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Benommen starrte der Sergeant auf seine leeren Hände. Rod tupfte mit seinem leicht auf die Schläfe Hapweeds und brummte: „Peng! Du bist tot!“

„Halt!“ rief Sir Maris und machte diesem Kampf somit offiziell ein Ende. „Wollen wir jetzt sehen, wie Ihr mit einem Langbogen umzugehen versteht?“

Rod zuckte bluffend die Schulter. „Mit einer Armbrust, meinetwegen, aber einem Langbogen…“

Ein tiefes Gelächter erschallte aus der Höhe herab. Der Hauptmann der Wache und all seine Männer zuckten zusammen. Tom warf sich auf die Knie und preßte schützend die Arme auf den Kopf.

Rod drehte verblüfft den Kopf. Auf einem der eichenen Querbalken in der großen Halle saß ein Zwerg und trommelte mit den Füßen gegen das Holz. Sein Kopf war so groß wie Rods, seine Schultern waren breiter, und seine Arme und Beine so dick und muskulös wie Rods. Er sah aus, wie ein kräftiger normaler Mann, den man hier und dort um einen Meter gekürzt hatte. Das zottlige schwarze Lockenhaar hing ihm bis zum Nacken herab, und buschige schwarze Augenbrauen hoben sich aus der breiten, leicht fliehenden Stirn ab. Die Augen waren kohlschwarz und schienen im Augenblick vor Vergnügen zu sprühen. Eine Hakennase trennte sie voneinander, und aus wulstigen Lippen grinsten ebenmäßige weiße Zähne durch den dichten Bartwald.

„Langbogen!“ rief er mit seiner tiefen Baßstimme. „Na, wenn er damit nicht umgehen kann!“

Sir Maris funkelte wütend zu dem Zwerg hoch. „Möge die Pest mit Euren hinterlistigen Streichen ein Ende machen, Brom O'Berin. Ist mein Haar nicht schon weiß genug?“

„Hinterlistige Streiche!“ rief der Troll entrüstet.

„Brom?“ murmelte Rod. „O'Berin?“

„Black Brom O'Berin!“ berichtigte der Elf.

„Das ist ja eine Mischung aus Holländisch, Irisch und

Russisch, wenn ich mich nicht irre.“

„Was sind das für Unsinnsworte?“ knurrte der Zwerg.

„O nichts.“ Rod schüttelte den Kopf. „Ich hätte es ja erwarten müssen auf diesem verrückten — uh —, ich! meine in Gramayre.“

Der Troll grinste koboldhaft. „Wenn ich mich nicht täusche, ist das nicht gerade ein Kompliment für das große Land Gramayre!“

„Nein, nein! Ich hatte nicht die Absicht — ich wollte nicht…“

Rod hielt inne, denn er erinnerte sich, daß für einen Kämpfer in dieser Art von Kultur Entschuldigungen unmannhaft waren. Er straffte die Schultern. „Also gut, es war eine Beleidigung, wenn dir das lieber ist.“

Der Troll sprang auf dem Balken vergnügt auf die Beine und hopste herum.

„Ihr müßt jetzt gegen ihn kämpfen, Gallowglass!“ rief Sir Maris. „Und Ihr werdet all Eure Geschicklichkeit brauchen.“

Rod starrte ihn an. Meinte er es ernst? Konnte ein Zwerg ein ebenbürtiger Gegner sein?

Der Elf kicherte tief in der Kehle und sprang trotz der großen Höhe auf den Boden herunter, wo er leichtfüßig aufsetzte.

Ein Brüllen erschallte hinter Rod, und der große Tom kam herbeigestürmt. „Es ist eine Falle, Herr!“ schrie er. „In diesem Land herrscht Hexerei, und er ist der schlimmste aller Hexer.

Nie hat jemand Black Brom geschlagen! Aber ich werde es…“

Alle Soldaten in der großen Halle warfen sich brüllend auf Tom. Einen Augenblick stand Rod wie erstarrt, dann ließ er den Kampfstab fallen und watete, Karatehiebe verteilend, durch das Handgemenge, daß die Soldaten rechts und links zu Boden fielen.

„Halt!“ donnerte Brom. Irgendwie war er wieder auf den Querbalken gelangt. „Meinen Dank, Freunde“, brummte der Miniaturherkules. „Der Riese meinte es nicht böse. Laßt ihn los!“

„Meinte es nicht böse!“ schrien ein paar Stimmen entrüstet durcheinander.

„Das stimmt!“ versicherte ihnen Brom. „Er wollte nur seinen Herrn beschützen. Und dieser Gallowglass wiederum kam lediglich zur Verteidigung seines Knappen. Laßt sie in Frieden.

Es trifft keinen von beiden eine Schuld.“

Die Soldaten gehorchten nur widerstrebend.

Rod schlug Tom auf die Schulter und murmelte: „Danke, Tom, und mach dir meinetwegen keine Sorgen, dieser holländische Ire ist auch nur ein Mann wie du und ich, und darum kann ich ihn auch schlagen.“

Der Troll mußte sehr scharfe Ohren haben, denn er brüllte: „Oh, wirklich? Na, das wollen wir erst mal sehen, Streithahn!“

„O Meister!“ stöhnte der große Tom und rollte die Augen. „Ihr wißt nicht, was Ihr sagt. Dieser Elf ist des Teufels Schützling!

Ein schwarzer Magier!“

„Pah!“ schnaubte Rod. „So etwas gibt es überhaupt nicht!“

Sir Maris trat mit funkelnden Augen zwischen seine Männer.

