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Doch daß ihr's wisset, sag' ich's euch mit Worten an:

Als ich des Königshauses ernsten Binnenraum,

Der nächsten Pflicht gedenkend, feierlich betrat,

Erstaunt' ich ob der öden Gänge Schweigsamkeit,

Nicht Schall der emsig Wandelnden begegnete

Dem Ohr, nicht raschgeschäftiges Eiligtun dem Blick,

Und keine Magd erschien mir, keine Schaffnerin,

Die jeden Fremden freundlich sonst begrüßenden.

Als aber ich dem Schoße des Herdes mich genaht,

Da sah ich, bei verglommner Asche lauem Rest,

Am Boden sitzen welch verhülltes großes Weib,

Der Schlafenden nicht vergleichbar, wohl der Sinnenden.

Mit Herrscherworten ruf' ich sie zur Arbeit auf,

Die Schaffnerin mir vermutend, die indes vielleicht

Des Gatten Vorsicht hinterlassend angestellt;

Doch eingefaltet sitzt die Unbewegliche;

Nur endlich rührt sie auf mein Dräun den rechten Arm,

Als wiese sie von Herd und Halle mich hinweg.

Ich wende zürnend mich ab von ihr und eile gleich

Den Stufen zu, worauf empor der Thalamos

Geschmückt sich hebt und nah daran das Schatzgemach;

Allein das Wunder reißt sich schnell vom Boden auf,

Gebietrisch mir den Weg vertretend, zeigt es sich

In hagrer Größe, hohlen, blutig-trüben Blicks,

Seltsamer Bildung, wie sie Aug' und Geist verwirrt.

Doch red' ich in die Lüfte; denn das Wort bemüht

Sich nur umsonst, Gestalten schöpferisch aufzubaun.

Da seht sie selbst! sie wagt sogar sich ans Licht hervor!

Hier sind wir Meister, bis der Herr und König kommt.

Die grausen Nachtgeburten drängt der Schönheitsfreund

Phöbus hinweg in Höhlen, oder bändigt sie.

Chor

Vieles erlebt' ich, obgleich die Locke

Jugendlich wallet mir um die Schläfe!

Schreckliches hab' ich vieles gesehen,

Kriegrischen Jammer, Ilios' Nacht,

Als es fiel.

Durch das umwölkte, staubende Tosen

Drängender Krieger hört' ich die Götter

Fürchterlich rufen, hört' ich der Zwietracht

Eherne Stimme schallen durchs Feld,

Mauerwärts.

Ach! sie standen noch, Ilios'

Mauern, aber die Flammenglut

Zog vom Nachbar zum Nachbar schon,

Sich verbreitend von hier und dort

Mit des eignen Sturmes Wehn

über die nächtliche Stadt hin.

Flüchtend sah ich durch Rauch und Glut

Und der züngelnden Flamme Loh'n

Gräßlich zürnender Götter Nahn,

Schreitend Wundergestalten

Riesengroß, durch düsteren

Feuerumleuchteten Qualm hin.

Sah ich's, oder bildete

Mir der angstumschlungene Geist

Solches Verworrene? sagen kann

Nimmer ich's, doch daß ich dies

Gräßliche hier mit Augen schau',

Solches gewiß ja weiß ich;

Könnt' es mit Händen fassen gar,

Hielte von dem Gefährlichen

Nicht zurücke die Furcht mich.

Welche von Phorkys'

Töchtern nur bist du?

Denn ich vergleiche dich

Diesem Geschlechte.

Bist du vielleicht der graugebornen,

Eines Auges und eines Zahns

Wechselsweis teilhaftigen

Graien eine gekommen?

Wagest du Scheusal

Neben der Schönheit

Dich vor dem Kennerblick

Phöbus' zu zeigen?

Tritt du dennoch hervor nur immer;

Denn das Häßliche schaut er nicht,

Wie sein heilig Auge noch

Nie erblickte den Schatten.

Doch uns Sterbliche nötigt, ach,

Leider trauriges Mißgeschick

Zu dem unsäglichen Augenschmerz,

Den das Verwerfliche, Ewig-Unselige

Schönheitliebenden rege macht.

Ja, so höre denn, wenn du frech

Uns entgegenest, höre Fluch,

Höre jeglicher Schelte Drohn

Aus dem verwünschenden Munde der Glücklichen,

Die von Göttern gebildet sind.

