Die agyptische Muslimbruderschaft ist eine der altesten und bedeutendsten Organisationen des politischen Islam in der arabischen Welt. Ihre Geschichte beginnt mit der Grundung 1928 in Agypten. In einem stetigen Wechsel aus Konfrontation, gegenseitiger Tolerierung und kritischer Distanz mit dem jeweils in Agypten herrschenden Regime hat sich die Ideologie der Bruderschaft gewandelt. Von einer primar auf die Errichtung eines islamischen Staates und die Beendigung der kolonialen Fremdherrschaft ausgerichteten in Teilen radikalen Organisation ist es der Fuhrung der Bruderschaft seit den 1970er Jahren gelungen, einen ideologischen Schritt zur Befurwortung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu vollziehen. Die Parlamentswahlen in Agypten 2005 haben die tiefe Verankerung der Bruderschaft innerhalb der Bevolkerung sichtbar gemacht und die Muslimbruderschaft so zu einem der wichtigsten politischen Akteure in Agypten gemacht. Diese Arbeit hat sich zur Aufgabe gestellt, die Prozesse, die zu einer Anderung der ideologischen Ausrichtung der Muslimbruderschaft fuhrten nachzuzeichnen. Durch Interviews mit Mohammed Habib (stv. Vorsitzender der Bruderschaft) und vielen weiteren Mitgliedern der agyptischen Opposition soll eine anschauliche Grundlage der Denkweisen der Bruderschaft gegeben werden.