Mit Stefano Guazzos Dialog 'La Civil Conversazione' erschien 1574 in Brescia ein Werk, das den Gesellschaftsfragen im Europa der Fruhen Neuzeit entscheidende Impulse gab. Indem er alle sozialen Schichten in seine uberlegungen einbezieht, betont Guazzo das uberstandische Ideal einer umfassenden Kultivierung und Vervollkommnung des Menschen. Damit treibt er die Demokratisierung von Anstand und Bildung voran, die ihm als das geeignete Mittel der Verstandigung zwischen den einzelnen sozialen Standen und innerhalb derselben erscheinen. Er widerlegt Vorurteile, betont den Adel der Tugend und relativiert den Vorrang des Geburtsadels, um den menschlichen Beziehungen eine gerechte Grundlage zu geben. Der Schlussel dazu ist die 'civil conversazione', der Guazzo eine moralische wie erkenntnisfordernde Kraft zuschreibt und diese im Verlauf seines Dialogs vorfuhrt. Guazzo spielt im Kulturtransfer zwischen Italien und Frankreich eine herausragende Rolle, zu der in dieser Untersuchung erstmals prazise Informationen gegeben werden. Zudem wird gezeigt, wie Guazzos Vorstellungen in unterschiedlichen Stromungen des 17. Jahrhunderts ihren Niederschlag finden.