Im allgemeinen literarischen Bewusstsein liegt die eigentlich produktive Phase des Dichters Klopstock in seiner ersten Lebenshalfte, reprasentiert durch das 'Messias'-Epos und einige Oden im Stile der neu konzipierten 'spirituellen hohen Poesie'. Der andere Klopstock, jener der zweiten Schaffenszeit, gilt vielfach als inkommensurabel, als abwegig oder so gut wie nicht existent. Das betrifft vor allem den Verfasser gesellschaftskritischer, 'pragmatisch-profaner' Texte. Das Prosawerk 'Die Deutsche Gelehrtenrepublik' sowie die Oden und Schriften, die Klopstock, der spatere 'citoyen francais', anlasslich der Franzosischen Revolution verfasst hat, gehoren in diesen Zusammenhang. Beide Bereiche, der des sogenannten 'heiligen' Dichters sowie des patriotischen, politikkritischen, rhetorischen Autors konnen nicht isoliert gesehen werden. Sie stehen gleichrangig in teils korrespondierender, teils kontroverser Wechselbeziehung.