„Wenn Ihr ihm auch nur ein Haar krümmt, Gallowglass, ziehe ich Euch die Haut lebenden Leibes ab.“

„Keine Angst.“ Brom O'Berin kicherte. „Und Ihr, Freund Gallowglass, strengt Euch nur an. Bei mir werdet Ihr kein Glück haben. Paßt lieber auf Euch auf.“ Er hopste auf dem Balken herum und schrie: „Jetzt!“

Rod duckte sich und zog die Arme zum Handkantenschlag zurück. Brom stemmte die Fäuste in die Hüften und kicherte.

„Ja, macht Euch nur bereit — aber paßt auf, Brom O'Berin ist kein leichter Mann!“

Er sprang mit den Füßen voraus vom Balken, geradewegs auf Rods Kopf zu.

Verwirrt durch den plötzlichen Angriff des Trolles, machte er einen Schritt zurück. Aber seine Reflexe übernahmen, und er schwang die Arme mit den Handflächen nach oben, um Broms Fußgelenke zu packen und hochzureißen. Und dann, weil er befürchtete, der Elf könne heftig mit dem Rücken auf dem

Boden landen, sprang er vor, damit er ihn auffangen konnte, aber Brom schlug einen Purzelbaum und landete elastisch auf den Füßen. Mit einer schnellen Bewegung wischte er Rods Hände zur Seite.

„Eine höfliche Geste“, brummte der Troll, „aber sehr töricht, denn Ihr habt Euch dadurch selbst in Gefahr gebracht. Hebt Euch Eure Besorgnis für die auf, die sie brauchen, Gallowglass.“

Rod schaute den Kleinen mit wachsendem Respekt an. „Ich scheine Euch unterschätzt zu haben, Meister O'Berin.“

„Nennt mich nicht Meister!“ donnerte der Troll. „Ich bin niemandes Meister, nur der Narr der Königin!“

„Nun gut, dann, weiser Narr!“ sagte Rod und winkte mit beiden Armen und grinste wild.

Brom musterte seinen Gegner mit finsterer Miene. Er brummte etwas, dann verzog er das Gesicht zu einem dünnen Lächeln und nickte. Er sprang und schnellte sich mit den Füßen geradewegs gegen Rods Kinn. Rod schwang eine Hand hoch, um erneut Broms Fußgelenke zu packen und brummte: „Ich dachte, du hättest dir's gemerkt.“ Das Du kam unwillkürlich. Er stieß die Füße des Trolles hoch, aber diesmal schnellte Brom seinen Kopf hoch, direkt unter Rods Kinn — und er hatte einen sehr schweren Kopf. Rod zuckte unter dem Hieb zurück, dabei preßte er die Arme fest um Brom O'Berins Mitte.

Der Zwerg schüttelte sich vor Lachen. „Und jetzt?“ spottete er.

„Jetzt, da du mich hast, was willst du mit mir tun?“

Das war eine gute Frage. Löste Rod seinen Griff auch nur eine Sekunde, würde Brom ihm zweifellos den Fuß in den Bauch stoßen. Er könnte den Troll natürlich fallen lassen oder von sich werfen, aber Brom hatte die Eigenschaft eines Gummiballs und würde höchstwahrscheinlich beim Zurückspringen genau wieder sein Kinn treffen.

Im Zweifelsfall war es besser, zuerst zu handeln und dann zu

denken. Rod ließ sich auf den Boden fallen und schob Brom im rechten Winkel von sich. Er packte Knie und Hals des Zwerges für einen Klammergriff. Aber Brom war ein bißchen schneller. Sein rechter Arm schlang sich wie eine Zwinge um Rods linken Ellbogen.

Rods Rücken krümmte sich vor Schmerzen. Es blieb ihm nur eines übrig, mit der Linken loszulassen, wollte er nicht vor Schmerzen das Bewußtsein verlieren. Aber Rod ging die Chance ein und verließ sich auf sein Durchhaltevermögen. Er verstärkte seinen Griff um Broms Hals. Der Troll brummte erstaunt: „Ein anderer hätte vor Schmerz gewimmert und sich in Sicherheit gebracht, Rod Gallowglass.“ Er zog die Knie ein und sein Fuß glitt Rods Brust hoch unter dessen Kinn und drückte.

Ein würgender Laut entrang sich Rods Kehle. Ein stechender Schmerz bohrte sich in seinen Nacken, als die Rückenwirbel gegeneinander schabten. Wieder senkte sich tiefe Nacht auf ihn herab und erneut funkelten die Sterne vor seinen Augen. „Du mußt mich jetzt loslassen, Gallowglass“, murmelte Brom, „wenn du nicht das Bewußtsein verlieren willst.“ Mußte diese verdammte halbe Portion immer recht haben? Rod löste den Griff und kam mit den Armen auf dem Boden auf. Als er sich schwankend auf die Füße hob, klang ein kehliges Kichern in seine Ohren, denn Brom hatte seinen Griff um Rods Arm nicht gelockert, sondern auch noch seinen anderen Arm um Rods Hals geschlungen, und so zog er ihn mit seinem Gewicht zu Boden. Als Broms Füße den Boden berührten, versetzte er Rod einen heftigen Stoß, daß er rückwärts taumelte. Rod fiel, aber wieder übernahm seine Reaktion. Er zog das Kinn an und milderte seinen Sturz mit den Unterarmen.

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