oberratgeber besprochen. Jeder der Hohen Lords bückte sich hastig zu ein paar kurzen geflüsterten Worten mit seinem eigenen Ratgeber, und der ursprünglich erschrockene Ausdruck wurde zu dumpfem Ärger.

„Auf jeder eurer Ländereien befindet sich ein Kloster. Ihr habt die Priester für die Gemeinden eurer Domänen immer aus euren eigenen Klöstern ernannt. Ich werde die besten Theologen aus allen Klöstern hier auf der Burg versammeln, und ersuche euch, mir junge Brüder, einen für jede Gemeinde, aus euren Klöstern zu schicken, damit sie von meinen Mönchen ausgebildet werden können. Sollte ich bei dem einen oder anderen nicht mit eurer Wahl einverstanden sein, sende ich die Betreffenden zurück, und ihr habt andere hierher zu beordern. Wenn sie ihr Studium beendet und ihren Eid geleistet haben, werden sie als die Priester eurer Gemeinden zu euch zurückkehren.“

Die Hohen Lords sprangen auf die Füße, brüllten durcheinander und hieben mit den Fäusten auf den Tisch. „Genug! Seid still!“ Catherines Stimme klang wie ein Peitschenknall.

Die Hohen Lords setzten sich wieder und schwiegen verbissen, aber die Augen ihrer Ratgeber leuchteten auf, und jeder schien ein Grinsen zu unterdrücken. „Ich habe gesprochen, und es wird geschehen, wie ich es bestimme!“ erklärte Catherine mit eisiger Stimme. Zitternd erhob sich der alte Lord Loguire. „Aber, Eure Majestät, wollt Ihr nicht…“ „Nein!“

Brom O'Berin räusperte sich. „Wenn Eure Majestät, gestatten…“ „Nein!“

Schweigen senkte sich herab. Wieder wanderte der Blick der Königin über ihre Edlen, dann neigte sie den Kopf und sagte: „Mein Lord Loguire.“

Der alte Aristokrat erhob sich, die Zähne hinter dem graumelierten Bart fest zusammengebissen und die Hände zu zitternden Fäusten geballt. Er zog den großen, throngleichen vergoldeten Sessel zurück, und Catherine erhob sich. Dann kehrte er zu seinem Platz zurück. Catherine drehte sich um, die große Eichentür schwang auf, und Soldaten ihrer Leibgarde reihten sich vor und hinter ihr ein. An der Tür blieb die Königin stehen. „Meine Herren, überlegt es euch und stimmt zu, denn ihr könnt euch nicht gegen mich stellen!“ „Es ist doch genau das klassische Muster, bis zum letzten Schrei wütenden Aufbegehrens!“ Rod ritt nach Beendigung seines Dienstes mit Gekab zum Gasthof, um ein bißchen Klatsch und eine Menge Bier zu sich zu nehmen. Tom war zurückgeblieben und hatte den Befehl, seine Ohren offenzuhalten.

„Ich kann Ihnen nicht völlig beipflichten, Rod. Es ist wohl das klassische Muster, aber da ist noch etwas Zusätzliches.“ „Pah! Es ist ein simpler, verfrühter Versuch der Zentralisierung der Macht. Catherine will Gramayre unter ein Gesetz und einen Herrscher stellen, statt länger unter zwölf fast souveräne Herzogtümer. Die Erstellung der Richter ist nichts anderes. Ich wette mit dir, zumindest zehn der zwölf Hohen Lords haben in ihren Domänen den lieben Gott gespielt. Zweifellos haben sie sich nicht mit einem Zehnt zufriedengegeben, und sich das

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