Zohra, heute als Burokauffrau tatig, ist eine von ca. 15,3 Millionen Migranten aus unterschiedlicher Herkunft, die in Deutschland leben und arbeiten. Mit vierzehn Jahren kam sie nach Deutschland und wurde zunachst in die 8. Klasse einer Hauptschule eingestuft. Es folgte der Besuch der Realschule und einer hoheren Handelsschule, bevor der weitere Besuch einer Fachoberschule aufgrund zu geringer Sprachkenntnisse abgelehnt wurde. Wenig spater nahm sie uber einen privaten Bildungstrager eine Praktikantenstelle an der Universitat Kassel an, in der sie vor allem ihre vielseitigen sprachlichen Kompetenzen einsetzen konnte. Dies erkannten auch ihre Vorgesetzten und boten ihr eine Ausbildung zur Burokauffrau an. Der berufliche Lebenslauf von Zohra zeigt die Potenziale bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund auf, lsst aber gleichzeitig auch mgliche Probleme junger Migranten im deutschen Bildungssystem erkennen. Ich habe die Biografie von Zohra zum Anlass genommen, herauszufinden, ob jugendliche Migranten interkulturelle Kompetenzen besitzen und ob der Einsatz der vorhandenen Potenziale den wohl schwierigen Zugang zum deutschen Bildungssystem verbessert. Das vorliegende Buch klrt zunchst die Frage nach den Ursprngen, der Entwicklung und dem Verstndnis interkultureller Kompetenz. Menschen aus unterschiedlichen Kulturen besitzen verschiedene Identitten, die durch ihre kulturelle Prgung bestimmt sind. Sie lernen mit- und voneinander. Die Begriffe Kultur und Identitt sind aufgrund dieser Tatsache wichtige Bausteine interkultureller Kompetenz. Weiterhin entstehen durch das Aufeinandertreffen von Menschen in kulturellen berschneidungssituationen Vorurteile, Stereotype und Ethnozentrismus, die einen Ansatzpunkt interkulturellen Lernens darstellen. Das Ergebnis des Prozesses des interkulturellen Lernens stellt den interkulturellen Kompetenzerwerb dar, der bei den jugendlichen Migranten durch das Aufwachsen zwischen den Kulturen ausgeprgter erscheint als bei deutschen Jugendlichen. Dadurch kann eine mgliche interkulturelle Kompetenz Jugendlicher mit Migrationshintergrund fr eine weitere Schlsselqualifikation in der deutschen Bildung stehen. Weiterhin zeigt ein Blick auf die Bildungslage der jugendlichen Migranten im deutschen Bildungssystem, wie bedeutsam der Einsatz interkultureller Kompetenzen fr ihren weiteren beruflichen Lebensweg sein kann. Hier wird vor allem die Problematik an den bergngen von der Schule in die Ausbildung und von der Ausbildung in den Beruf deutlich, und die Grnde fr diese Chancenungleichheit der Migrantenjugendlichen im Vergleich zu den deutschen Jugendlichen in unserem Bildungssystem beschrieben. Die schlechteren Bildungsverlufe der Migrantenjugendlichen werden mit dem Kulturkonflikt und den sprachlichen Defiziten begrndet. Ausgehend von der Kritik an dieser Sichtweise wendet sich dieses Buch den Ressourcen und Potenzialen der jungen Migranten zu und stellt ein Forschungsprojekt des Bundesinstitutes fr Berufsbildung (BIBB) nher vor. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes liefern eine Basis fr die nachhaltige Verbesserung der Bildungsbeteiligung der Migrantenjugendlichen und versuchen interkulturelle Kompetenzen zu identifizieren. Durch Kompetenzfeststellungsverfahren wird ein mglicher Weg beschrieben, den interkulturellen Kompetenzerwerb in einen biografischen Zusammenhang zu stellen.