Keime oder Kummer? Krper oder Seele? Entweder oder - sowohl als auch? Derlei Ursachenforschung haben Mediziner zu betreiben, wenn Kranke ber Bauchweh klagen und zu viele Schnitzel am Abend oder bermiges Bauchmuskel-Training als Grnde auszuschlieen sind. Doch so systematisch wie in den Medizinlehrbchern gestaltet sich die Diagnostik nicht. Die meisten Therapeuten stellen in der Praxis schnell fest, dass sich das Individuum Patient in kein Schema pressen lsst. Eine Flexibilisierung erlernter Konzepte und die konstruktive, interdisziplinre Zusammenarbeit gelingen ihnen dennoch oft nicht. Barrieren zwischen den Fachgebieten wirken hierbei ebenso erschwerend wie Widerstnde und Gewohnheiten vieler Patienten oder konomischer und zeitlicher Druck. In unserem hoch spezialisierten Medizinsystem wird auch der Patient "fragmentiert". So richtet sich in der Krpermedizin die therapeutische Aufmerksamkeit berwiegend auf einzelne Organe. Doch Krankenkassen-Statistiken zeigen: Whrend der Krankenstand insgesamt sinkt, steigt seit etwa einem Jahrzehnt die Arbeitsunfhigkeit infolge psychischer Strungen kontinuierlich an. Das Nachdenken ber die Wirksamkeit psychologischer Anstze in der krperlichen Heilbehandlung ist somit ein hochaktuelles Erfordernis, dessen Brisanz auch durch die steigende Lebenserwartung weiter wchst. Es ist an der Zeit, die eigene "Expertenwolke" zu verlassen, im Denken wie im Handeln!Diese Studie soll dazu anregen. Sie beleuchtet die Rolle seelischer Aspekte fr die Beurteilung von Krankheiten und zeigt anhand vieler praktischer Beispiele, dass die Psyche des Patienten sich nicht fr die Zeit einer Krperbehandlung abschalten lsst. Die Persnlichkeit des Therapeuten entscheidet daher oftmals ebenso stark ber den Heilungsverlauf wie seine fachliche Kompetenz. Im Hinblick darauf werden eingefahrene Gleise der heutigen Medizinpraxis, einschlielich des Fachgebietes der Psychosomatik, einer kritischen Bestandsaufnahme unterzogen. Der Status quo offenbart sich dabei als problematisch und wenig zukunftsfhig. Krpermedizin erschpft sich vielerorts in unpersnlichem Technikbetrieb, die Psychologie verwirrt mit einer Vielfalt von Lehrmeinungen, Kranke sind vorrangig als Kostenfaktoren eines berteuerten Gesundheitswesens von ffentlichem Interesse, rzte empfinden sich als Fliebandarbeiter. In der Auseinandersetzung mit diesen aktuellen Problemen ermutigt die Studie zu mehr interdisziplinrer Vernetzung und gibt praxisorientierte Tipps - nicht nur fr gestandene Mediziner, sondern auch fr Studierende. Zudem wird fr eine Behandlungsgestaltung geworben, die es dem Kranken und seinem Therapeuten ermglicht, sich partnerschaftlich auf die subjektive Wirklichkeit des anderen einzulassen. Die vorliegende Studie vermittelt Anregungen fr alle, die in der modernen Krpermedizin an Grenzen stoen und nach erweiterten Sichtweisen und Mglichkeiten suchen. Besonders angesprochen sind medizinische Berufstrger wie rzte, Psychotherapeuten, Pflegekrfte oder Physio- und Ergotherapeuten. Inhaltlich und sprachlich wurde die Arbeit aber bewusst so gestaltet, dass sie auch fr Patienten und andere interessierte Laien verstndlich ist und Impulse zu einem konstruktiveren Umgang mit Krankheit bietet.
