Tugenden gehoren nicht unbedingt zu den aktuellen und innovativen Begriffen, vielmehr kann ihnen schon fast ein angestaubtes" Image attestiert werden. Demgegenuber steht vor allem im Kontext von padagogischer Arbeit der Ruf nach der Vermittlung von Werten und Tugenden. Diese Forderung wird besonders haufig in Hinblick auf die gesellschaftliche und berufliche Integration von Jugendlichen mit niedrigem Bildungsniveau erhoben. Spielen Werte und Tugenden eine Rolle zum Eingang in die Berufsausbildung? Fordern die Anbieter von Ausbildungsplatzen tugendhafte Bewerber und sind daher Lehrer gefordert, die Tugenden ihrer Schuler zu starken? Konnen Tugenden Jugendlichen mit schlechten Chancen auf dem Ausbildungsmarkt Orientierungen bieten? Werden Tugenden deontologisch verstanden oder verkurzt auf Sekundartugenden und wird in der Vermittlung von Werten und Tugenden der Weg zu gesellschaftlich erwunschten Verhaltensanpassungen gesehen, so begrenzt sich in diesem Verstandnis die Frage nach Orientierung fur benachteiligte Jugendliche auf gesellschaftliche Integration. Dagegen steht das aristotelische Tugendverstandnis in der Perspektive Lebensgluck.