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Was irgend schön und lieblich wär' —

Sie kommt heran, es ist nicht mehr!

Mephistopheles

Auch diese Mühmchen zart und schmächtig,

Sie sind mir allesamt verdächtig;

Und hinter solcher Wänglein Rosen

Fürcht' ich doch auch Metamorphosen.

Lamien

Versuch es doch! sind unsrer viele.

Greif zu! Und hast du Glück im Spiele,

Erhasche dir das beste Los.

Was soll das lüsterne Geleier?

Du bist ein miserabler Freier,

Stolzierst einher und tust so groß! —

Nun mischt er sich in unsre Scharen;

Laßt nach und nach die Masken fahren

Und gebt ihm euer Wesen bloß.

Mephistopheles

Die Schönste hab' ich mir erlesen…

O weh mir! welch ein dürrer Besen!

Und diese?… Schmähliches Gesicht!

Lamien

Verdienst du's besser? dünkt es nicht.

Mephistopheles

Die Kleine möcht' ich mir verpfänden…

Lacerte schlüpft mir aus den Händen!

Und schlangenhaft der glatte Zopf.

Dagegen fass' ich mir die Lange…

Da pack' ich eine Thyrsusstange,

Den Pinienapfel als den Kopf!

Wo will's hinaus?… Noch eine Dicke,

An der ich mich vielleicht erquicke;

Zum letztenmal gewagt! Es sei!

Recht quammig, quappig, das bezahlen

Mit hohem Preis Orientalen…

Doch ach! der Bovist platzt entzwei!

Lamien

Fahrt auseinander, schwankt und schwebet

Blitzartig, schwarzen Flugs umgebet

Den eingedrungnen Hexensohn!

Unsichre, schauderhafte Kreise!

Schweigsamen Fittichs, Fledermäuse!

Zu wohlfeil kommt er doch davon.

Mephistopheles

Viel klüger, scheint es, bin ich nicht geworden;

Absurd ist's hier, absurd im Norden,

Gespenster hier wie dort vertrackt,

Volk und Poeten abgeschmackt.

Ist eben hier eine Mummenschanz

Wie überall, ein Sinnentanz.

Ich griff nach holden Maskenzügen

Und faßte Wesen, daß mich's schauerte…

Ich möchte gerne mich betrügen,

Wenn es nur länger dauerte.

Wo bin ich denn? Wo will's hinaus?

Das war ein Pfad, nun ist's ein Graus.

Ich kam daher auf glatten Wegen,

Und jetzt steht mir Geröll entgegen.

Vergebens klettr' ich auf und nieder,

Wo find' ich meine Sphinxe wieder?

So toll hätt' ich mir's nicht gedacht,

Ein solch Gebirge in einer Nacht!

Das heiß ich frischen Hexenritt,

Die bringen ihren Blocksberg mit.

Oreas

Herauf hier! Mein Gebirg ist alt,

Steht in ursprünglicher Gestalt.

Verehre schroffe Felsensteige,

Des Pindus letztgedehnte Zweige!

Schon stand ich unerschüttert so,

Als über mich Pompejus floh.

Daneben das Gebild des Wahns

Verschwindet schon beim Krähn des Hahns.

Dergleichen Märchen seh' ich oft entstehn

Und plötzlich wieder untergehn.

Mephistopheles

Sei Ehre dir, ehrwürdiges Haupt,

Von hoher Eichenkraft umlaubt!

Der allerklarste Mondenschein

Dringt nicht zur Finsternis herein. —

Doch neben am Gebüsche zieht

Ein Licht, das gar bescheiden glüht.

Wie sich das alles fügen muß!

Fürwahr, es ist Homunculus!

Woher des Wegs, du Kleingeselle?

Homunculus

Ich schwebe so von Stell' zu Stelle

Und möchte gern im besten Sinn entstehn,

Voll Ungeduld, mein Glas entzweizuschlagen;

Allein, was ich bisher gesehn,

Hinein da möcht' ich mich nicht wagen.