Phorkyas

Alt ist das Wort, doch bleibet hoch und wahr der Sinn,

Daß Scham und Schönheit nie zusammen, Hand in Hand,

Den Weg verfolgen über der Erde grünen Pfad.

Tief eingewurzelt wohnt in beiden alter Haß,

Daß, wo sie immer irgend auch des Weges sich

Begegnen, jede der Gernerin den Rücken kehrt.

Dann eilet jede wieder heftiger, weiter fort,

Die Scham betrübt, die Schönheit aber frech gesinnt,

Bis sie zuletzt des Orkus hohle Nacht umfängt,

Wenn nicht das Alter sie vorher gebändigt hat.

Euch find' ich nun, ihr Frechen, aus der Fremde her

Mit übermut ergossen, gleich der Kraniche

Laut-heiser klingendem Zug, der über unser Haupt,

In langer Wolke, krächzend sein Getön herab

Schickt, das den stillen Wandrer über sich hinauf

Zu blicken lockt; doch ziehn sie ihren Weg dahin,

Er geht den seinen; also wird's mit uns geschehn.

Wer seid denn ihr, daß ihr des Königes Hochpalast

Mänadisch wild, Betrunknen gleich, umtoben dürft?

Wer seid ihr denn, daß ihr des Hauses Schaffnerin

Entgegenheulet, wie dem Mond der Hunde Schar?

Wähnt ihr, verborgen sei mir, welch Geschlecht ihr seid,

Du kriegerzeugte, schlachterzogne junge Brut?

Mannlustige du, so wie verführt verführende,

Entnervend beide, Kriegers auch und Bürgers Kraft!

Zu Hauf euch sehend, scheint mir ein Zikadenschwarm

Herabzustürzen, deckend grüne Feldersaat.

Verzehrerinnen fremden Fleißes! Naschende

Vernichterinnen aufgekeimten Wohlstands ihr!

Erobert', marktverkauft', vertauschte Ware du!

Helena

Wer gegenwarts der Frau die Dienerinnen schilt,

Der Gebietrin Hausrecht tastet er vermessen an;

Denn ihr gebührt allein, das Lobenswürdige

Zu rühmen, wie zu strafen, was verwerflich ist.

Auch bin des Dienstes ich wohl zufrieden, den sie mir

Geleistet, als die hohe Kraft von Ilios

Umlagert stand und fiel und lag; nicht weniger,

Als wir der Irrfahrt kummervolle Wechselnot

Ertrugen, wo sonst jeder sich der Nächste bleibt.

Auch hier erwart' ich Gleiches von der muntern Schar;

Nicht, was der Knecht sei, fragt der Herr, nur, wie er dient.

Drum schweige du und grinse sie nicht länger an.

Hast du das Haus des Königs wohl verwahrt bisher

Anstatt der Hausfrau, solches dient zum Ruhme dir;

Doch jetzo kommt sie selber, tritt nun du zurück,

Damit nicht Strafe werde statt verdienten Lohns.

Phorkyas

Den Hausgenossen drohen bleibt ein großes Recht,

Das gottbeglückten Herrschers hohe Gattin sich

Durch langer Jahre weise Leitung wohl verdient.

Da du, nun Anerkannte, neu den alten Platz

Der Königin und Hausfrau wiederum betrittst,

So fasse längst erschlaffte Zügel, herrsche nun,

Nimm in Besitz den Schatz und sämtlich uns dazu.

Vor allem aber schütze mich, die ältere,

Vor dieser Schar, die neben deiner Schönheit Schwan

Nur schlecht befitticht', schnatterhafte Gänse sind.

Chorführerin

Wie häßlich neben Schönheit zeigt sich Häßlichkeit.

Phorkyas

Wie unverständig neben Klugheit Unverstand.

Choretide 1

Von Vater Erebus melde, melde von Mutter Nacht.

Phorkyas

So sprich von Scylla, leiblich dir Geschwisterkind.

Choretide 2

An deinem Stammbaum steigt manch Ungeheur empor.

Phorkyas

Zum Orkus hin! da suche deine Sippschaft auf.

Choretide 3

Die dorten wohnen, sind dir alle viel zu jung.

Phorkyas

Tiresias, den Alten, gehe buhlend an.

Choretide 4

Orions Amme war dir Ur-Urenkelin.

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