Nur, um dir's im Vertraun zu sagen:

Zwei Philosophen bin ich auf der Spur,

Ich horchte zu, es hieß: Natur, Natur!

Von diesen will ich mich nicht trennen,

Sie müssen doch das irdische Wesen kennen;

Und ich erfahre wohl am Ende,

Wohin ich mich am allerklügsten wende.

Mephistopheles

Das tu auf deine eigne Hand.

Denn wo Gespenster Platz genommen,

Ist auch der Philosoph willkommen.

Damit man seiner Kunst und Gunst sich freue,

Erschafft er gleich ein Dutzend neue.

Wenn du nicht irrst, kommst du nicht zu Verstand.

Willst du entstehn, entsteh auf eigne Hand!

Homunculus

Ein guter Rat ist auch nicht zu verschmähn.

Mephistopheles

So fahre hin! Wir wollen's weiter sehn.

Anaxagoras

Dein starrer Sinn will sich nicht beugen;

Bedarf es Weitres, dich zu überzeugen?

Thales

Die Welle beugt sich jedem Winde gern,

Doch hält sie sich vom schroffen Felsen fern.

Anaxagoras

Durch Feuerdunst ist dieser Fels zu Handen.

Thales

Im Feuchten ist Lebendiges erstanden.

Homunculus

Laßt mich an eurer Seite gehn.

Mir selbst gelüstet's, zu entstehn!

Axanagoras

Hast du, o Thales, je in einer Nacht

Solch einen Berg aus Schlamm hervorgebracht?

Thales

Nie war Natur und ihr lebendiges Fließen

Auf Tag und Nacht und Stunden angewiesen.

Sie bildet regelnd jegliche Gestalt,

Und selbst im Großen ist es nicht Gewalt.

Anaxagoras

Hier aber war's! Plutonisch grimmig Feuer,

äolischer Dünste Knallkraft, ungeheuer,

Durchbrach des flachen Bodens alte Kruste,

Daß neu ein Berg sogleich entstehen mußte.

Thales

Was wird dadurch nun weiter fortgesetzt?

Er ist auch da, und das ist gut zuletzt.

Mit solchem Streit verliert man Zeit und Weile

Und führt doch nur geduldig Volk am Seile.

Anaxagoras

Schnell quillt der Berg von Myrmidonen,

Die Felsenspalten zu bewohnen;

Pygmäen, Imsen, Däumerlinge

Und andre tätig kleine Dinge.

Nie hast du Großem nachgestrebt,

Einsiedlerisch-beschränkt gelebt;

Kannst du zur Herrschaft dich gewöhnen,

So laß ich dich als König krönen.

Homunculus

Was sagt mein Thales? +

Thales

Will's nicht raten;

Mit Kleinen tut man kleine Taten,

Mit Großen wird der Kleine groß.

Sieh hin! die schwarze Kranichwolke!

Sie droht dem aufgeregten Volke

Und würde so dem König drohn.

Mit scharfen Schnäbeln, krallen Beinen,

Sie stechen nieder auf die Kleinen;

Verhängnis wetterleuchtet schon.

Ein Frevel tötete die Reiher,

Umstellend ruhigen Friedensweiher.

Doch jener Mordgeschosse Regen

Schafft grausam-blut'gen Rachesegen,

Erregt der Nahverwandten Wut

Nach der Pygmäen frevlem Blut.

Was nützt nun Schild und Helm und Speer?

Was hilft der Reiherstrahl den Zwergen?

Wie sich Daktyl und Imse bergen!

Schon wankt, es flieht, es stürzt das Heer.

Anaxagoras

Konnt' ich bisher die Unterirdischen loben,

So wend' ich mich in diesem Fall nach oben…

Du! droben ewig Unveraltete,

Dreinamig-Dreigestaltete,

Dich ruf' ich an bei meines Volkes Weh,

Diana, Luna, Hekate!

Du Brusterweiternde, im Tiefsten Sinnige,

Du Ruhigscheinende, Gewaltsam-Innige,

Eröffne deiner Schatten grausen Schlund,

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